Antibiotika in der Lebensmittelkette bleiben ein Problem
Mittwoch, 17. Oktober 2012
dpa
Karlsruhe – Antibiotika in Lebensmitteln sind weiterhin ein Problem. Das wurde
auf der internationalen sogenannten Max Rubner Conference zu Antibiotika in der
Lebensmittelkette deutlich, die vom 8. bis 10. Oktober am Max Rubner-Institut
(MRI) in Karlsruhe stattfand.
Der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung sei aus mehreren Gründen
problematisch, führte Jörg Hartung von der Stiftung Tierärztliche Hochschule in
Hannover aus: Neben der Resistenzbildung gelangten mit der Stallabluft
Antibiotika, aber auch resistente Mikroorganismen, bis zu mehrere hundert Meter
in die Umgebung. Zudem fänden sich in Fleisch, Milch und Eiern von Betrieben
mit intensivem Antibiotika-Einsatz Rückstände und Abbauprodukte dieser
Substanzen.
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Derzeit würden von den rund 8.000 bekannten antibiotisch wirksamen Substanzen
geschätzte 80 Wirkstoffe in rund 2.700 Präparaten für Mensch und Tier genutzt,
so Hartung. In der Tierhaltung überwögen die Tetrazykline, gefolgt von
Beta-Lactamen und der Gruppe der Sulfonamide und Trimethoprim.
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Insgesamt wurden laut Bericht des Bundesamts für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit (BVL) im Jahr 2011 rund 1.734 Tonnen Antibiotika von der
pharmazeutischen Industrie an Veterinäre geliefert.
Problematisch, aber selten im Fokus sei die Situation beim Honig, warnte Gerd
Hamscher von der Universität Gießen: Hier gebe es keine Zulassung für den
Einsatz von Antibiotika. Dennoch würden mehr positive Proben beim Honig
ermittelt als beim Fleisch. Dies sei besonders problematisch, weil Antibiotika
im Honig keinem Metabolismus unterlägen, sondern direkt im Honig aufzufinden
seien, so Hamscher.
Grundsätzlich vertrat Hamscher die Ansicht, dass es dringend nötig sei, den
Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung möglichst zu reduzieren. „Irgendwo
gehen die Substanzen hin, viele Bestandteile sind sehr persistent. Meistens
landet ein Cocktail daraus im Boden, in den Pflanzen und im Staub“, sagte er.
Diese Auffassung bestätigten die Ergebnisse der Untersuchungen von Christine
Schwake-Anduschus vom Max Rubner-Institut, für Getreide und Manfred Grote,
Universität Paderborn, für Gemüse. In der Wachstumskammer wie unter realen
Bedingungen in der Umwelt konnten sie zeigen, dass bestimmte Antibiotika und
ihre Abbauprodukte, darunter Chlortetrazyklin, von den Wurzeln der Pflanzen
aufgenommen werden und bei Getreide bis in die Körner, bei Lauch, Salat oder
Kohl bis in die Blätter gelangen. Dabei lag die nachgewiesene Menge der
Substanzen beim Getreide bei maximal fünf Mikrogramm pro Kilogramm, beim Gemüse
reichten die Konzentrationen vom Mikrogramm- bis zum Milligramm-Bereich pro
Kilogramm Frischmasse.
Thomas Blaha von der Stiftung Tierärztliche Hochschule in Hannover betonte, das
Bewusstsein beim Umgang mit Antibiotika müsse noch schärfer werden. „Noch viel
zu wenige haben erkannt, dass es sich hier nicht um eine Privatsache, sondern
um ein öffentliches Gut handelt, das unbedingt zu schützen ist“, sagte er. © hil/aerzteblatt.de