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ag-landwirtschaft - Re: [Ag-landwirtschaft] dörfliche Lebensweise

ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft

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Re: [Ag-landwirtschaft] dörfliche Lebensweise


Chronologisch Thread 
  • From: Detmar Kleensang <detmar AT gmx.de>
  • To: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-landwirtschaft] dörfliche Lebensweise
  • Date: Sun, 2 Sep 2012 06:33:55 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-landwirtschaft>
  • List-id: <ag-landwirtschaft.lists.piratenpartei.de>

Und warum sind die Milchpreise wieder so niedrig? Weil damals zwar relativ geschlossen Produktionsmenge vom Markt genommen wurde, durch die Bauern selber, und damit ein Signal gesetzt wurde an die Abnehmer, die dann die Preise erhöhen mussten, wenn sie noch Rohstoff bekommen wollten. Aber das war eben nur ein kurzfristiges Marktsignal, an der von der Politik zu verantwortenden Marktregeln hat sich nichts geändert. Der Milchmarkt funktioniert noch immer genau so wie vor 10, 20 und 30 Jahren. Und an diesem Markt haben die Milcherzeuger laut Bundeskartellamt nichts zu melden. Dadurch werden die Erzeuger klein gehalten, und einzeln, während sich die Verarbeiter und der Handel immer weiter konzentrieren und ihre Marktmacht gegenüber den Bauern wie auch gegenüber den Verbrauchern immer weiter ausbauen.

Hier müsste ein eindeutiges Signal seitens der Politik kommen, dass der Markt so geregelt wird, damit wieder alle potentiellen Marktteilnehmer, alle Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette, annähernd gleichberechtigt und auf Augenhöhe miteinander verhandeln können. Erst wenn die Marktverhältnisse regulativ so aufgebaut sind, dass nicht mehr einzelne Akteure am Markt von anderen ausgebeutet werden können, dann kann sich etwas zum Wohle aller ändern. 

Dieses ganze "Zeug" (Entschuldigung) mit Regionalität, Konventionell und Bio nebeneinander in den Läden, Transportreichweiten und -zeiten, das sind alles nur "Zugaben", die man machen kann, um die Vielfältigkeit im Angebot zu erhöhen und um den Verbrauchern eine verbesserte Entscheidungsfreiheit beim Kauf ihrer Nahrungsmittel zu bieten. Die ganzen Dinge ändern aber nichts an der Marktsituation! Nicht viel, nicht grundlegend. Und wenn, dann vornehmlich und in erster Linie für die Verbraucher (was ich ja gutheissen muss, bin selber als Landwirt ja auch Verbraucher), würde die Erzeuger aber am Markt nur noch mehr einschränken und noch mehr Auflagen generieren, welche den Erzeugern aufgelastet werden würden, während Handel und Verarbeitungsindustrie derlei mögliche Produktionkostensteigerungen aber weiter ungehindert auf die Erzeuger abwälzen könnten. Für die Erzeuger würde es also nicht viel bringen, wahrscheinlich sogar die Marktsituation noch weiter verschärfen.

Das ist, was ich in den letzten 30 Jahren beobachtet und gelernt habe. Weil es immer diese Methodik der Politik war, in den Markt einzugreifen, damit er möglichst verbessert wird. Hat nur nie wirklich etwas gebracht für die Landwirte. Es gibt trotz aller Bio-Förderung (ja, das ist nicht so viel) kaum biologisch wirtschaftende Erzeuger. Die Angebotsvielfalt hat sich wohl erhöht, aber das Preis/Leistungs-Verhältnis hat sich nicht gerade verbessert. 

Also müsste man mal andere Ansätze versuchen, um hier etwas ins Lot zu bekommen, das sonst nur immer weiter aus dem Ruder läuft. Man müsste explizit an die Marktstellung der einzelnen Akteure ran gehen, um das Gleichgewicht dieser Akteure gegenüber einander zu befördern. Wenn der Markt für alle Beteiligten in einem relativ ausgewogenen Verhältnis funktionieren kann, dann regelt der Markt schon den Rest, was die Angebotsvielfalt angeht. Alles weitere, was fördern oder bremsen möchte, sind dann Zugaben. Meine Meinung.

Gruß, Detmar


Am 02.09.2012 um 00:22 schrieb Pirat Wolfgang:

Natürlich geht das auch mit mehreren Verbänden Detmar,

so hatte ich das nicht gemeint. Eigentlich bräuchte man überhaupt keinen
Verband, es müssen nur genügend einzelne sich zusammentun und für ihre
Interessen kämpfen. Aber genau daran fehlt es bei den Bauern. Vor ein paar
Jahren haben die Milchviehhalter erfolgreich für höhere Preise gekämpft.
Danach ist die Front aber wieder auseinander gefallen, nun ist der
Milchpreis wieder so niedrig wie zuvor.

LG

Wolfgang





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