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Sent: Wednesday, March
21, 2012 8:01 PM
Subject: Bauernorganisation
AbL warnt vor Agrarindustrie-Bio
Arbeitsgemeinschaft
bäuerliche Landwirtschaft e.V.
Landesverband Niedersachsen/Bremen -
Pressesprecher :
Eckehard
Niemann, Varendorferstr.24, 29553 Bienenbüttel
T: 0151 - 11 20 16 34, Mail: eckehard.niemann AT freenet.de
Pressemitteilung
Bauernorganisation AbL warnt vor „Agrarindustrie-Bio“
Vor einem weiteren Vordringen von Konzernen
in der Bio-Geflügelhaltung zu Lasten bäuerlicher Strukturen warnt die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und verweist
exemplarisch auf den „Wiesengold“-Komplex um den Südoldenburger Unternehmer
Heinrich Tiemann. Ein Großteil der deutschen Bio-Eier komme bereits von der
„Eiervermarktung Wiesengold Landei GmbH & Co.KG“, dessen Mehrheit vor einiger
Zeit vom größten agrarindustriellen Eierkonzern „Deutsche Frühstücksei“
übernommen worden sei. In der ökologischen Hähnchen- und Putenmast drohe eine
ähnliche Entwicklung, wobei der Name Tiemann vor allem in Ostdeutschland im
Zusammenhang mit dem Aufbau von Bio-Großanlagen immer häufiger auftauche.
An vielen Standorten wehrten sich bereits Bürgerinitiativen gegen die
Emmissionen aus „Öko“-Groß-Farmen mit zehntausend oder gar mehreren
Zehntausenden von Tieren. Dieser Tage soll der Landkreis Diepholz nach Angaben
und Beschwerden von Anwohnern im Ort Rechtern sogar per Verfügung die
rechtswidrige Belegung eines Stalles mit 25.000 Hühnern durch Tiemann untersagt
haben.
Das Statistische Bundesamt hatte bereits 2008 die Herkunft der Bio-Eier in Betrieben
mit mehr als 3.000 Hennenplätzen untersucht: knapp die Hälfte stammte aus
Betrieben mit mehr als 30.000 Tieren. „Kann das noch Bio sein?“ fragte zu
dieser „Bio-Massentierhaltung“ auch die Bio-Zeitschrift „Schrot & Korn“ -
angesichts der Pläne der Gollwitzer Agrar GmbH, in Brandenburg 60.000 Biohennen
aufzustallen. Solche Größenordnungen, so Kritiker, hätten oft keine eigene
Futtergrundlage, Auslauf und Herdenverhalten der Tiere werde dadurch massiv
erschwert oder verhindert, Federpicken und Kannibalismus nähmen zu.
Bestimmte Bereiche der Haltung sind laut AbL von der EU-Öko-Verordnung noch
nicht einmal ausreichend erfasst, die z.B. bei der Regelung des Auslaufs
ohnehin weniger streng als die Richtlinien von Bioverbänden sei. Mit dem
Vordringen von „Bio-Geflügel-Konzernen“ sei auch die Gefahr verbunden, dass
deren Einfluss auf die Gestaltung der Richtlinien, der Vermarktung und der
Praxis weiter wachse. Berichte über Verstöße in diesem Bereich stützen laut AbL
diese Sorgen.
Von einer „Industrialisierung der Bio-Landwirtschaft“ spreche denn auch Walter
Höhne, Vorstand der „Biohennen AG“, die die Eier von bäuerlichen
Familienbetrieben vermarktet. Dies gilt laut AbL umso mehr, wenn
agrarindustrielle Unternehmen auch den Biosektor abgreifen wollten, so z.B. der
Landbaukonzern KTG Agrar oder die ostdeutschen Großbetriebe von „Biofarmers“.
Auch Tiemann sei indirekt verknüpft mit Futtermittel-Firmen wie „GS agri“ und
„Fleming & Wendeln“, die wiederum an immer mehr riesigen agrarindustriellen
Schweineanlagen beteiligt seien.
Es sei zu hoffen, so die AbL-Vertreter Eckehard Niemann, dass der renommierte
Bioverband „Naturland“, unter dessen Label Tiemann vermarkte, die damit
verbundenen Risiken im Blick habe. Es reiche auch nicht, auf die relativ
besseren Haltungsbedingungen in Bio-Konzern-Ställen gegenüber denen in
„normalen“ Agrarfabriken hinzuweisen. Auch im Biobereich gebe es eine wachsende
Bewegung für „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“. 3.215 Zeichen - 21.03.2012