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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 74, Eintrag 1

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

Listenarchiv

Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 74, Eintrag 1


Chronologisch Thread 
  • From: Sandra Leurs <sandra.leurs AT piratenpartei-nrw.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 74, Eintrag 1
  • Date: Fri, 1 Apr 2016 14:26:46 +0200 (CEST)
  • Importance: Medium
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Hallo syna,
dem allen kann ich nur zustimmen, für mich müsste eine Bürgerversicherung
her, wo alle gleich versichert und behandelt werden. Um so zur
Solidargemeinschaft bei zu tragen, gehören die PKV abgeschafft.
Liebe Grüße Sandra Leurs KV Krefeld. :)
> ag-gesundheitswesen-request AT lists.piratenpartei.de hat am 1. April 2016 um
> 12:00 geschrieben:
>
>
> Um E-Mails an die Liste AG-Gesundheitswesen zu schicken, nutzen Sie
> bitte die Adresse
>
> ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
>
> Um sich via Web von der Liste zu entfernen oder draufzusetzen:
>
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen
>
> oder, via E-Mail, schicken Sie eine E-Mail mit dem Wort 'help' in
> Subject/Betreff oder im Text an
>
> ag-gesundheitswesen-request AT lists.piratenpartei.de
>
> Sie können den Listenverwalter dieser Liste unter der Adresse
>
> ag-gesundheitswesen-owner AT lists.piratenpartei.de
>
> erreichen
>
> Wenn Sie antworten, bitte editieren Sie die Subject/Betreff auf einen
> sinnvollen Inhalt der spezifischer ist als "Re: Contents of
> AG-Gesundheitswesen digest..."
>
>
> Meldungen des Tages:
>
> 1. Re: Privates Gesundheitssystem? (syna)
>
>
> ----------------------------------------------------------------------
>
> Message: 1
> Date: Thu, 31 Mar 2016 11:32:15 +0000
> From: syna <syna AT news.piratenpartei.de>
> To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> Subject: Re: [AG-Gesundheit] Privates Gesundheitssystem?
> Message-ID: <202$494191$1459423935 AT news01.piratenpartei.de>
> Content-Type: text/plain; charset=utf-8; format=flowed
>
> Tataaaa, liebe Piraten,
>
> die 90-Tage-Frist ist schon wieder abgelaufen. Und deshalb ist meine
> Übersicht zur
> PKV schon wieder weg.
>
> /Zack weg/ - wird hier einfach gelöscht *fierceley angry looking*.
>
> Deshalb ein Refresh, für verspätete Forums-Leser und
> Gesundheits-Interessierte: Denn
> nach 90 Tagen werden hier alle Beiträge gelöscht, und die Links hier
> funktionieren
> dann nicht mehr.
>
> (Ich weiß, das ist eigentlich nur eine große "Mailing-Liste". Trotzdem
> erreichen mich immer
> wieder Anfragen und Beschwerden, dass die Links hier nicht mehr
> funktionieren).
>
> --------------------------------------------------------------------------------------------------
>
> Die Basis der Diskussion sind diese (1) bis (4) Hypothesen:
> Probleme, die durch die PKV verursacht werden:
>
> 1. Ungerechte Feudalstruktur durch die PKV
> 2. Erhebliche Fehlallokationen in fast jedem Fachbereich.
> 3. Forschungsleistungen sind viel schlechter.
> 4. Uneffiziente duale Strukturen (doppelte Facharztschiene,
> Drehtürmedizin) - nur zum Wohle der Privatversicherten.
>
> ==========================================================
> ==========================================================
>
> Bei jeder Leistung des Gemeinwesens, also des Staates für den Einzelnen,
> stellt
> sich die Frage, wie diese bezahlt werden soll. Wie also Lasten verteilt
> werden:
> Je nachdem, ob man einem hochherrschaftlichen Feudalsystem zugewandt ist
> oder ob man ein egalitär demokratisches System bevorzugt, wird die Antwort
> unterschiedlich ausfallen.
>
> Im Gesundheitssystem wird diese Frage besonders pikant, denn es geht ja um
> die Gesundheit des Einzelnen. Im Ernstfall geht es um Leben und Tod - um
> die
> Frage, wieviel ein Leben oder ein Mensch wert ist. Soll das Leben oder der
> Wert eines Menschen von seinem Einkommen abhängen? Wäre so eine
> Abhängigkeit überhaupt mit dem Eid des Hippokrates vereinbar?
>
> Bezüglich des Gütermarktes gibt große Unterschiede gibt. Der Begüterte
> kann
> sich eine Motoryacht leisten, der andere gerade mal einen klapprigen Golf.
> Das
> mag ja auch o.k. sein. Aber wenn es um Gesundheit, um Lebenserwartung, um
> Leben oder Tod geht: Soll auch hier die Brieftasche entscheidend sein? Was
> für
> eine Gesellschaft, was für einen Staat wollen wir?
>
> Im Gesundheitssystem Deutschlands finden wir heutzutage ein Feudalsystem
> vor: Wir haben ein typisches 2-Klassensystem: Die Richtig-Gut-Verdiener
> sind
> privatversichert in der PKV und die übrigen sind gesetztlich versichert
> (GKV).
> Die Auswirkungen des 2-Klassensystems durch die PKV sind im Wesentlichen
> die folgenden Vier:
>
> ----------------------------------------------------------------------------------
> 1. Ungerechte Feudalstruktur durch die PKV
> ----------------------------------------------------------------------------------
> Alleine die Solidargemeinschaft der gesetzlich Versicherten muss die
> Behandlung
> derer bezahlen, die selbst kein ausreichendes Einkommen haben. Dazu zählen
> mitversicherte Ehefrauen, Kinder, Arbeitslose und Hartz-IV-Empfänger.
> Privat
> Versicherte beteiligen sich nicht an diesem Sozialtransfer, sie bezahlen
> lediglich
> ihr in der Regel niedriges Krankheitsrisiko. Der minimale Steuertransfer,
> den es
> gibt, ändert an dieser Tatsache nichts.
>
> Das sieht konkret dann so aus: Ein Arbeitnehmer mit 3800 € Einkommen
> zahlt
> 550 € Beitrag (einschließlich Arbeitgeberanteil). Von diesen 550 €
> werden etwa
> 250 € verwendet, um damit die medizinische Versorgung von
> Einkommensschwachen
> zu finanzieren. Dagegen bringt ein privat Versicherter mit genau dem
> gleichen
> Einkommen nicht einen einzigen Euro für die Solidargemeinschaft auf! Er
> kann
> sein Geld ganz dafür ausgeben, sich selbst eine bessere medizinische
> Behandlung zu kaufen!
>
> Der Kassenpatient dagegen muss er sich vom Arzt oft behandeln lassen, als
> ob
> er der Ausnutzer des Systems wäre, nur weil er für den Arzt nicht so
> lukrativ ist.
> Noch schlimmer: Ist er ernsthaft krank (Krebs, Herz), dann kann er einen
> Spezialisten gar nicht erst konsultieren.
>
> Die Private Krankenversicherung subventioniert nicht das System, sondern
> bezahlt
> nur die Luxusversorgung ihrer Versicherten und profitiert von der
> Subvention
> durch die ihren eigenen Mitgliedern erlassenen Solidarbeiträge.
>
> Damit - und mit der besseren Behandlung der PKVler - hat man eine
> Struktur, die
> sonst nur aus dem feudalen Mittelalter bekannt ist. Die ungerechte
> Feudalstruktur
> durch die PKV!
>
> ==========================================================
>
> Nicht genug damit. Durch die Nichtbeteiligung der PKV-Versicherten an der
> Solidarität kann die PKV pro Versichertem mehr bezahlen - und genau das
> weckt
> Begehrlichkeiten und führt zu einer drastischen Verzerrung im
> Gesundheitswesen:
>
> ----------------------------------------------------------------------------------
> 2. Erhebliche Fehlallokationen in fast jedem Fachbereich.
> ----------------------------------------------------------------------------------
> Fehlallokation: Gut ausgebildete Spezialisten werden nicht in ihrem
> Spezialbereich,
> für den sie bestens ausgebildet wurden, eingesetzt, sondern für
> Trivialeinsätze von
> PKV-Patienten verschwendet. Das passiert genau deshalb, weil für diese
> Trivial-OPs
> besser bezahlt wird. Die Situation hat sich noch verschlechtert, seit die
> privaten
> Krankenversicherungen verlangen, dass der liquidierende Spezialist die
> Leistung
> auch selbst erbracht haben muss, um abzurechnen, während in der
> Vergangenheit
> oft die Arbeit von weniger qualifizierten Ärzten durchgeführt werden
> konnte, und
> der Spezialist sie nur abgerechnet hat.
>
> ----------------------------------------------------------------------------------
> 3. Forschungsleistungen sind viel schlechter.
> ----------------------------------------------------------------------------------
> Hohe Gehälter hängen in deutschen medizinischen Fakultäten zu wenig von
> der
> Forschungsleistung und der Qualität der Behandlung aller Patienten und zu
> stark
> von den Nebeneinnahmen durch die Privatpatienten ab. D.h. ein hochdotierter
> Wissenschaftler wird von der kaufm. Leitung gezwungen, Trivial-Erkrankungen
> von PKV-Patienten zu behandeln, weil diese "so gut" bezahlt werden, statt
> sich
> wirklich der Forschung und schweren Krankheiten zu widmen. Ethisch ist
> dieses
> System fragwürdig, weil es die Versorgungsqualität indirekt vom
> Einkommen des
> Patienten abhängig macht (Siehe Rothmund, M, Die Stellung der klinischen
> Forschung in Deutschland im internationalen Vergleich, 1997, Dtsch. Med.
> Wschr. 122, 1358-1362.)
>
> ----------------------------------------------------------------------------------
> 4. Uneffiziente duale Strukturen (doppelte Facharztschiene,
> Drehtürmedizin) - nur zum Wohle der Privatversicherten.
> ----------------------------------------------------------------------------------
> Die ambulante Behandlung steht in Deutschland ausschließlich dem privat
> Versicherten zur Verfügung, weil sie die Ärzte frei auswählen können
> und
> die Fachleute sie gerne behandeln. Im Fall von Komplikationen können sie
> daher auch nach dem Eingriff von dem Arzt ambulant weiterbetreut werden,
> der sie operiert hat. Der gesetzlich Versicherte Patient wird dagegen nach
> Auftreten einer Komplikation „durch das System gereicht“. Dabei gerät
> er
> an Ärzte, die mit Fällen wie seinem keine oder wenig Erfahrung haben.
>
> ==========================================================
>
> Wenn wir Menschen hier auch nur ansatzweise "soziale" Wesen sind, dann
> folgt aus (1), (2), (3) und (4) zwangsläufig: Wir müssen die PKV
> (jedenfalls
> für jegliche medizinische Leistungen) abschaffen zugunsten einer reinen,
> egalitären Bürgerversicherung. Dabei müssen bereits erworbene Ansprüche
> und geschlossene Verträge berücksichtigt werden.
>
> Dabei sollten wir bedenken: Eine gerechte Gesellschaft setzt
> Chancengleichheit
> voraus, für die der einkommensunabhängige Zugang zu einer optimalen
> Gesundheitsversorgung und zum kompletten Bildungsangebot kennzeichnend
> sind. Gesundheit und Bildung dürfen daher nicht nur als Kostenfaktor für
> unsere Gesellschaft gesehen werden, sondern als Voraussetzungen für
> Produktivität und Wachstum. In einer alternden und schrumpfenden
> Gesellschaft
> wie Deutschland können Wachstum und Produktivitätsgewinne nur erreicht
> werden, wenn wir in die Ressourcen aller Bürger investieren, damit diese
> länger gesund und lernfähig bleiben. Somit ist die Abschaffung der PKV
> zugunsten einer Bürgerversicherung nicht nur die gerechtere Lösung,
> sondern auch die ökonomisch bessere.
>
> ==========================================================
> Noch kürzer - Zusammenfassung
> ==========================================================
> Die 2-Klassengesellschaft durch die PKV hat folgende, schwerwiegende
> Auswirkungen:
>
> 1. Ungerechte Feudalstruktur durch die PKV
> 2. Erhebliche Fehlallokationen in fast jedem Fachbereich.
> 3. Forschungsleistungen sind viel schlechter.
> 4. Uneffiziente duale Strukturen (doppelte Facharztschiene,
> Drehtürmedizin)
> - nur zum Wohle der Privatversicherten.
>
> ==========================================================
>
> Hauptargument ist, dass die PKV in ihrem Geschäftsmodell den Anteil
> Solidarität
> vollkommen ausblendet und alleine der GKV anlastet. Und stattdessen für
> ihre
> Mitglieder erhebliche Privilegien bezahlt. Im Gesundheitsbereich haben wir
> daher
> noch eine echte, fast mittelalterliche Feudalstruktur.
>
> Das Gebaren der PKV führt darüberhinaus zu erheblichen Fehlallokationen
> in
> fast jedem Fachbereich, welche insgesamt erhebliche Kosten bzw.
> Ineffizienzien
> verursacht. Und welche die Forschungsleistungen stark dezimieren. Die
> duale Vergütung
> durch die PKV führt zudem zu ineffizienten dualen Strukturen (doppelte
> Facharztschiene,
> Drehtürmedizin) - nur zum Wohle der wenigen Privatversicherten.
>
> Grüße,
>
> Syna.
>
>
> ------------------------------
>
> --
> AG-Gesundheitswesen mailing list
> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen
>
> Ende AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 74, Eintrag 1
> ****************************************************************




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