Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Organspende

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

Listenarchiv

Re: [AG-Gesundheit] Organspende


Chronologisch Thread 
  • From: Tatjana Kordic <tkordic5188 AT gmail.com>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Organspende
  • Date: Sat, 12 Dec 2015 14:15:53 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Ich sage ja, ich bin befangen ;)

Zum Thema Lebendspende:

Es wird viel versucht. Damals als Kind hatte ich die Aussicht auf nur 4 Jahre
Wartezeit nahm aber trotzdem nach 1,5 Jahren Dialyse die Niere meiner Mutter,
da Dialyse in Kinderjahren die Entwicklung total verzögert. Jetzt ist es so,
dass ich zu viele Antikörper gegen meinen Vater habe. Man fragte mich, ob ich
noch jemanden in der Hinterhand habe xD ich nur: "soll ich ein Casting
veranstalten?" Mittlerweile spendet man auch bei verschiedenen Blutgruppen.

Jetzt hat man mir in eine Crossover-Spende in Aussicht gestellt. Dabei sucht
das Transplantationszentrum an anderen Zentren nach Spenderpaaren wo es auch
nicht passt, wo aber der Spender bei mir passt und mein Vater beim Empfänger.
Damit dabei nicht der Verdacht von Organhandel aufkommt, muss man sich vor
der Spende 2 bis 3 mal treffen und am Ende ist es eine Win-Win-Situation ;)

Die Zentren versuchen viel nur wenn ich höre, dass bei Ethikkommissionen die
eigenen Eltern gefragt werden ob sie von ihrem 10-Jährigen Kind dafür Geld
verlangen frage ich mich schon wie viel Taschengeld die früher gekriegt haben
:)

Wie gesagt ich wollte nur mal nachhören. In Foren habe ich halt gehört das
Organspenden so dargestellt werden, dass die Empfänger nur weiter leiden und
dahin vegetieren würden und dem trete ich halt klar entgegen indem ich
berichte was mir alles dadurch ermöglicht wurde. Meine geplante Kreuzfahrt in
die Karibik wurde jetzt halt erstmal auf die lange Bank geschoben. Solange
teste ich Dialysen in Europa ;)

Lieben Gruß

Tatjana

> Am 12.12.2015 um 11:23 schrieb Morgan le Fay <comte_de_tenebres AT arcor.de>:
>
>
>
>> Am 12.12.2015 um 04:51 schrieb (lists) Lily | LV Sachsen KV Leipzig:
>> Falls die österreichische Lösung jene ist, welche Menschen qua
>> Geburt zum Organlager erklärt und sie sich aktiv dagegen
>> entscheiden müssen: das widerspricht meiner persönlichen und
>> piratigen Vorstellung von Selbstbestimmungsrecht.
>
> Einverstanden. Sowohl die Opt-In- als auch die Opt-Out-Lösung haben
> Vor- und Nachteile.
> Mir ging es hier mehr um den Vorteil eines amtlichen Registers, der
> Mauscheleien und "Irrtümer" bzgl. der Spendebereitschaft zu vermeiden
> hilft.
>
>> Es gibt - ich bin mir bewußt, was ich hier schreibe - kein Recht
>> auf die Organe anderer Menschen und auch kein Recht, ein
>> Spenderorgan zu erhalten. Jeder ist frei, seine Organe auch nach
>> dem Tode behalten zu wollen. Ein Mensch ist kein Ersatzteillager
>> für andere, es sei denn, er will das ausdrücklich.
>
> Natürlich kann und will man niemandem zum Spenden zwingen, aber wer
> auf der Warteliste für ein Transplantat steht, muss GRUNDSÄTZLICH das
> Recht auf ein Organ zugesprochen bekommen, sobald ein mutmaßlich
> passendes verfügbar ist. Es kann nicht sein, dass Ärzte eigene
> Patienten wegen angeblich besonderer Dringlichkeit nach vorne mogeln.
>>
>> Ich kann nachvollziehen (auch wenn Du als Betroffenen natürlich
>> einen ganz anderen Ansatz und Bezug hast und sicher auch eine viel
>> größeren Erfahrungsschatz), daß man hofft und wünscht und betet und
>> Deine Situation einfach Scheiße ist. Dennoch passieren Krankheiten
>> und wir können nicht in alles eingreifen, so sehr wir es vielleicht
>> manchmal wollten. Ich sehe auch, daß wir hier ganz klar eine
>> Spannungssituation zwischen Mitgefühl und Mitleid auf der einen
>> Seite, dem Selbstbestimmungsrecht eines jeden Menschen auf der
>> anderen Seite haben.
>
> Nierentranplantationen sind als Lebendspende möglich. Tatjana darf bei
> geltendem Recht allerdings nur mit der Spendebereitschaft innerhalb
> der engsten Verwandtschaft bzw. besonders "nahestehenden" Menschen
> rechnen, weil alles andere per Gesetz verboten ist. Ich halte diese
> Beschränkung für Lebendspenden für menschenverachtend.
>
>
>>
>> Das ist jetzt mein ganz persönlicher Standpunkt, den ich bisher
>> aus der theoretisch durchgespielten Was-wäre-wenn-Frage entwickelt
>> habe. Daher auch ganz klar: meine Position gilt auch für mich
>> selbst. Ich erwarte also ebenfalls nicht, daß ich das Glück habe,
>> ein Organ zu erhalten, sollte ich eines benötigen.
>
> So sehe ich das auch. Wenn man bedenkt, dass nur rund 1% aller
> Verblichenen sich überhaupt als Spender eignen, ist die Chance ohnehin
> gering, ein auf Dauer passendes Organ bekommen zu können, ohne mit
> Immunsuppressiva und den kompletten Konsequenzen daraus leben zu müssen.
> Eine Verbesserung der quantitativen Situation könnte eintreten, wenn
> es mal gelänge, Organe auch nach Versagen des Kreislaufes zu entnehmen
> und zu konservieren oder wenn man kompatible Organe in 3D-Druckern
> herstellen könnte.
>
>>
>> Abschließend: was ich jedoch in keinem Fall gutheiße, ist die von
>> manchen geäußerte Ansicht, daß nur derjenige ein Organ "verdient"
>> habe erhalten zu dürfen, der auch eines spenden würde. Dies ist
>> sozialdarwinistisch und ekelhaft.
> ...und moralisch und rechtlich nicht haltbar.
>
> Gruß
> Harry
>
> --
> AG-Gesundheitswesen mailing list
> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen




Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang