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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Petition - "Mehr Kassenzulassungen für Psychotherapeuten...

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Petition - "Mehr Kassenzulassungen für Psychotherapeuten...


Chronologisch Thread 
  • From: bprp <nasenman AT gmail.com>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Petition - "Mehr Kassenzulassungen für Psychotherapeuten...
  • Date: Thu, 25 Dec 2014 21:01:52 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Hallo Allessandro,

Vielen Dank für diese Informationen.

Die von dir genannten Bedingungen des PNP Vertrages klingen für mich sinnvoll. Schade, dass es das nicht im gesamten Bundesgebiet gibt.

Und natürlich kann man nicht vom Einzelfall ausgehen. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass sich selbst "wissenschaftliche" Studien gegenseitig widersprechen können. Und natürlich zieht im Zweifelsfall jeder die Studie heran, die seiner Erfahrung am meisten entspricht. So Sätze wie "es gibt Studien, die belegen, dass..." bleiben somit für mich leere Worthülsen, die Autorität vermitteln wollen.
Ich vertraue lieber auf meine Erfahrung und Meinung und mache diese als solche transparent. Das macht mich vielleicht angreifbarer aber auch ehrlicher.

Carl Rogers hat in seiner Laufbahn als Psychologe ein Konzept entwickelt, nach dem Empathie tatsächlich nicht der einzige aber ein wesentlicher Grundbaustein einer helfenden Beziehung sei.
Neugier auf die innerpsychischen Verhältnisse des Klienten, innere Stärke (z.b. sich nicht für das Leid oder Handlungen des Klienten mitverantwortlich fühlen), sowie Ehrlichkeit und mal auch eine konfrontative Spiegelung des eigenen Verhaltens empfand ich ebenfalls als hilfreich.

Eine Schrumpfung der psychotherapeutischen Versorgung halte ich für gefährlich, da unaufgelöste Traumata sich auf vielen Wegen niederschlagen können, seien es körperliche Erkrankungen, Kriminalität, Drogenmissbrauch, Weitergabe von Traumata,... die ich mit höheren Folgekosten verbunden sehe als wenn gleich eine therapeutische Intervention erfolgt.

Insgesamt fände ich es allerdings schön, in einer Welt zu leben, in der es andere Wege als Psychotherapie gibt, um die entstandenen Traumata aufzulösen. Ich weiß nur leider nicht, wie die aussehen soll, bzw. wie diese entstehen kann.

Viele Grüße
Properski

On Tuesday, December 9, 2014, Dr. Alessandro Cavicchioli <cavicchioli AT t-online.de> wrote:
Hallo,

In BaWü wurde mit der AOK und der BKK-Bosch ein Vertrag (PNP) verhandelt und abgeschlossen, der seit 2 Jahren die Psychotherapie hier im Ländle für die Teilnehmer völlig verändert hat (keine Begrenzung der Therapiestundenanzahl, schnellen Zugang, wenig Bürokratie, die neuesten wissenschaftlich erprobten Methoden, Förderung der Gruppentherapie, kein Gutachterverfahren usw.):

http://www.medi-verbund.de/375.html

oder

http://www.aok.de/baden-wuerttemberg/leistungen-service/aok-facharztprogramm-174724.php

Die Bosch-BKK hat dieses Modell für Schwerpunktregionen in der BRD zum größten Teil übernommen.

Was für diese Liste sehr wichtig sein könnte: bitte nicht vom Einzelfall ausgehen. Jeder Mensch muss gesondert behandelt werden und anhand einer Einzelerfahrung kann ich nur schwer auf allgemeine Behandlungsleitlinien schließen.

Auch wäre aus meiner Sicht Empathie alleine nicht wirksam. Es gibt eine Vielzahl von Studien (Metaanalysen), die belegen, dass Zuwendung alleine nicht ausreicht. Ansonsten wäre die beste Therapie jahrelanges Zuwenden?!....

Nun versucht die GroKo eine Vielzahl von Kassensitzen abzubauen (Entwurf VSG), was zu einer Schrumpfung der Therapieplätze auf 2/3 bedeuten würde. Hier ist die Frage, ob die Gesellschaft das so mit sich machen lässt oder nicht.

Viele Grüße
Alessandro


Am 09.12.2014 14:08, schrieb bprp:
Hallo,

2014-11-06 22:21 GMT+01:00 Privacy <pirat AT praes.eu>:
Im übrigen - es gibt Untersuchungen, dass eine PT wirksamer ist, wenn
der Patient sich selbst dafür einsetzen muss (Zuzahlung, eigenes
Bemühen) - d.h. eine gewisse Hürde ist therapeutisch sinnvoll
(es muss A- weh tun B- was kosten ;-)
 
Ich habe an dieser Stelle andere Erfahrungen gemacht. Psychotherapie war bei mir wirksam, obwohl diese nichts kostete und oft nicht weh tat. Die heilsame Wirkung hat sich vor allem durch Empathie entfaltet.
Ich glaube wenn die Therapie was gekostet hätte, hätte ich da Abstand genommen und es würde mir inzwischen viel schlechter gehen, vielleicht bis zur Berufsunfähigkeit.
Ich denke es sollte nicht am falschen Ende gespart werden. Die Ausgaben für Psychotherapie zahlen sich in meinem Fall insofern aus, dass Kosten wegen sonst eintretenden körperlichen Erkrankungen, Berufsunfähigkeit oder Klinikaufenthalten gespart werden konnten.


Allerdings sollte mehr differenziert werden - ein Angebot für
Krisenintervention, Kurzzeittherapie - hieran wird gerade gearbeitet -
nicht immer sind in die Jahre gehende Therapien sinnvoll, manchmal
hilft eine schnell einsetzende Therapie mit wenigen Terminen mehr.
 
Und gleichzeitig gibt es Menschen wie mich, die eine längerfristige Therapie brauchen. Die Begrenzungen der jetzigen Therapieverträge kamen mir da schon mehrmals in die Quere.

Grüße,
Properski






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