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ag-gesundheitswesen - [AG-Gesundheit] Psychische Belastungen in der Arbeitswelt

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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[AG-Gesundheit] Psychische Belastungen in der Arbeitswelt


Chronologisch Thread 
  • From: checkinger <checkinger AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [AG-Gesundheit] Psychische Belastungen in der Arbeitswelt
  • Date: Fri, 03 Aug 2012 16:51:22 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Hallo und Ahoi zusammen,

die Tatsache, dass hier im Moment gar keine Trolle unsere Aufmerksamkeit strapazieren, darf ich nutzen, um Euch auf diese interessante und informative Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE zum Thema <<Psychische Belastungen in der Arbeitswelt>> hinzuweisen: http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/094/1709478.pdf

Die für mich wichtigsten Textabschnitte habe ich hier unten schon rauskopiert.

Piratengrüße !!!

Der Alex, aka Checkinger

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Deutscher Bundestag
Drucksache 17/9478 17. Wahlperiode 30. 04. 2012

Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales vom 26. April 2012 übermittelt.

Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Jutta Krellmann, Sabine Zimmermann, Dr. Martina Bunge, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. -

Drucksache 17/9287 - Psychische Belastungen in der Arbeitswelt

Im Jahr 2010 belegten Depressionen erstmals den Spitzenplatz bei den Fehltagen (vgl. Techniker Krankenkasse: Gesundheitsreport 2011). Die Zahl der Menschen, die wegen psychischer Störungen ins Krankenhaus mussten, hat in den vergangenen 20 Jahren um 129 Prozent zugenommen (BARMER GEK: Report Krankenhaus 2011). Im Jahr 2010 war nahezu jeder zehnte Ausfalltag auf eine psychische Erkrankung zurückzuführen (Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK). Zunehmend wird die Diagnose Burnout gestellt. Zwischen 2004 und 2010 sind die Krankheitstage wegen Burnout nahezu um das 9-Fache angestiegen (ebenfalls Wissenschaftliches Institut der AOK). Dies macht sich auch bei den Erwerbsminderungsrenten bemerkbar: Der Präsident der Deutschen Rentenversicherung Bund, Dr. Herbert Rische, weist darauf hin, dass psychische Störungen mit rund 40 Prozent der Fälle die häufigste Diagnosegruppe bei verminderter Erwerbsfähigkeit sind (Hamburger Abendblatt vom 5. August 2011).

Als Berufsgruppen mit besonders deutlich erhöhten Durchschnittszahlen bezüglich der "Tage je 100 Versicherte" sind folgende zu nennen (Daten aus dem Bericht Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2010): • Sozialund Erziehungsberufe 298,8 (M: 216,3; F: 322,4); • Gesundheitsdienstberufe 246,8 (M: 230,0; F: 249,4); • Berufe in der Papierherstellung und im Druck 240,1 (M: 228,4; F: 273,8). Zum Anteil der Ausfalltage aufgrund psychischer Erkrankungen, der ursächlich in psychischen Belastungen bei der Arbeit zu sehen ist, liegen keine Daten vor.

Nach der Krankheitskostenrechnung des Statistischen Bundesamtes beliefen sich im Jahr 2008 für die Gesamtbevölkerung die direkten Kosten für psychische und Verhaltensstörungen (Klassifikation nach ICD-10) auf 28,6 Mrd. Euro, die damit - bezogen auf die entstandenen Gesamtkosten von 254 Mrd. Euro - einen Anteil von 11,3 Prozent haben und nach Krankheiten des Herzkreislaufsystems und Krankheiten des Verdauungssystems den dritten Rangplatz einnahmen.

Auf psychische und Verhaltensstörungen ließen sich im Jahr 2008 18 Prozent aller verlorenen Erwerbsjahre, ein Produktionsausfall von 26 Mrd. Euro und ein Ausfall an Bruttowertschöpfung von 45 Mrd. Euro (das sind 1,8 Prozent des Bruttoinlandprodukts) zurückführen. Der Anteil der Krankheitskosten, der auf die Arbeit zurückzuführen ist, ist grundsätzlich schwierig zu ermitteln und mit großen Unsicherheiten behaftet. Eine Schätzung von Bödecker und Friedrichs (2011) bezifferte die jährlichen Kosten auf etwa 44 Mrd. Euro, wobei die direkten Kosten etwa 19 Mrd. Euro und die indirekten Kosten etwa 25 Mrd. Euro ausmachen. Auf psychische und Verhaltensstörungen entfielen nach dieser Schätzung insgesamt 6,3 Mrd. Euro (14,3 Prozent), wobei sich die direkten Kosten auf 3,0 Mrd. Euro und die indirekten Kosten auf 3,3 Mrd. Euro beliefen.

Die BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragungen 1998/1999 und 2005/2006 zeigen einen Anstieg psychischer Arbeitsanforderungen. Während in der ersten Befragung 46,2 Prozent der abhängig Beschäftigten angaben, dass diese zugenommen haben, lag dieser Prozentsatz in der letzten BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung bei 49,8 Prozent

Lediglich für die Zeitarbeit gibt die o. a. BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung (SuGA 2006) Hinweise. Entsprechend den Ergebnissen dieser Befragung arbeiten viele Zeitarbeitnehmer unter Rahmenbedingungen, die die Gesundheit negativ beeinflussen können. So sind Zeitarbeitnehmer in der Regel schlechter qualifiziert, ungünstigeren Arbeitsbedingungen ausgesetzt, mit ihrer Arbeitssituation unzufriedener, haben eine höhere Arbeitsplatzunsicherheit und einen schlechteren Zugang zu Gesundheitsförderungsmaßnahmen als ihre nicht in Zeitarbeit beschäftigten Kollegen.

In der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung von 1998/1999 antworteten 49,3 Prozent der abhängig Beschäftigten, dass sie häufig bei der Arbeit unter starkem Terminoder Leistungsdruck arbeiten müssen. In der Befragung von 2005/2006 stieg dieser Wert auf 53,5 Prozent. Von den Befragten, bei denen das häufig oder manchmal vorkam, gaben 52,1 Prozent an, dass sie sich dadurch belastet fühlten

Entwicklung der Erreichbarkeitsanforderungen an die Beschäftigten: Laut einer Befragung des BKK-Bundesverbandes (2010) waren zum Zeitpunkt der Befragung im Jahre 2010 84 Prozent der Berufstätigen zwischen 18 und 65 Jahren außerhalb der regulären Arbeitszeit für den Arbeitgeber, für Kollegen oder Kunden in beruflichen Angelegenheiten erreichbar. Im Detail gaben die Befragten an, zu 51 Prozent jederzeit (d. h. auch am Abend oder am Wochenende), zu 5 Prozent zu bestimmten Zeiten und zu 27 Prozent nur in Ausnahmefällen in beruflichen Angelegenheiten erreichbar zu sein. Am größten ist der Anteil der jederzeit Erreichbaren mit 86 Prozent unter den 40bis 49-Jährigen, Männer mit 86 Prozent häufiger als Frauen mit 81 Prozent. Die Erreichbarkeit ist zu zwei Dritteln freiwillig, nur bei gut einem Viertel (26 Prozent) wird dies vom Arbeitgeber, den Kollegen oder Kunden erwartet. Zahlen einer repräsentativen Befragung aus dem Jahr 2009 des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. Bitkom (2010) fallen etwas geringer aus. Demnach sind rund zwei Drittel außerhalb der Arbeitszeit über Handy oder Internet erreichbar, davon ein Drittel jederzeit und ein Drittel zu festgelegten Zeiten. Auch hier sind Männer mit 73 Prozent eher erreichbar als Frauen mit 59 Prozent. Zwei Jahre später gab es eine deutliche Zunahme. Im Jahr 2011 waren es bereits 88 Prozent, die außerhalb der regulären Arbeitszeiten erreichbar waren.

Zum Ausmaß von arbeitsbezogenen Tätigkeiten außerhalb der regulären Arbeitszeit gibt die BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung Auskunft: • Arbeitszeiten: In der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 1998/1999 gaben rund 8 Prozent der Befragten (abhängig Beschäftigte) an, tatsächlich mehr als 48 Stunden pro Woche zu arbeiten. In der Befragung 2005/2006 wurde dies von 14,9 Prozent angegeben. Von diesen geben rund 43 Prozent an, dass sie sich durch Überstunden oder Mehrarbeit belastet fühlen. • Schichtarbeit: In der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 1998/1999 gaben rund 21 Prozent der Befragten (abhängig Beschäftigte) an, in Wechselschicht zu arbeiten. In der Befragung 2005/2006 wurde dies von rund 27 Prozent angegeben (nach Belastung wurde in diesem Zusammenhang nicht gefragt). • Samstagsarbeit: In der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 1998/1999 gaben rund 56 Prozent der Befragten (abhängig Beschäftigte) an, regelmäßig oder gelegentlich an Samstagen zu arbeiten. In der Befragung 2005/2006 wurde dies von rund 67 Prozent angegeben. • Sonnund Feiertagsarbeit: In der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 1998/1999 gaben rund 29 Prozent der Befragten (abhängig Beschäftigte) an, regelmäßig oder gelegentlich an Sonn- oder Feiertagen zu arbeiten. In der Befragung 2005/2006 wurde dies von rund 40 Prozent angegeben.

Nach der Statistik der jährlichen Ausgaben der GKV sind die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) vom Jahr 2000 bis 2010 von 14,9 Mio. Euro auf 42,2 Mio. Euro gewachsen. Die Daten für das Jahr 2011 liegen in der zweiten Jahreshälfte 2012 vor. Die mittlere jährliche Wachstumsrate der BGF-Ausgaben im diesem Zeitraum betrug 11,5 Prozent.




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