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Betreff: AG Gesundheit
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- From: LeChuck <LeChuck AT news.piratenpartei.de>
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- Subject: Re: [AG-Gesundheit] Doping als Straftat
- Date: Sat, 02 Jun 2012 21:42:24 +0000
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Ulti schrieb:
Piratenlily | LV Sachsen schrieb:Nun, aber Doping führt doch den gesamten Sport ad absurdum. Warum sollte jemand für Leistungen belohnt werden, die er nicht seinen körperlichen Vorzügen, sondern einer Substanz zu verdanken hat? Damit wird es doch im Grunde beliebig, weil es ja (unter Einnahme von Doping) *jeder* schaffen könnte.
Kann man das wollen?
Dies ist ein falsches Bild vom Doping im Spitzensport. Viele denken Doping ist wie schummeln, im Sinne von gezinkten Karten oder Würfeln spielen. Dem ist aber überhaupt nicht so. Eher ist es wie, einen Sportwagen einen Spoiler verpassen um es Ergodynamischer zu machen.
Es ist eben nicht so dass es unter Einnahme von Doping *jeder* schaffen kann.
Im Hochleistungssport macht das Doping eine Leistungsverbesserungen im _einstelligen_ Prozentbereich aus! Es geht um Millisekunden, cm, feinste Abstufungen zwischen Erst- und Zweitplatzierten.
Es ist eben ein Unterschied ob man die 100m in 9,98 oder 9,96 Sekunden sprintet.
Und ein Kugelstoßer sein Doping absetzt, deswegen einige cm weniger die Kugel stößt und deswegen in die B-Kadar rutscht, seine Familie nicht mehr ernähren kann die Sponsorengelder wegfallen, dann nimmt derjenige schnell wieder Dope um die paar cm hinzukriegen.
Hochleistungssport hat nicht den Anspruch, Gesundheit zu schaffen, zu erhalten oder herzustellen. Es geht darum immer schneller, höher, weiter und vorallem um viel Geld, Ruhm, Annerkennung. Deswegen wird im Hochleistungssport immer gedopt werden.
Im Breitensport, welcher Geundheit erhalten soll, wird zwar auch gedopt, aber dort sind es andere Faktoren die eine Rolle spielen. Ein den meisten bekanntes Beispiel, ist der "schnellere" Weg zu vielen Musklen mit Hilfe anaboler Steroide. Die Gründe sind vielfältig; Frust, geringes Selbstwertgefühl, Konsumverständins des Sports, Unwissenheit, Überlegenheitsgefühl, "die Abkürzung nehmen" wollen etc.
mein Fazit: Doping wird man NIEMALS ganz verhindern können! Deswegen sollte man die Kraft daran legen die Gesundheit der Athleten so wenig es geht zu gefährden!
Bilde ich mir das nur ein, oder hat es in den letzten paar Jahren wirklich auffallend mehr Fälle gegeben, in denen Leistungssportler ganz plötzlich gestorben sind? Auch wenn Doping dabei keine herausragende Rolle gespielt haben sollte, kann man doch annehmen, daß in der Altersgruppe unter 30 die Sterblichkeit bei Leistungssportlern überdurchschnittlich hoch ist. Leistungssport hat - unabhängig vom Doping - längst so absurde Züge angenommen, daß ich stark bezweifle, daß irgendwen die Gesundheit der Athleten noch interessiert, meistens wohl nicht mal sie selber. Das letztere liegt natürlich auch am Alter der Athleten. Fast jeder unter 30, der noch nie lebensgefährlich erkrankt war oder einen schweren Unfall hatte, hält sich ja unbewußt für unsterblich.
Ich bin in der Doping-Frage zwiegespalten. Von mir aus kann sich jeder Erwachsene gerne auf die Art und Weise umbringen, die ihm am liebsten ist, aber ich empfinde das ganze System, das hinter dem Leistungssport steht, als verlogen und obszön und würde ihm keine Träne nachweinen, wenn es verschwinden würde, zum Beispiel weil damit kein Geld mehr zu verdienen wäre. Und damit wäre das Dopingproblem dann natürlich gleich mitgelöst. Doping ist ja nur ein Symptom, nicht die Krankheit.
Dummerweise habe ich keinen brauchbaren Lösungsvorschlag anzubieten, weil Verbote mir keine Lösung scheinen. Davon, Doping zur Straftat zu machen, halte ich jedenfalls gar nichts, weil das nur ein Herumdoktern an Symptomen wäre und genauso wenig bewirken würde wie die bisherigen Maßnahmen. Die Leute werden das Interesse an Sportsendungen nicht verlieren, also wird auch die Werbewirtschaft weiter daran interessiert bleiben, und Sportler können - wenn sie Glück haben, sogar als Sieger in sonst weniger lukrativen Sportarten wie Gewichtheben - darauf hoffen, dank dieses Interesses vielleicht einmal viel Geld zu verdienen.
Was mir aber tatsächlich auch sehr mißfällt, ist, daß der Staat mit seiner Nachwuchsförderung talentierte Jugendliche in dieses System mit seinem unausgesprochenen Zwang zum Doping förmlich hineintreibt, aber auf der anderen Seite gar nicht genug zu zetern hat, wenn Jugendliche rauchen oder Alkohol konsumieren oder, Gott behüte, illegale Drogen nehmen. Diese Scheinheiligkeit finde ich einfach zum Kotzen.
Vielleicht sollte man ja wieder bei bestimmten Sport-Großereignissen, vor allem der Olympiade, nur noch Nicht-Profis zulassen. Keine Ahnung, ob das heute überhaupt noch möglich und vor allem finanzierbar wäre. Und ebenfalls keine Ahnung, ob so was die Zuschauer von heute überhaupt noch interessieren würde. Aber mich langweilt die Rekordjagd eigentlich nur noch, und die Kommerzialisierung des Sports stößt mich ab. Vielleicht fände sich ja ein Publikum dafür, für das es sich lohnen würde, Wettbewerbe mit Leuten abzuhalten, die ihren Sport nicht als Ganztagsberuf ausüben und damit Geld verdienen wollen.
- Re: [AG-Gesundheit] Doping als Straftat, (fortgesetzt)
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