Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Rolle des Arztes in der Gesellschaft

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

Listenarchiv

Re: [AG-Gesundheit] Rolle des Arztes in der Gesellschaft


Chronologisch Thread 
  • From: Morgan le Fay <input.output AT freenet.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Rolle des Arztes in der Gesellschaft
  • Date: Thu, 24 May 2012 10:07:02 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Mit dem "roten Faden" tun wir uns hier ein bisschen schwer, weil man immer wieder schnell in Diskussionen über Detailfragen gerät, die dann vom eigentlichen Thema ablenken. Außerdem diskutieren wir über 2 Sub-AGs: Hier die "Reformer", dort die "Solidarier", je nachdem, wie grundlegend man Reformen ansetzen würde.
Es werden punktuell die verschiedenen "Baustellen" besprochen, man trifft sich - wie gestern abend - online zu Mumble-Konferenzen, hält Zwischenergebnisse im Pad oder Wiki fest und spricht morgen vielleicht über eine ganz andere Baustelle, weil gerade Ärztetag ist oder Bahr dummes Zeug erzählt.
Gestern abend ging es um einen Programmantrag zur Akzeptanz von Homöopathie. Schnell landete man bei Alternativer oder komplementärer Medizin, bei Geschäftemacherei und Placebo, Heilpraktikern und der Evidenz von Ayurveda.
Den kurativ tätigen und "niedergelassenen" Arzt bei Land oder Kommunen anzustellen, war eine Idee und Anregung von mir (ich wüsste nicht, wer das vor mir postuliert hätte). Ich kann das auch argumentativ vertreten, aber das führt hier etwas zu weit. Außerdem haben wir schon sehr viel dazu in Pads und im Wiki festgehalten, man kann im Sync-Forum nachlesen oder das LiquidFeedback benützen, um sich über bisherige Diskussionsverläufe zu informieren.

@Markus

Wenn manche in ihrer Wortwahl etwas aus der Rolle fallen, bitte ich das nicht so eng zu sehen. Wir haben hier einige, die die Homöopathie gänzlich ablehnen, aber mehrheitsfähig ist diese Haltung anscheinend nicht.
So wie es im Moment aussieht, werden wir dem Hilfe Suchenden und deren Ärzten nicht vorschreiben wollen, welche Therapie angewandt werden darf. Es gibt halt sehr viele Scharlatane und Geschäftemacher, Bauernfänger in diesem Bereich und die sollen sich nicht auf Kosten einer Solidargemeinschaft bereichern können.

Gruß
Harry aka Morgan le Fay

Am 24.05.2012 09:30, schrieb Markus Homma:
Aber leider fehlt mir auch noch der rote Faden, an dem sich die Diskussionen ausrichten und dann in ein Wahlprogramm münden sollen.
Wo kann man die erste grobe Richtung einsehen?
Hier wäre ich  dankbar, wenn mir mal jemand weiterhelfen könnte. Danke!
Gruß Volker


Hallo Volker und alle anderen Mitglieder,

ich bin erst seit gestern aktiv aber das ist mir direkt am Anfang auch aufgefallen.
Wo ist der rote Faden hier?
Ich bitte daher auch um Hilfe, in welcher Form ein konstruktives mitarbeiten hier möglich ist.
Für eine Diskussion  "aus welchen Löcher kommt ihr alle?" und weiteres dummes Zeug von anonymen Personen ist mir meine Zeit zu schade.

Zum Beitrag vom Volker:
Rolle des Arztes

Das Rad muss ja nicht immer neu erfunden werden. Die Holländer haben es doch vorgemacht. Die Stärkung des Hausarztes als "Gatekeeper"
und die Reform die in einer Grundversicherung mündete ist erfolgreich. Ob man es 1:1 also auch ohne freie Arztwahl übernehmen sollte, kann man ja diskutieren.
Die Richtung stimmt. Mehr Selbstverantwortung des Patienten, Hausarztmodell.

Hier ein kurzer Auszug zur Info:

Das neue System basiert nun auf drei Säulen: Privatisierung, allgemeine Versicherungspflicht und Teilfinanzierung durch eine Kopfpauschale. Die Krankenversicherung wird je zur Hälfte durch einkommensabhängige Beiträge und eine einkommensunabhängige Pauschale finanziert. Jeder Versicherte über 18 Jahre hat die Kopfpauschale zu bezahlen. Ihre Höhe ist nicht reguliert, sondern wird von jedem Versicherungsunternehmen festgelegt; im Jahr beträgt sie im Durchschnitt 1.050 Euro. Wer unter einer gewissen Grenze verdient, erhält einen staatlichen Zuschuss zur Pauschale. Die Kosten für die Mitversicherung von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ohne eigenes Einkommen übernimmt der Staat.

Mit der Reform wurden alle holländischen Krankenversicherungsträger privatisiert. Jeder Versicherungsträger hat zwar das Recht, jedwede Art von Versicherung anzubieten, aber er muss eine Basisversicherung im Sortiment haben, die jedem offensteht und die medizinische Grundversorgung gewährleistet. Welche Leistungen die Versicherungen in den Katalog der Basisversicherung aufnehmen müssen, wird jährlich vom Gesundheitsministerium festgelegt. Zahnbehandlungen für Erwachsene, Sehhilfen, Physiotherapien und Kuren gehören nicht dazu, dafür gibt es Zusatzversicherungen – bei der Zusatzversicherung allerdings können die Versicherungsträger nach Belieben Antragsteller ablehnen.

Im Hausarzt liegt der Schlüssel

Schlüssel für das vielzitierte Geheimnis der Effizienz des niederländischen Systems ist jedoch das Hausarztmodell: In Holland ist der Allgemeinmediziner der Torwächter, der „Gatekeeper“ zum Gesundheitssystem, und das war er bereits vor der Reform. Er ist erster Ansprechpartner bei allen Beschwerden. Er allein entscheidet, ob ein Patient zum Facharzt ins Krankenhaus oder in eine andere Gesundheitseinrichtung weiter geschickt wird. Ohne entsprechende Überweisung übernehmen die Krankenversicherungen auch keine Kosten. 93 Prozent aller medizinischen Probleme werden vom Hausarzt bereinigt. Er entscheidet auch darüber, welche Priorität die Behandlung seiner Patienten hat – es gibt nämlich Wartelisten für Fachärzte (die es nur in Spitälern gibt) und Operationen.

Diese Entscheidungen sind allerdings endgültig, denn freie Arztwahl herrscht in den Niederlanden nicht: Jeder Holländer ist bei einem Hausarzt eingeschrieben. Punkt. Auch die Honorierung der Hausärzte unterscheidet sich vom österreichischen System: Die Kassen zahlen den niedergelassenen Allgemeinmedizinern eine Kopfpauschale pro eingeschriebenem Patienten, zusätzlich eine weitere Zahlung pro Konsultation. Darin liegt wohl auch der Grund dafür, dass die Medikamentenverschreibungen in den Niederlanden deutlich unter europäischem Schnitt liegen – die Versuchung, Leistungen zu verschreiben, nur um einen guten Eindruck zu hinterlassen, ist viel geringer. 


Gruß
Markus






Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang