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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Vorschlag: Verbot der Werbung für alkoholische Getränke

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Vorschlag: Verbot der Werbung für alkoholische Getränke


Chronologisch Thread 
  • From: "Martin E. Waelsch" <dr.m.e.waelsch AT t-online.de>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Vorschlag: Verbot der Werbung für alkoholische Getränke
  • Date: Tue, 8 May 2012 19:12:30 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Kann das sein, dass die moderne Politik, Wirtschaft und freizeitindustrie
eher an weniger ausgereiften Urteilskraft interessiert sind?

Dr. med. M. E. Waelsch
über iPhon





Am 08.05.2012 um 11:51 schrieb LeChuck <LeChuck AT news.piratenpartei.de>:

>
> kp. schrieb:
>> Moin
>> Ich schlage vor, ein Verbot der Werbung für alkoholische Getränke analog
>> dem Werbeverbot für Tabakwaren als Programmziel aufzunehmen (keine Ahnung
>> jetzt, was dafür zu tun wäre).
>> Begründung: Der Alkoholkonsum gerade unter jungen Menschen hat bedenkliche
>> Formen angenommen. Neben der Aufklärung (Thema Drogen etc., war hier
>> kürzlich auch Thema) wäre dies ein klar definierbares Ziel.
>> Falls dies interessant sein könnte, würde ich gerne an einer Ausarbeitung
>> mitwirken.
>> Gibt es da Interesse? Ist der Vorschlag eventuell schon woanders gemacht
>> worden (konnte jetzt noch nichts finden)? Gehört das eventuell thematisch
>> woanders hin?
>> Gruß
>> Klaus
>
> Ich bin ja eigentlich kein großer Freund von Werbeverboten. Aber wenn
> schon, dann wäre es viel zu kurz gesprungen, sich auf Alkohol zu
> beschränken. Was ist mit Medikamenten, was mit Süßigkeiten und
> Knabberartikeln? Mit Glücksspiel? Was ist überhaupt mit Werbung, die auf
> die noch nicht ausgereifte Urteilsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen
> abzielt, was ja bei Alkohol wg. anderer Zielgruppe noch nicht einmal der
> Fall ist? Was ist mit der Vorspiegelung, einen Kredit zu Konsumzwecken
> aufzunehmen sei etwas, was man unbesorgt machen kann, weil das ja jeder
> macht? Und was ist mit der Tatsache, daß Werbung ganz generell davon lebt,
> den Leuten einzureden, sie bräuchten einen Konsumartikel ganz dringend, den
> sie in Wirklichkeit natürlich gar nicht brauchen?
>
> Ich persönlich kann mit Werbung problemlos weiterleben, aber vermissen
> würde ich sie ganz bestimmt nicht, wenn es sie nicht mehr gäbe. Im
> Gegenteil, ich fühle mich durch Werbung jeder Art eher belästigt als
> informiert. Was mich aber stört, sind "moralisch wertende" Werbeverbote. Es
> hat mich schon beim Verbot der Tabakwerbung gestört.
>
> Auf welche Weise ein Werbeverbot Jugendlichen den Alkohol madig machen
> soll, ist mir außerdem ein Rätsel. Bitte jetzt nicht noch einmal eine
> dieser Studien ohne höheren Nährwert verlinken und so tun, als müßte ich
> vor ein bißchen Zahlenabrakadabra ehrfürchtig auf die Knie sinken, denn das
> werde ich ganz sicher nicht tun. Dazu kenne ich mich in der Kunst der
> Zahlenspielereien dann doch selbst zu gut aus. Stattdessen bitte ich darum,
> sich folgendes durch den Kopf gehen zu lassen:
>
> Meines Wissens konsumiert heute ein weit geringerer Anteil der Jugendlichen
> als noch zu meiner Zeit Alkohol, wobei dieser geringere Anteil aber im
> Durchschnitt mehr Alkohol trinken soll. Inwiefern soll diese Entwicklung
> durch irgendeinen Einfluß von Werbung verursacht worden sein? Werbung sehen
> nämlich sicherlich alle Jugendlichen. Auf welche Weise ein Werbeverbot für
> Alkohol ausgerechnet diesen kleineren Teil der Jugendlichen beeinflussen
> soll, ist auch nicht plausibel. Das gilt umso mehr, als das wichtigste
> Getränk bei den "Intensiv-Alkoholkonsumenten" unter den Jugendlichen, hab
> ich mir sagen lassen, Wodka sei. Den können sie sich auf legalem Wege aber
> gar nicht selbst beschaffen, und daß sie es dennoch tun (wie wir es
> seinerzeit auch getan haben, nebenbei bemerkt, bloß waren das andere
> hochprozentige Getränke), dafür ist die Werbung kaum verantwortlich zu
> machen.
>
> In meinen Augen ist ein Werbeverbot mit der Begründung "Jugendschutz" also
> ziemlich sinnlos. Ich gehe jetzt aber noch weiter, mir geht schon die dick
> aufgetragene Besorgnis um die Jugendlichen viel zu weit. Ich war ja selbst
> mal ein Jugendlicher, und in Namen dieses Burschen, an den ich mich auch
> nach dreißig Jahren noch gut erinnere, spreche ich jetzt:
>
> Könnten wir uns vielleicht dazu durchringen, Jugendlichen auch ein bißchen
> was zuzutrauen, anstatt sie pausenlos vor allem Möglichen retten zu wollen?
> Jugendliche brauchen Möglichkeiten, ihre eigenen Erfahrungen zu machen, und
> ich bin heilfroh, daß ich in einer Zeit aufgewachsen bin, als ihnen das
> auch noch zugestanden wurde. Diese besorgte Sozialarbeiter-Miene, mit der
> heute politische Programme zum Wohle der Jugend gemacht werden, findet mein
> innerer Fünfzehnjähriger einfach nur zum Kotzen (und ich stimme ihm zu!).
> Er hätte vermutlich alles, wovor ihr ihn bewahren wollt, mit voller Absicht
> gemacht (was ich jetzt wieder nicht täte, da ich alt genug bin, um über
> diesen Oppositionszwang hinweggekommen zu sein), und vielleicht wäre er
> genau deshalb unter die Räder gekommen, anstatt an seinen Erfahrungen
> erwachsen zu werden.
> --
> AG-Gesundheitswesen mailing list
> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen




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