Re: [AG-Gesundheit] Staatliche Haftpflicht Versicherung für Hebammen

[Erich Sturm <sturm AT two2boot.de>]

Hallo Christopher,

das Problem der Haftpflicht ist nicht die unsoziale Preispolitik der
Versicherungen!
Das Problem liegt darin, dass die Politik vor einigen Jahr die Haftungs-
und Klageregelungen für Krankenkassen verändert hat.
Seit Jahren verschieben sich die Grenzen beim Überleben von Neugeborenen
(Frühchen). Während früher viel mehr geschädigte Kinder starben,
überleben heute mehr. Aber auch mehr mit bleibenden Schäden. Deshalb
klagen die Kassen inzwischen bei allen Fällen von Schädigung, um die
anfallenden Kosten auf die Versicherungen abzuwälzen. Ein rein
marktwirtschaftlicher Mechanismus. Ohne politische Regulierung wird sich
da nichts ändern.
Die Prämien für Ärzte in der Geburtshilfe sind im Übrigen noch ca. um
den Faktor 7 höher. Diese Kosten werden aber im Allgemeinen von den
Kliniken übernommen. Bei freiberuflichen Hebammen, die auf Grund von
Kostenreduzierung in den letzten Jahren immer stärker ins Belegsystem
gedrängt wurden, war das meist nicht der Fall. Bei Hausgeburtshebammen
und Geburtshäusern sowieso nicht.
Die aktuelle Entwicklung ist aus Kostengründen gewollt. Damit steigt
auch die Sektiorate und der damit der Verdienst der Krankenhäuser.
Das Thema ist sehr komplex. Natürlich müssen wir für eine bessere
Vergütung von Hebammenleistungen eintreten, aber genauso ist die
Reduktion auf Kosten/Einnahmen-Rechnungen in der Grundversorgung zu
betrachten und zu thematisieren. Aus meiner Sicht sogar der wichtigere
Diskussionspunkt.

Viele Grüße
Erich



Am 05.05.2012 10:44, schrieb Christopher Pohl:
> Die Hebamme ist wohl unbestritten ein wichtiger Beruf
> derzeit geben fiele hebammen diesen doch auf da es sich für sie aufgrund
> einer unsozialen Prispolitik Privater Versicherungen nicht mehr lohnt.
>  deshalb würde mich eure Meinung interessieren was haltet ihr davon?