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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 9, Eintrag 10

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 9, Eintrag 10


Chronologisch Thread 
  • From: "Thorsten W." <jumpfunky AT web.de>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 9, Eintrag 10
  • Date: Sun, 15 Aug 2010 12:31:10 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Hallo Michaela,

lass uns kurz zusammenfassen, wo du Probleme bei der eGK siehst, damit man diese Punkte vll. besser diskutieren kann. Ergänze bitte, wenn ich etwas vergessen habe.

- Zentrale Speicherung der Daten

Darauf bin ich in den letzten E-Mail eingegangen. Ich hoffe es ist klar geworden, dass EIN Zentraler Server nicht existiert, nur eine logische zentrale Speicherung auf den verteilten Servern der Fachdienste. Und selbst wenn, ist eine zentrale Speicherung aufgrund der sicheren Verschlüsselung / der sicheren Zugriffsmechanismen ist bzgl. des Datenschutzes wenig problematisch.

- Benachteiligung älterer Menschen (PIN vergessen etc.) + Alternative Klarsichtordner

Und auch hier nochmal: Wenn du von Gesundheitskarte sprichst, meinst du hier die elektronische Patientenakte. Das ist, wie gesagt, eine freiwillige Anwendung.

Aber zurück zum Problem:
Wenn sich ein älterer Mensch nicht mal eine PIN merken kann, wie soll denn die Organisation eines Ordners funktionieren? Was ist, wenn er ihn verliert? (Gerade ältere Menschen verlieren sehr häufig Dinge)
Siemens hat Anfang diesen Jahres ein Lesegeräte im Rahmen der elektronischen Gesundheitskarte vorgestellt, welches den Benutzer durch handauflegen, sprich durch biometrische Daten, identifiziert.

Sicherlich ist die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte und technischen Herausforderungen für ältere Menschen problematisch - aber sehr wohl lösbar. Besonders wenn es um Dinge geht wie "PIN eingeben" - dort liefert die Biometrie beispielsweise schon brauchbare Lösungen. Auch von einer vorgeschlagenen Treuhänderlösung habe ich schon gelesen, wo der PIN beim Arzt geschützt abgelegt wird und der Zugriff auf ihn nur über die eGK möglich ist. Sicherlich muss für den ein oder anderen Ausnahmefall ein Kompromiss zwischen Sicherheit und Funktionalität gefunden werden. Auch das der Start in der Testregion stellenweise problematisch ist und im finalen Basisrollout auch noch u.U. Nachjustierungen  notwendig werden steht außer Frage, dazu ist solch ein Projekt einfach zu vielseitig und zu umfangreich. Aber damit Probleme sich Frühzeitig zeigen, dafür gibt es ja solche Testregionen...

- Zu teuer - keine Spareffekte

Ich weiß nicht, wo du diese Informationen her hast, dass eine Gesundheitskarte und seine freiwilligen Anwendungen (insbesondere der elektronischen Patientenakte) keinerlei Einsparpotentiale liefert. Eine Studie der EU-Kommission vom Februar diesen Jahres kommt zu einem anderen Ergebnis (bzgl. der freiwilligen Anwendung ePA):

"For all cases analysed, the socio-economic gains to society from interoperable Electronic Health Records and ePrescribing systems eventually exceed the respective costs. From a health policy perspective, this justifies even the net financial boost needed. A successful development can reach a cumulative socio-economic return of close to 200%, with an average for the EHR IMPACT cases of almost 80%."

"Successful Electronic Health Records and ePrescribing investments are not quick wins; they are sustainable wins. It takes at least four and, more typically, up to nine years before initiatives produce their first positive annual SER, and six to eleven years to realise a cumulative net benefit."

http://www.bitkom.org/de/themen/37207_64404.aspx bzw.
http://ec.europa.eu/information_society/activities/health/docs/publications/201002ehrimpact_study-final.pdf

Aber es wird auch mit Einsparpotential mit dem abgespeckten Basisrollout gerechnet. Bitkom im Mai 2010 schreibt:
" „Aber auch in ihrer reduzierten Version steigert die Karte die Effizienz im Gesundheitswesen“, so Scheer. Allein durch das Lichtbild und die damit verbundene Verringerung von Missbrauch könnten jedes Jahr bis zu drei Milliarden Euro eingespart werden. Zum Vergleich: Nach derzeitigen Schätzungen kostet die Errichtung der Telematikinfrastruktur einmalig rund 1,7 Milliarden Euro sowie 120 bis 150 Millionen Euro Betriebskosten jährlich."
http://www.bitkom.org/de/presse/8477_63862.aspx

Ich weiß, bitkom ist als Branchenverband der IT nicht umbedingt die beste Quelle. Aber da diese ja an dieser Stelle nur berichten und sich auf andere Quellen berufen, lass ich es mal gelten :-)

Du erwähntest in deiner E-Mail Kosten von 12 Milliarden Euro. Darf man fragen, wo diese Zahlen herkommen? Ich lese in aktuellen Berichten meistens von 1,6 Milliarden - manchmal auch 2 Milliarden oder einem Worst-Case von 5.4 Milliarden. Aber von 12 Milliarden Euro habe ich noch nichts gelesen. Mich würden wirklich aktuelle Quellen interessieren, die von 12 Milliarden Euro sprechen (Und damit meine ich nicht irgendwie welche horror-worst-case szenarien, sondern realistische hochrechnungen).

- Keine Übersicht über Datenflut trotz Suchfunktion

Das was eine elektronische Patientenakte möglich macht, geht _WEIT WEIT_ über eine "Suchfunktion" hinaus.
Das habe ich in meiner letzten E-Mail versucht zu erklären und wurde anscheinend ignoriert. Einer der Beweggründe der ePA ist
doch Zeiteinsparanis und Vermeidung von Doppeldokumentation - dass der Arzt dabei u.U. mal in den sauren Apfel beißen und
sich mit dem System auseinander setzen muss steht außer Frage. "Keine Lust" zählt hier nicht, das wäre etwas kindisch. 

Ich finde, wir sollten probieren konstruktiv und sachlich über die einzelnen Punkte diskutieren, statt wild und unsortiert
E-Mails hin und her zu schicken :-).

Viele Grüße
Thorsten








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