Hallo Comenius und Leser,
nachdem die Resonanz auf meinen letzten Beitrag = 0 gewesen ist,
würde es mich interessieren weshalb.
Eine kurze Rückantwort, ggf. nur mit Nennung der nachfolgenden
Zeilenbezeichnungen, wäre nett.
a) Texte sind unverständlich
b) uninteressant
c) nicht wichtig
c) Mehrheitsmeinung der AG, welche die Geldschöpfung aus dem
Nichts bereits beweist, behandelt das Thema erschöpfend
e) Wiederholung des im Grunde gleichen Themas nervt
f) Links nerven
f) Sachverhalt wird falsch dargestellt
Beste Grüße,
Mumken
Am 27.09.2015 um 19:48 schrieb Rudolf Müller:
Hallo Comenius,
es freut mich, wenn mein Klärungsversuch dir helfen konnte. Auch
danke für deine Anmerkungen, welche ich jetzt teilweise in den
Beitrag integriert habe. Der Beitrag ist im Piratenwiki unter
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Vermittler_oder_Sch%C3%B6pfer
abgespeichert.
Den Text wollte ich so kurz wie möglich halten und habe auch
schon einige Male den Rotstift angesetzt. Deinen Einwand
bezüglich der Notwendigkeit von kreditwürdigen und
kreditwilligen Kunden habe ich jedoch mit eingebaut, da sonst
ein falsches Bild bezüglich der Relevanz der Sichteinlagen
entstehen würde. Im Piratenwiki sollen unter „Ist-Zustand des
Geldsystems“ Grundlagen zu unserem Geldsystem an interessierte
Laien vermittelt werden. Dieser Beitrag erscheint dort als
Artikel „Vermittler oder Schöpfer“ im Kapitel „Geldschöpfung“.
Der von dir angesprochene Bedarf an geeigneten Kreditnehmern ist
zwar dort bereits im Artikel „Kreditschöpfungskapazität“ mit
aufgeführt, wird jetzt aber im aktuellen Artikel nochmals
wiederholt.
Am 26.09.2015 um 12:12 schrieb Comenius:
Hallo Mumken,
erstmal Danke für den Beitrag. Er hat bei mir eine Lücke im
Verständnis des Bankgeschäftes schließen können. Aber ein paar
Anmerkungen habe ich:
Am 26.09.2015 um 05:33 schrieb Rudolf Müller:
Als Ergänzung zu meiner
untenstehenden Mail:
Kredit ohne Sparer
„Um Kredite zu vergeben, benötigt eine Geschäftsbank keine
Sparer.“ So oder ähnlich lauten die Schlussfolgerungen
derjenigen, die davon ausgehen, dass Geschäftsbanken Geld
aus dem Nichts schöpfen können. Aus dem „Nichts schöpfen“
heißt dabei, ohne Deckung durch Sparguthaben. Eine andere
Sichtweise betrachtet die Bank nur als Finanzvermittler;
gespartes Geld wird weiter verliehen.
Wesentliche Grundlagen können an einem Zwei-Banken-Modell,
angelehnt an die „Wicksellsche Idealbank“, gezeigt werden.
In diesem Modell existiert kein Bargeld und auch keine
Zentralbank. Beziehungen zu anderen Ländern bestehen
ebenfalls nicht. Es ist nur eine Volksbank und eine
Sparkasse vorhanden. Beide verwenden den Euro als
Währungseinheit.
...
Jede Kreditvergabe erzeugt eine Sichteinlage, d.h. eine
täglich fällige Verbindlichkeit der Bank gegenüber ihren
Kunden. Da Kredite aber nicht aufgenommen werden um das
entstandene Buchgeld dann festzulegen, sondern um Zahlungen
zu tätigen, wird im Durchschnitt immer ein Teil dieses
Buchgeldes zu anderen Banken fließen. Die Position
Sichteinlagen kann also nicht beliebig erhöht werden, ohne
negative Auswirkungen auf die Zahlungsfähigkeit der Bank zu
haben.
Allerdings kann man davon ausgehen, dass sich mit hoher
Wahrscheinlichkeit Zu- und Abflüsse bei beiden Banken die Waage
halten. Wenn in den Wechselfällen des Lebens nun mal die eine
Bank etwas günstiger dasteht, kann sie diesen Vorsprung nutzen,
um ihre Kredite zu erhöhen. Damit erhält dann auch die andere
Bank wieder mehr "Luft" ihrerseits ihre Kreditlinie zu erhöhen.
Es ist ja immer nur der _Saldo_ der gegenseitigen Kredite, der
vom gegenseitigen Vertrauen gedeckt sein muss. Solange dieser
Saldo überschaubar bleibt, können die gegenseitigen Kreditlinien
prinzipiell unbegrenzt wachsen. So ist keine theoretisch
fassbare Obergrenze für die Kreditvergabe erkennbar, solange
beide (alle) Banken ihr Kreditvolumen einigermaßen gleichmäßig
erhöhen. Begrenzend wirkt hier nur (und entscheidend!) die
Anzahl zahlungsfähiger Schuldner.
Siehe unten
Insofern ist mir auch die Sichtweise sympathischer, dass nicht
die Banken das frische Geld erzeugen, sondern die Kreditnehmer,
und auch nur diese können es durch Tilgung (oder Konkurs ;-)
wieder vernichten.
Deine Sichtweise kann ich zwar gut nachvollziehen, möchte jedoch
bei der allgemeinen üblichen Vorstellung, dass Banken Geld
schöpfen, bleiben. (Wie würdest du bei deiner Sichtweise die
Geldschöpfung durch Aktivkauf der Banken beschreiben?)
So kommt es auch, dass die QE-Politik der Bundesbank die
_Möglichkeit/Fähigkeit_ der Banken weitere Kredite zu vergeben
erhöht, das aber nur wirken kann, wenn es auch mehr
kreditwillige und kreditwürdige Schuldner gibt. Ohne diese
können weder die Zentralbank noch die Geschäftsbanken Geld
schaffen (außer vielleicht durch "Helikoptergeld" der
Zentralbank, was aber auch nur dann die Nachfrage erhöhen kann,
wenn es umverteilend wirkt).
Wie bereits zuvor erwähnt durch Kauf von Aktiva durch die Bank?
Die Verbesserung dieser Situation
durch Anlage von Spareinlagen hingegen verursacht der Bank
Kosten durch die zu zahlenden Zinsen. Die Bankdevise: „So
liquide wie nötig, so rentabel wie möglich“ verdeutlicht
diese Problematik. In Deutschland bestehen heute ca. 2000
Banken, bei welchen sich wettbewerbsbedingt ein Mittelwert
für Sichteinlagen in Höhe von 20 % der Bilanzsumme gebildet
hat. Für diese Sichteinlagen entstehen der Bank keine
Zinskosten. Diese Sichteinlagen sind ohne Sparanstrengungen
entstanden und wurden nach der anfangs genannten Definition
somit überwiegend aus dem Nichts geschöpft. Lediglich ein
Anteil von 10 % davon muss an liquiden Zahlungsmitteln, im
Rahmen der Liquiditätsverordnung, vorgehalten werden. (Ergänzung vom 27.9.2015:) Diese 10 %
bedeuten, das für den Zahlungsverkehr der deutschen
Banken, in Höhe von ca. 250 Billionen € pro Jahr, nur ein
Giralgeldvolumen von 0,15 Billionen € vorhanden sein muss.
Erhöhen die Banken etwa im Gleichschritt
ihre Kredite, so könnte das Bankensystem theoretisch ihre
Kredite unbegrenzt ausdehnen. Nicht genügend kreditwürdige
und kreditwillige Kunden zu finden, ist heute jedoch der
entscheidende Bremsfaktor bei der Kreditgeldschöpfung
durch die Geschäftsbanken.
Richtig. Das bestätigt: Begrenzend wirkt allein die Zahl und
Solvenz der Kreditnehmer. Das macht aber auch den enormen Druck
deutlich auf die Banker, die zur Verbesserung ihrer Erträge
händeringend nach Kreditnehmern suchen müssen. Und daher ist
zumindest der einzelne Banker geneigt, zugunsten seiner Boni bei
der Prüfung der Solvenz etwas risikofreudiger und kreativer zu
sein als es der Bank insgesamt vielleicht gut täte.
Fazit:
Die Geschäftsbanken sind sowohl als Kreditvermittler wie
auch als Giralgeldschöpfer tätig. Ein Anteil von ca. 20 %,
entsprechend 1,5 Billionen €, stehen den deutschen Banken
ohne Zinskosten zur Verfügung. Unbeschränkten Wettbewerb
vorausgesetzt können die Banken hieraus jedoch keinen Gewinn
generieren.
Ich würde ergänzen: Und bei beschränktem Wettbewerb handelt es
sich letztlich nicht um Geldschöpfungsgewinne, sondern um
Monopolgewinne.
Diesen Aspekt würde ich gerne im noch nicht begonnenen Artikel
„Geldschöpfungsgewinn der Geschäftsbanken“ unterbringen. Den bei
der Manipulation des Euribors entstandenen Gewinn würdest du
demnach als Monopolgewinn bezeichnen?
Die Gewinne landen als
„Kreditsubventionen“ bei den Kreditnehmern. In einem
Vollgeldmodell würden diese Gewinne bei der Zentralbank
entstehen.
Über konstruktive Kritik an meinem Versuch zur Klärung der
Geldschöpfungsfrage würde ich mich freuen.
Just my twopence.
Tiefstapler ;-)
Beste Grüße,
Mumken
Ahoi,
Comenius
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