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[AG-GOuFP] Finanzierung und Finalisierung Was: Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen
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- Subject: [AG-GOuFP] Finanzierung und Finalisierung Was: Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen
- Date: Thu, 07 May 2015 17:49:12 +0200
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Am 18.02.15 um 16:21 schrieb Arne Pfeilsticker:
> Ja, wenn man nur den Rekursionsfall in Betracht zieht. Der Rekursionsanker
> lautet:
> Geld ist ein Anspruch auf Geld gegen die Zentralbank.
Ah, das habe ich noch übersehen. In der MCT bzw. Quantumökonomie wird
die vertikale Verkettung noch einmal aufgespalten:
Anspruch Publikum ggü. Geschäftsbank und Anspruch Geschäftsbank ggü.
Zentralbank. Im Zahlungsvorgang sind diese beiden Kreise durch die
Mediation der Zentralbanken miteinander verschränkt. Durch das Clearing
auf dem Interbankenmarkt werden die (Kredit-)gelder der Geschäftsbanken
in eine einheitliche Form (Zentralbankgeld) gebracht. Als Resultat
dieses Homogenisierungsprozesses haben wir eine einheitliche nationale
Währung. Dieser grundlegende Zusammenhang eines modernen Bankensystems
ist auch in dem bekannten Videovortrag von Piratos dokumentiert.
Im letzten Kapitel von Cencinis Macroeconomic Foundation entwirft der
Autor die Vision einer 'globalen Zahlungspyramide' einer einheitlichen
(homogenen) Weltwährung. Jenseits nationaler Währungen stellt die
Zusammenfassung der nationalen Abrechnungssysteme in einem regionalen
Abrechnungssystem die nächste Homogenisierungsstufe dar. In der EU sind
wir ja gerade dabei, ein solches Abrechnungssystem zu konstruieren. Der
fehlende Baustein hierfür ist lediglich ein Clearingmechanismus, wie es
Keynes in seinem Bancorkonzept als erster formuliert hat und aktuell von
Varoufakis als 'Umwälzmechanismus' ins Spiel gebracht wird. Die
Umsetzung einer eines solchen Mechanismuses wäre ein wesentlicher
Meilenstein auf dem Weg zu einer einheitlichen, globalen
Abrechnungsstruktur. Eine 'Neutralität des Geldes' wäre damit
durch die Vermittlung der beteiligten Institutionen in gewissem Sinne
wieder gegeben.
Für den computeraffinen Mitleser möchte ich auf die formale
Ähnlichkeit dieser Vision mit dem OSI-Schichtenmodell verweisen.
<kleiner Einschub>
Zu deiner Definition: Soweit ich mich erinnere, hast du in einer
früheren Version die wesentliche Merkmale einer Zahlung den Zeitpunkt,
den Betrag, Gläubiger ('Empfänger' der Zahlung) sowie Schuldner
('Sender' der Zahlung) ausgemacht.
Wir können eine Folge von *geplanten* Zahlungen auch ganz allgemein als
Finanzierung auffassen, womit auch dieser Begriff definiert wäre. Im
einfachsten Fall kann ein konkretes Finanzierungsprojekt mit einen
Betrag (Z_0), dem Auszahlungszeitpunkt t_0, dem Rückzahlungszeitpunkt
t_1 beschrieben und zu einer Einheit zusammengefasst werden und stellt
eine Kapitalgröße dar. Dieses Kapital formal geschrieben als { Z_0, t_0,
t_1) kann Gegenstand eines schuldrechtlichen Vertrages zweier Parteien sein.
Ein großes Problem, das ich bei den Finanzinstrumenten sehe, liegt in
der IAS-Definition, insbesondere den dazugehörigen Bewertungskriterien
(Stichwort: Fair-Value). Exakt definiert ist ein solcher Anspruch nur
zum Zeitpunkt
t_0 -> Z_0 vereinbarte Höhe des Darlehens
und
t_1 -> 0 wenn alle Zahlungen beglichen sind
(der Kontrakt ist finalisiert)
Zu jedem anderen Zeitpunkt dazwischen ist der Wert 'virtuell' in dem
Sinne, als er u.a. abhängig von den Erwartungen der
(Kapital-)marktteilnehmer ist. Gerade das Fair-Value-Kriterium eröffnet
Finanzinstituten imho 'kreativen' buchhalterischen Gestaltungsspielraum.
</kleiner Einschub>
Als Resume dieses Beitrags sollten die Begriffe 'Finalisierung' und
'Homogenisierung' als wesentliche Merkmale für das Verständnis des
Konzeptes Geld hängengeblieben sein.
- [AG-GOuFP] Finanzierung und Finalisierung Was: Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen, Gerhard, 07.05.2015
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