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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Wachstumszwang, Arbeitssucht (wider das "Recht auf Arbeit")

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Wachstumszwang, Arbeitssucht (wider das "Recht auf Arbeit")


Chronologisch Thread 
  • From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Wachstumszwang, Arbeitssucht (wider das "Recht auf Arbeit")
  • Date: Sun, 01 Mar 2015 18:58:42 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hey David,

ja, und ich würde sogar noch weiter gehen: die gesamte Psychologie kannste als Ideologie sehen, die soziale Zusammenhänge (Familie, und reproduktiven Kontext der Familie, z.B. Lohnarbeit) KOMPLETTO ausblendet und Probleme einfach individualisiert.

Mit Stützel gesprochen findet "Psychologie" nur auf der Ebene von Partialsätzen statt, und stützt durch die Ausblendung all die sozialen Zusammenhänge, in denen die entsprechenden Befindlichkeiten kollektiv produziert werden.

Erich Fromm hat das mithilfe von Marx und Freud in Ansätzen auch erkannt, klar.

Interessanterweise gab es in der sowjetischen Psychologie andere Ansätze - dort mußte ja aus idelogischem Druck auch das "Kollektiv" und "die Gesellschaft" immer berücksichtigt werden, was aber durchaus zu interessanten (wenn auch eben für die dortigen Zwecke funktionalisierten) Konzepten geführt hat, wie die "kulturhistorische Schule" (Leontjew, Rubinstein, Vygotski).

Wunderbar zur ideologischen Funktion von Psychologie fand ich Thomas Szasz:

The Myth of Psychotherapy: Mental Healing as Religion, Rhetoric and Repression.
http://www.amazon.com/The-Myth-Psychotherapy-Religion-Repression/dp/0815602235

Es gibt auch ganz wenige Leute, die das verstanden haben und auch so beschreiben, z.B. die berühmte Studie von Jahoda, Lazarsfeld etc.:

Die Arbeitslosen von Marienthal:
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Quellen/sortiert_nach_person#Jahoda.2C_Marie

Zu einer systematischen Kritik von Arbeitswut kommt aber keiner von denen ... schätze mal, das wirste auch im DSM oder ICD vergeblich suchen ...

David Finsterwalder schrieb:

Hey

Thema "Arbeitssucht"

Suchtkranke ändern ihr Verhalten dann, wenn der Leidensdruck groß genug ist. Wenn sie aber den Zusammenhang ihrer Leiden nicht verstehen, wird das schwierig. Daher

Depression wurde ja mittlerweile schon zur "Volkskrankheit" erklärt. Siehe Etwa: http://www.zeit.de/zeit-wissen/2010/s1/Depression

Hinzu kommen Burn-out das häufig auch eine Depression ist, aber aus "kostengründen" nicht diagnostiziert wird: http://de.wikipedia.org/wiki/Burnout-Syndrom

Die Korrelation zwischen Depression und Einkommensstatus ist signifikant. siehe Etwa: http://aje.oxfordjournals.org/content/157/2/98.full

Mein Hinweiß zielte darauf ab, dass zwar Depression / Burn-out immer mehr ein Thema wird aber eben nicht die *Wirtschaftlichen *Zusammenhänge. Es wird als Problem der Betroffenen angesehen und im Wirtschaftlichen Zusammenhang allenfalls der "Schaden für die Wirtschaft" thematisiert.

Passend dazu auch Erich Fromm über den angepassten Menschen: https://www.youtube.com/watch?v=Dt09hfllNc8

Zum Thema Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich:

http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/arbeitszeit-einfuehrung-der-30-stunden-woche-und-elterngeldplus-a-966832.html
http://www.spiegel.de/karriere/ausland/schweden-goeteborg-will-sechs-stunden-arbeitstag-einfuehren-a-964791.html

Eigentlich sollte Arbeitslosigkeit durch Technologie doch ein sehr zentrales Thema der Piraten sein. Das wird uns schneller einholen als Klimaerwärmung etc.

Grüße
David




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