ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
- To: k-nut <k-nut AT piratenpartei-hessen.de>
- Cc: AG AG-Geld <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-GOuFP] [Marburg] Übung: Inhaltlicher Vergleich von Texten
- Date: Fri, 23 Jan 2015 21:37:59 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Am 22.01.2015 um 18:45 schrieb k-nut <k-nut AT piratenpartei-hessen.de>:
> Ich würde vorschlagen, folgende Fragen zu diskutieren:
>
> a) ist der Kauf "eigener" Staatsanleihen neu?
Nein, das ist der Normalfall und in allen rational organisierten Staaten der
Welt auch heute noch erlaubt und üblich. Neu ist im Fall der EZB, dass
Staaten sich nicht bei der Zentralbank finanzieren dürfen, was einen
erheblichen Eingriff in die nationale Souveränität darstellt (und wohl auch
Ziel der Übung war).
> b) was bedeutet "eigen" in diesem Zusammenhang?
Die Zentralbank, die die Staatsanleihen aufkauft, gehört zum jeweiligen
Staat. Die EZB ist jedoch eine „supranationale Organisation“.
> c) was ist jeweils Ursache, was ist Wirkung?
Das hängt davon ab, von wem die Zentralbank die Staatsanleihen kauft, aber
viel wichtiger ist, was die Empfänger des Geldes damit anstellen - darauf hat
die Zentralbank keinen Einfluss.
A. Kauft sie die Staatsanleihen von Haltern von Zentralbankkonten (Staaten
oder andere Gebietskörperschaften, öffentliche-rechtliche Institutionen,
Geschäftsbanken), dann tauschen diese Staatsanleihen gegen Zentralbankgeld
(Aktivtausch), ansonsten passiert erst einmal nichts. Zentralbankguthaben
können nicht „ausgegeben werden“ und gelangen also nicht in Umlauf.
B. Im Falle von Banken ist die Theorie, dass über einen esoterischen
„Transmissionsmechanismus“ die Banken nun mehr Kredite vergeben. Das ist aber
ein Fehlglaube, denn damit ist nur die MÖGLICHKEIT geschaffen, dass Banken
mehr Kredite geben können, aber tatsächlich passiert dass nur, wenn sie das
wollen (darauf hat die Zentralbank wenig Einfluss), und ob es eine
Kreditnachfrage gibt (darauf hat die Zentralbank überhaupt keinen Einfluss)
C. Im Falle von Staaten und anderen Gebietskörperschaften hängt es hier
wieder davon ab, was sie tun. Geben sie das Geld einkommenswirksam für
Investitionen oder Leistungen aus entsteht Einkommen und dies sorgt für eine
höhere wirtschaftliche Tätigkeit. Tilgen die aber einfach nur Kredite,
passiert gar nichts
D. Kauft sie die Staatsanleihen von Nichtbanken, dann stellt man sich das am
besten als Doppelschritt vor. Das depotführende Institut kauft dem Halter die
Staatsanleihen ab (gegen Gutschrift = Giralgeld) und verkauft sie dann weiter
an die Zentralbank (gegen Zentralbankgeld = Gutschrift auf dem
Zentralbankkonto). Hier findet also ein Aktivtausch bei der Nichtbank statt,
es ist also mehr Geld „in der Wirtschaft". Nun hängt es auch hier davon ab,
ob die Nichtbanken dieses Geld einkommenswirksam ausgeben (Konsum oder
Realinvestition) oder einfach in anlegen oder damit Kredit tilgen. Im ersten
Fall kommt es zu einer wirtschaftlichen Belebung, im letzten Fall nicht. Auch
hier hat die Zentralbank überhaupt keinen Einfluss (allenfalls einen
psychologischen).
> d) wenn man aus der Geschichte eine Gesetzmäßigkeit ableiten kann, wird
> diese weiter gelten?
Das ist eine sehr generelle Frage. Was man aus der Vergangenheit lernen kann,
ist, dass es keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Geldmenge und
Inflation der Verbraucherpreise gibt, wohl aber der Vermögenspreise. Das wird
wohl auch so bleiben - egal, was die Presse so kolportiert. Die
Verbraucherpreise hängen zuvorderst an der Nachfrage und die wiederum am
Einkommen der Konsumenten. Das hat aber nichts mit der Geldmenge, sondern
einfach mit den Löhnen zu tun. Wenn zusätzliches Geld nur angelegt wird, dann
steigen die Vermögenspreise, die Löhne aber bleiben gleich und damit auch die
Verbraucherpreise - genau das Erleben wir jetzt.
> e) welchen politischen Zwecken kann Ignoranz dienen?
Den Status quo zu erhalten, was meistens zum Vorteil der herrschenden Elite
ist - in unserem Fall der Plutokratie der UHNWI.
- [AG-GOuFP] Fwd: [Marburg] Übung: Inhaltlicher Vergleich von Texten, k-nut, 22.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] [Marburg] Übung: Inhaltlicher Vergleich von Texten, Patrik Pekrul, 23.01.2015
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