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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Wie es in den 1970er-Jahren zum Aufstieg des Neoliberalismus kam

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Wie es in den 1970er-Jahren zum Aufstieg des Neoliberalismus kam


Chronologisch Thread 
  • From: Ex-SystemPirat <systempirat AT live.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Wie es in den 1970er-Jahren zum Aufstieg des Neoliberalismus kam
  • Date: Fri, 14 Mar 2014 10:00:37 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>



Am 14.03.2014 00:58, schrieb moneymind:
Danke Rudi - der Sebastian Müller liefert da eine sehr komprimierte,
gute Zusammenfassung.

Hier noch eine gute Analyse des neoliberalen Weltbilds, mit dem wohl die
meisten von uns aufgewachsen sind, ohne sich dessen bewußt zu sein. Eine
Analyse der Ideologie also, die uns von den neoliberalen Think Tanks
über die Sozialwissenschaften und die Medien über die letzten 40 Jahre
sozusagen als mentales "Betriebssystem" für unser Verhalten gegenüber
Politik, Wirtschaft und uns selbst installiert wurde:



Ich würde hier nicht von "den Sozialwissenschaften" sprechen. In der Grundlagenforschung sind die Sozialwissenschaften schon viel weiter, als es der Laie auf den ersten Blick erkennen mag.

Diese Grundlagenforschung wird nur weitgehend ignoriert, weil sie nicht ohne weiteres in das Bild, das die gegenwärtige Gesellschaft von sich hat und seinen Funktionssystemen hat, passt.

Hier setzt auch meine Kritik an euren Diskussionen an, wenn es um eine an den Bedingungen der gegenwärtig entwickelten Gesellschaft orientierten Betrachtungsweise des Geldsystems gehen soll an. Dazu kann es nach heutigen Erkenntnissen nicht mehr ausreichen, mit der Perspektive des Vertrauten das letzte Quäntchen Veränderung aus der alten Begrifflichkeit herauszuquetschen.

Wirkliche Neuerungen, im Sinne eines neuen "Paradigmas" müssen sich gerade wegen eben dieser "paradigmatischen" Eigenschaft fremd anhören. Aus meiner Erfahrung lohnt es sich, sich mit dieser auf eine Paradoxie hinauslaufenden Problematik zu beschäftigen, wenn man wirklich etwas verändern will.

Das (konsequent zu Ende gedachte) BGE könnte ein gutes Beispiel für eine wirklich fundamental neue Lösung sein, weil es voraussetzt, dass man mit vielen "Paradigmen" bricht. Praktisch büßt es seine Anziehungskraft dadurch ein, dass die wenigsten bereit sind, bezüglich einer gänzlich neuen Situation zu argumentieren, in der wirklich neue "Spielregeln" gelten würden. Dadurch erweist sich die Diskussion selbst einen Bärendienst, denn implizit wird das Bestehende (ob explizit thematisiert oder nicht) durch sie auch noch aufgewertet.

Ich will mit dieser (und ähnlichen) Äußerungen darauf hinweisen, dass es nicht einfach von der Hand zu weisen ist, dass man mit einer Argumentation, die innerhalb einer vom neoliberalen Verständnis geprägte Gesellschaft schlüssig nachvollziehbar ist, diese Gesellschaft in ihren Grundfesten eher bestärkt, als verändert. Und das bei aller konkreten inhaltlichen Kritik.

Eine praktische Konsequenz, wenn man diese Sichtweise in Erwägung zieht, könnte es sein, weniger auf den Problemen herumzureiten, als kreativ Indizien für die Begründung neuer Lösungen zu finden. Je weniger diese "Indizien" dabei ins bestehende Weltbild logisch integriert sind, desto mehr Veränderungspotenzial könnten sie haben.

Das neoliberale Weltbild - wissenschaftliche Konstruktion von
"Sachzwängen" zur Förderung und Legitimation sozialer Ungleichheit
http://stephan.schulmeister.wifo.ac.at/fileadmin/homepage_schulmeister/files/Das_neoliberale_Weltbild.pdf%20


Ein sehr wirksames Mittel zur Entdeckung konkreter Erscheinungsformen
dieser Ideologie gibt es von Albrecht Müller (Gründer der Nachdenkseiten):

Die Reformlüge - 40 Denkfehler, Mythen und Legenden (des neoliberalen
Diskurses)
http://www.amazon.de/Reforml%C3%BCge-Denkfehler-Wirtschaft-Deutschland-ruinieren/dp/3426273446/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1394754488&sr=8-1&keywords=reforml%C3%BCge


Wirtschaftspolitische Alternativprogramme bietet nicht nur Schulmeister
mit seinem New Deal, sondern z.B. auch

Dullien/Herr/Kellermann: Der gute Kapitalismus.
http://www.amazon.de/Der-gute-Kapitalismus-m%C3%BCsste-Vorwort/dp/3837613461/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1394754613&sr=8-1&keywords=der+gute+kapitalismus

Flaßbeck: Die Marktwirtschaft des 21. Jahrhunderts
http://www.amazon.de/Die-Marktwirtschaft-Jahrhunderts-Heiner-Flassbeck/dp/3938060549/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1394754771&sr=8-1&keywords=fla%C3%9Fbeck+marktwirtschaft


Wenn man weiß, daß die Wurzeln für das beliebte "bedingungslose
Grundeinkommen" etc. auch bei Milton Friedmans "negativer
Einkommenssteuer" liegen, versteht sicher auch man Flaßbecks Position
dazu besser:

Flaßbeck: Irrweg Grundeinkommen.
http://www.amazon.de/Irrweg-Grundeinkommen-Umverteilung-beendet-werden/dp/3864890063/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1394754782&sr=8-1&keywords=fla%C3%9Fbeck+grundeinkommen


/"Das bedingungslose Grundeinkommen ist ein Irrweg. Befürworter sehen es
als bequemen und rettenden Ausweg, um – gestützt auf permanenten Konsum
und exorbitante Besteuerung vor allem der Arbeitnehmer – die
Menschenwürde des Einzelnen und die Grundlagen der Gesellschaft zu
bewahren. Zweifellos gut gemeint, doch so würden nach Auffassung der
Autoren die fundamentalen finanziellen, sozialen und gesellschaftlichen
Ungleichheiten weiter verschärft. Um die Probleme zu lösen, bleibt nur
diese Konsequenz: den eher mühseligen Weg gehen und durch Leistung,
Arbeit, gerechte Entlohnung, ein strikt nach Leistungsfähigkeit
bemessenes Steuer- und Sozialsystem, Umverteilung von Einkommen und
Vermögen von oben nach unten sowie eine zukunftsorientierte
Ausgabenpolitik unsere Existenz und die unserer Kinder sichern."/





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