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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Rechnung für Bereitschaftsdienst.

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Rechnung für Bereitschaftsdienst.


Chronologisch Thread 
  • From: alex AT twister11.de
  • To: alex.barth AT tmo.de, AG-GOuFP <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Rechnung für Bereitschaftsdienst.
  • Date: Wed, 5 Sep 2012 19:50:38 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

2012/9/5 <alex.barth AT tmo.de>

Er hat einen Kredit bekommen, um sich eine Leistung von mir (oder indirekt) zu kaufen.  Ich habe mich breitschlagen lassen, obwohl ich gerade nichts brauche.  Hätte es jemanden mit meinen Fähigkeiten gegeben, der gerade dringend was braucht, dann hätte der mich sicher unterboten, ich war ja gar nicht soo scharf drauf.


Ja. Damit hast du eigentlich eingewilligt Nachfrageschulden anzunehmen. Viele Menschen würden sich wünschen Nachfrageschulden haben zu dürfen.
Ich wüsste jede Menge mit Nachfrageschulden (=Zahlungsmittel bzw. Geld) anzufangen. Nun hast du also welche... gut...
 

Scheinbar gab es also keinen anderen mit meiner Fähigkeit, oder der die angebotene Leistung vom Kreditnehmer unbedingt haben wollte.


Ja vielleicht.
 

Da hat die Bank wohl Mist gebaut, und wird in nächster Zeit einen Kreditausfall verarbeiten müssen.


Genau. So kann man es sehen. Banken bauen prinzipiell MIST, weil sie nämlich die Hoffnungen, Wünsche und Visionen aller Menschen in der Zukunft perfekt antizipieren müssten. Das können aber nur die Menschen selber. Nichtmal ein Branchenprofi kann sich sicher sein ob eine bestimmte Leistung wirklich so toll nachgefragt wird. Nichtmal ich weiss ob ich nächste Woche aufgrund neuer Informationen nicht mein Nachfrageverhalten verändere.
Die Bank müsste aber Branchenübergreifend für jedes erdenkliche Leistungsangebot auf JAHRE oder teilweise sogar JAHRZEHNTE hinaus perfekt antizipieren können was die Menschen nachfragen wollen.
Das ist zum scheitern verurteilt.

 

Das wird übrigens dazu führen daß ich weniger Guthabenzinsen bekomme, was für mich ja Geldhaltungskosten bedeutet.


Wird es nicht. Jedenfalls nicht im aktuellen Geldsystem. Der Kreditnehmer mag pleite sein und die Bank ihn pfänden. Dadurch gelangt sie an dessen Sicherheiten. Du hast ihr das ermöglicht.
Die Bank hingegen hätte erst ein Problem wenn sie die Sicherheit an dich weiterreichen müsste oder du das Geld sonstwie bei ihr einlösen könntest.
Kannst du aber nicht... du kannst es vielleicht in Zentralbankgeld einlösen, aber spätestens damit enden deine Ansprüche. In der Praxis bedeutet aber auch das für die Bank kein Problem, weil die Staaten bzw. Zentralbank sie nicht pleite gehen lässt und ihr auf Kredit beliebig viel Zentralbankgeld zur Verfügung stellt.
Stichwort: TOO BIG TOO FAIL :-)

 

Nur weil der Zinssatz insgesamt positiv ist, kann er ja trotzdem negative Bestandteile haben.

 

Ich hätte ja auch nicht leisten können, wie Du mal gesagt hast.


Genau. Wenn du nicht geleistet hättest, hättest du den Kreditnehmer nicht in seine Pleite gedrängt. (Das ist abstrakt)
Deutlicher wird es wenn du Wirtschaft nur aus dir und dem Kreditnehmer besteht oder wenn man alternativ der Bilanz des Kreditnehmers die aggregierte Bilanz von dir und dem Rest der Wirtschaft gegenüberstellt, dich und den Rest der Wirtschaft also wie einen Teilnehmer betrachtet.
In diesem Fall wird deutlich, dass der Kollektivteilnehmer mit der aggregierten Bilanz beim Kreditnehmer nachfragen muss damit er tilgen kann und er ist der einzige.
Wenn also der aggregierte Teilnehmer an den Kreditnehmer leistet, dann aber Nachfrage verweigert, so hätte er besser nicht geleistet. Durch das Leisten hat er falsche Hoffnungen beim Kreditnehmer erweckt und wird bitter enttäuscht.


 

Ohne Wertaufbewahrungsfunktion im Geld wäre es wohl auch so gekommen.


Daran glaube ich nicht. Mich würde aber deine ausführliche Begründung für diese Vermutung brennend interessieren.
Ich will dir mal meine darlegen:

Laut dem Taylorismus, auch bekannt als Scientific Management, ist in einer arbeitsteiligen Wirtschaft eine Produktivitätssteigerung um den Faktor 12 möglich.
Ich denke der Faktor ist noch wesentlich höher.
Eine Tauschwirtschaft ohne Geld hingegen ist UNMÖGLICH oder jedoch so komplex bzw. aufwendig in der Realisierung, dass sie praktisch soviele Ressourcen in das finden von Tauschketten stecken muss, dass eine gewisse volkswirtschaftliche Produktivität nicht überschritten werden kann.
Es braucht also Geld um Arbeitsteilung und damit Produktivität zu steigern.

Wenn also unser Geld mit einen niedrigen Preis hätte der für Geldhaltung bezahlt werden müsste... und der noch dazu bis zu einem gewissen Grundfreibetrag nicht anfällt (weil man ja auch von anderen Zahlungen erhält), so gäbe es 2 Optionen:
1. Entweder man "beisst in den sauren Apfel" (der meiner Meinung nach eher süß ist) und nutzt das kostenpflichtige Geld.
2. Oder man nutzt das Geld nicht, ergo kann auch nicht an der Wirtschaft teilnehmen und muss in die Subsitenzwirtschaft gehen.

Letztere Option, die du ja annimmst, führt aber zu allen Vorteilen aus der Arbeitsteilung und erzeugt somit extrem hohe Opportunitätskosten.
Deshalb ist nach allen rationalen Gesichtspunkten Option 1 die sinnvollere Option.
ZUMAL du ja durch Kauf von Rohstoffen oder Aktien oder Immobilien usw... dem Verlust entgehen kannst. Wenn du also nicht weisst was du kaufen willst, leg dein Geld einfach in Nichtgeldvermögen an welches du bei Bedarf später wieder verkaufen kannst.

 

Volkswirtschaftlich muss man jetzt überlegen, was der größere Verlust ist.  Auflaufende Zinsen, oder nicht erbrachte Leistung.  Die meisten sind sich einig, daß nicht getätigte Leistungen netto ein Verlust sind.  Aber Du bist da vielleicht anderer Meinung.


Nein, da stimme ich dir zu.
Ich gehe nur nicht mit deiner Annahme konform, dass Nichtleistung die Folge wäre.
Es würde höchstens Leistung eingespart die niemandem nutzt. (Der Kreditnehmer will die Leistung von dir ja nicht konsumieren. Sie erzeugt ihm nur Kosten, nämlich den deshalb aufgenommenen Kredit und die Abschreibungskosten, denn er will ja Leistung damit anbieten die keiner will und mit den Einnahmen daraus dann erst konsumieren).

Alles was möglicherweise also eingespart wird ist jene Leistung, die überflüssig ist und den Planeten sowieso tendentiell an seine Grenzen bringt.
Aber wie gesagt, aus oben genannten Gründen (Option 1 vs Option 2) wird es sowieso weiterhin leistende geben, denn das Geld, auch wenn es kostenpflichtig ist, wird gebraucht um damit andere Leistung einzukaufen.

 

Und nochmal:  Der Kreditnehmer hat sich eine Leistung die er wollte frei ausgesucht.  Der Gläubiger hat das selbe Recht.  Sein Guthaben darf nicht dahinschwinden, nur weil Ihm keiner was anbietet, das er haben will.


Es schwindet nicht einfach so dahin.
Der Gläubiger kann seinerseit SOFORT kaufen und hat dadurch genausoviel Leistung erhalten wie er genommen hat.
Wenn er aber 1 Woche wartet und dann kauft, so hat er sich eine Woche Entscheidungsspielraum gegeben bzw. andere eine Woche warten lassen und Zinsen zahlen lassen. Er hat also nach der Woche trotzdem seine Gegenleistung bekommen und ZUSÄTZLICH auch noch eine Woche lang Bereitschaftsdienst.

Die Gegenleistung will ihm niemand nehmen.
Des weiteren kann er dafür sorgen, dass er häufig Einkommen erhält und häufig kauft, aber im Schnitt immer unter dem GRUNDFREIBETRAG bleibt was die Geldhaltung angeht, dann hat er auch kein Geld für Geldhaltung ausgegeben.

In einem gebe ich Dir Recht.  Es gibt zu viele explizite Schulden auf der Welt.  Daher ist es fatal, wenn zum Beispiel Rentensysteme in Kapitaldeckung übergehen.  Umlageschulden scheinen aus irgendeinem Grund weniger schädlich.


Rentensystem in Kapitaldeckung übergehen zu lassen, vorallem wenn diese dann Staatsanleihen kaufen ist einfach noch eine absolut extreme Beanspruchung von Bereitschaftsdienst.
Das Umlagesystem ist deshalb besser, weil hier keine SCHULDEN entstehen und keine GELDVERMÖGENSHORTUNG und deshalb auch kein Bereitschaftsdienst anfällt.




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