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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] [AG-Steuerpolitik] Diskussion Vermögenssteuer
- Date: Mon, 06 Aug 2012 23:07:29 +0200
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Lars Asmus schrieb:
zu deinem von dir eingeführten Youtube-Beitrag
(http://www.youtube.com/watch?v=-D4utjY7E4o) ist folgendes zu sagen:
Es scheint im ersten Moment wirklich in angstmachender Weise zu
verdeutlichen, dass das Geldsystem mit Zinseszinsen kollabieren muss.
Das Modell ist jedoch zu einfach, weil es zwei irreale Annahmen
trifft: 1. Der Zins ist starr und wird zu jeder Zeit in dieser Höhe
von der geldnachfragenden Bank geboten (5%) und der Geldwert bleibt
stabil, d. h. er verfällt nicht.
Es ist doch vollkommen egal, ob der Zinssatz bei 3, 5 oder 10% liegt. Wesentlich ist a) die Expansion des Schuldenvolumens und b) auf der Gläubigerseite die Konzentration der Guthaben in immer weniger Händen.
Ich behaupte: Jesus hätte nach 2000 Jahren nicht soviel Geld, dass er
sich „295 Mrd. Weltkugeln aus purem Gold“ kaufen könnte, nachdem sein
Vater 1 ct für 5% angelegt hätte! (Die Rechnung ist übrigens ganz
einfach durchzuführen: 1,05^2000 / Wert einer Weltkugel in Gold).
Das ist doch nur ein Rechenbeispiel gewesen, um das exponentielle Wachstum des Zinseszinses plakativ darzustellen.
Das im Video beschriebene Problem wird über flexible (vor allem
verschieden hohe Zinsen auf Geldangebotsseite und
Geldnachfrageseite), die Inflation und über Währungsreformen gelöst.
Aber keinesfalls über eine Vermögensteuer.
Man muss erst einmal das Problem erkennen. Zum einen ist es sicherlich die absolute Schuldenhöhe eine Gesellschaft, die vielleicht bei niedrigem Zins noch eine akzeptable Debt Service Rate zulässt. Irgendwann ist aber Schluss mit lustig und dann hilft nur noch eine Entwertung durch einen Schuldenschnitt bzw. eine langsame Entwertung per anziehender Inflation. Hier darf man aber nicht vergessen, dass sowohl Verbindlichkeiten als auch Guthaben im Vergleich zum aktuellen BIP (dass ja auch nur in Geld gemessen wird) gleichermaßen zurückgehen. Die Inflation bläht also nur den Zollstock auf, an den monetäre Aktiv- und Passivstände gemessen werden.
Das andere Thema ist, dass es zu eine Aufkonzentration der Guthaben kommt, wohingegen die Schuldseite durch Kleinkredite von Privatpersonen, durch gemeinschaftlich als Steuerzahler zu stemmende Staatsschulden oder auch durch Unternehmenskredite, die der Konsument mitträgt, eher gleichmäßiger verteilt bleiben. Das führt zu einem Vermögensgradienten entlang der Lorenzkurve und darin sehe ich auch die Quelle von sozialen Spannungen.
Mr. Dax hat vielleicht schon damit recht, dass es Brüche in der
Geschichte wegen Geldverteilungsproblemen gab. Aber eine
Vermögensteuer wird das nicht lösen.
Doch, das tut sie. Das kann man auch mathematisch zeigen.
Die http://de.wikipedia.org/wiki/Lorenzkurve ist das Integral über die aufsteigend sortierte Vermögen über die Bevölkerung. Wenn man nun ab einer gewissen Freigrenze (entspricht also z.B. einer Steigung auf der Kurve von bswp 1 Mio Euro/Person) eine Vermögenssteuer erhebt, dann reduziert sich die Steigung der Lorenzkurve um einen gewissen Anteil. Die Vermögenssteuer fließt dem Staatshaushalt zu und dient der Erbringung von staatlichen Dienstleistungen, von der alle etwas haben. Das Ungleichgewicht, was man anhand der Fläche zwischen der Kurve und der Diagonalen ablesen kann (= Gini-Koeffizient), nimmt ab.
Gruß,
Gunnar
--
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- Re: [AG-GOuFP] [AG-Steuerpolitik] Diskussion Vermögenssteuer, Gunnar Kaestle, 06.08.2012
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