Re: [AG-GOuFP] Gretchenfrage: Wie haltet ihr es mit der marktwirtschaftlichen Geldordnung?

["High-End-Studio Prenk" <info AT high-end-studio.de>]

OliverE schrieb:
> - Wie steht ihr grundsätzlich zu Mises, Hayek, Rothbard und der
> österreichischen Schule?
> - Wie steht ihr zu Bitcoins? Würdet ihr ein solches System wegen des
> staatlichen Geldmonopols verbieten?
> - Wie bewertet ihr den ESM, die "Eurorettung" und die Rolle der
> Zentralbanken? Befürwortet ihr einen Lender of last resort?


MatthyK schrieb:
Aus meiner Sicht ist es aus mehreren Gründen absolut utopisch unser
Geldsystem in diese Richtung verändern zu wollen:
* Der allergrößte Teil der Bevölkerung ist - spätestens wenn es ums
(eigene) Geld geht - absolut sicherheitsorientiert und konservativ.
Realistsich gesehen, wird sich auf diesem Gebiet niemals eine Mehrheit
für "Experimente" egal welcher Art auch nur abzeichnen. Allein die
Forderung danach schürt bereits Ängste.

Dem würde ich zustimmen, wenn nicht - tja .... http://www.chiemgauer.info 
:)

* Das Geldsystem ist eine Insfrastruktur, die große Synergieeffekte hat,
wenn es eben genau nur eines gibt, auf das sich alle Marktteilnehmer
beziehen.

Puuhh...  da gibt es aber eine Menge Fragen zu klären...
Zum Beispiel: Alle Marktteilnehmer der Welt, oder eines Kontinents, oder
eines Landes oder eines otimalen Wirtschaftsraumes mit einem optimalen 
Geldsystem?

Zinstragendes Geld ist zu Beginn einer Epoche eines Landes / 
Wirtschaftsraumes
wirklich super. Eine arbeitsteilige Wirtschaft / Gesellschaft wächst mit 
einem
zinstragenden Geld zu Beginn klasse - und zu Beginn profitieren alle davon.
"Ja, ja, ja jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das
Bruttosozialprodukt...." Aber irgendwann kippt das System weil Vermögen
und Schulden exponential wachsen und die Wirtschaft nicht hinterher kommt.
Und in einem geschlossenen System gibt es kein endloses Wachstum!
Und exponentiell wachsende Schulden müssen verzinst werden, sonst zieht sich
das Geld aus der Real-Wirtschaft zurück in die Spekulationssphäre, wo eine
höhere Verzinsung lockt. Und weniger Geld in der Real-Wirtschaft bedeutet
Deflation. Eine der Definitionen für Deflation lautet: Wenn breite 
Bevölkerungschichten
Jahr für Jahr weniger Kaufkraft haben, dann nennt man das Deflation. 
Übrigens
unabhängig davon, ob der Reichtumszuwachs in der Summe durchschnittlich
steigende Kaufkraft suggeriert, obwohl das Geld bei nur 10% der Bevölkerung
landen.
Geld ist die segensreichste Erfindung der Menschen für eine arbeitsteilige
Wirtschaft / Gesellschaft - aber es muss allen Menschen dienen und nicht
den Interessen einiger Weniger.

* Auch "freie Geldsysteme" wären nicht ohne Risiken und Nebenwirkungen
und bietet eher noch mehr Missbrauchspotential.

Das ist eine reale Gefahr!

* Die reale Geldschöpfung  ist ja schon heute privatisiert und es zeigen
sich hierbei ja ebendiese Probleme.

* Statt seine Energie auf ein solch aussichtsloses Unterfangen zu
verschwenden, wäre es viel besser, darüber zu diskuttieren, woran genau
unser seit vielen Jahrzehnten etabliertes (und bewährtes!)
(Schuld-)Geldsystem derzeit krankt und welche Mechanismen geeignet sind,
die existierenden Missstände wieder gerade zu rücken.

Schau mal hier: Vielleicht ist das einleuchtender als meine
Erklärungen:   http://www.justusbuendnis.de/info/medium_geld

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