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[Drogenpolitik] Fallbeispiel: Verordnung von THC-haltigen Präparaten/ Schreiben an ÄKV
Chronologisch Thread
- From: bettinamail AT arcor.de
- To: ag-drogen AT lists.piratenpartei.de
- Subject: [Drogenpolitik] Fallbeispiel: Verordnung von THC-haltigen Präparaten/ Schreiben an ÄKV
- Date: Mon, 7 May 2012 15:27:55 +0200 (CEST)
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- List-id: Mailingliste der AG Drogenpolitik <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>
Hallo AG,
hier ein aktuelles Fallbeispiel aus meiner Familie zu einem Versuch, sich als
Krebspatientin vom Hausarzt Dronabinol o.ä. verschreiben zu lassen (in einem
Schreiben von mir an den zuständigen ärztlichen Kreisverband). S.u..
Grüße
Bettina
----- Original Nachricht ----
Von: bettinamail AT arcor.de
An: info AT aerzteschaft-xxx.de
Datum: 07.05.2012 14:36
Betreff: Verordnung von THC-haltigen Präparaten
Sehr geehrte Damen und Herren,
als nicht in der Patientenversorgung tätige Ärztin und Mitglied des
ärztlichen Kreisverbandes xxx möchte ich um eine Auskunft zur Verordnung von
THC-haltigen Präparaten auf Privatrezept bitten.
Bei meiner Schwiegermutter wurde 2009 ein Hypopharynx-Ca kehlkopferhaltend
operiert. Als Folge von Operation und Bestrahlung leidet sie sehr unter
starken Spannungsgefühlen im Bereich des Halses und Kopfes ("wie im
Schraubstock eingespannt"), mit Atembeklemmung, sowie unter massiven
Schlafstörungen. Aktuell hatte sie über einen Leidensgenossen, angeregt durch
einen Artikel in der Apotheken-Umschau über Sativex, die Möglichkeit,
versuchsweise an zwei Tagen je eine Kapsel Dronabinol einzunehmen - mit
durchschlagender verbessernder Wirkung in Bezug auf die o.g. Symptome.
Außerdem war, auch für mich als Außenstehende, eine deutliche entspannende
und anxiolytische Wirkung bereits nach Einnahme einer Kapsel festzustellen.
Die Wirkung einer Kapsel hielt 2 - 3 Tage an, natürlich war sie aber
insgesamt leider nur vorrübergehend.
Heute wollte sich die Patientin von ihrem Hausarzt hoffnungserfüllt
Dronabinol oder ein anderes geeignetes THC-haltiges Präparat verschreiben
lassen. Dies wurde ihr verweigert mit der Begründung der mangelnden
Verschreibungserfahrung des Arztes und der fehlenden Zulassung. Alternativ
verordnete er Oxycodon-HCL. Eine weitere Beratung zu alternativen
Behandlungsmöglichkeiten fand nicht statt. Bei einer Rückfrage meinerseits
beim betreffenden Hausarzt gab dieser an, meine Schwiegermutter habe nur von
Schmerzen gesprochen (was diese nicht bestätigt, sie habe Schmerzen von sich
aus nicht speziell thematisiert). Desweiteren erläuterte er, er habe Oxycodon
aufgrund seiner geringeren Toxizität und Nebenwirkungen dem ihm in seiner
Verschreibungsroutine nicht bekannten Dronabinol vorgezogen.
Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass ich diesen Vorfall empörend finde.
Hier wird einer Patientin, offensichtlich ohne Kenntnis der aktuellen
Studienlage auf Seiten des Hausarztes, a priori ein Medikament verweigert,
das privat zu zahlen sie bereit ist und das ihr nach eigener Erfahrung eine
deutliche Verbesserung der Lebensqualität böte. Von der Alternativverordnung
und der fehlenden Aternativberatung gar nicht zu reden!
Ich hoffe nun, dass sie mir Ärzte, oder wenigstens einen Arzt, in xxx nennen
können, die mit der Studienlage zu und Verordnungsfähigkeit von THC-haltigen
Präparaten vertraut und zu einer Verordnung bereit sind.
Da ich befürchte, dass meiner Schwiegermutter, aufgrund mangelnder Aufklärung
und Verordnungserfahrung- und bereitschaft in der xxxer Ärzteschaft oder
anderer Vorbehalte, Ähnliches auch bei anderen Hausärzten geschehen wäre,
möchte ich außerdem auf diesem Weg anfragen, ob nicht eine ÄKV-Fortbildung zu
dieser Thematik sinnvoll sein könnte.
Mit freundlichen Grüßen
- [Drogenpolitik] Fallbeispiel: Verordnung von THC-haltigen Präparaten/ Schreiben an ÄKV, bettinamail, 07.05.2012
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