Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-drogen - Re: [Drogenpolitik] Fwd: Re: Fw: [NRW-AK-Drogen] Frage zu Programmantrag Nr. WP060

ag-drogen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik

Listenarchiv

Re: [Drogenpolitik] Fwd: Re: Fw: [NRW-AK-Drogen] Frage zu Programmantrag Nr. WP060


Chronologisch Thread 
  • From: TomKarla <TomKarla AT gmx.de>
  • To: Mailingliste der AG Drogenpolitik <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Drogenpolitik] Fwd: Re: Fw: [NRW-AK-Drogen] Frage zu Programmantrag Nr. WP060
  • Date: Sun, 15 Apr 2012 18:52:55 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
  • List-id: Mailingliste der AG Drogenpolitik <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>

Noch ein Artikel von "heise"
http://www.heise.de/tp/artikel/34/34857/1.html von Jörg Auf dem Hövel,
14.6.2011
Zitat:

"Auch statistisch gesehen ist der Drogenkonsum-Dammbruch ausgeblieben

Wie sieht es nun aus in Portugal? Ein paar Zahlen: Jedes Jahr landen rund
6.000 Fälle vor den landesweit 18 Gremien der CDT. 94 % davon sind Männer, 47
% sind zwischen 16-24 Jahre alt, 31 % zwischen 25-34. In fast allen Fällen
ging es um Cannabis oder Heroin. Über 40 % der Fälle gehen auf das Konto der
großstädtischen Distrikte von Lissabon und Porto.

Die portugiesischen Experten sind sich nahezu einig über den Erfolg der neuen
Politik: Man hält es für gut, dass Drogenkonsumenten nicht mit der Polizei,
den Gerichten oder gar dem Strafvollzug in Berührung kommen, sondern mit
Experten, die den persönlichen Fall betrachten und aus einem Maßnahmenbündel
entscheiden können. Das Kalkül scheint aufzugehen: Therapiebedürftige
Dauerkonsumenten werden durch die CDTs an soziale Einrichtungen vermittelt,
die vielen Gelegenheitskonsumenten aber, beispielsweise von Cannabis, werden
in Ruhe gelassen. Rund 68 % aller vor den CDTs landenden Fälle werden
eingestellt.

Interpretiert man die Statistiken weiter, scheint es, als ob der befürchtete
Drogenkonsum-Dammbruch ausgeblieben ist. Zwischen 2001 und 2007 stieg in
Portugal die Lebenszeitprävalenz ("hat jemals im Leben konsumiert") für alle
psychoaktiven Substanzen um 4,4 Prozentpunkte an, und zwar von 7,6 % auf 12,0
%. Dies kann einerseits als probierlustige Reaktion auf die als Freigabe
empfundene Entkriminalisierung zurückgeführt werden. Autoren wie Caitlin
Hughes und Alex Stevens, die die Effekte der Neuausrichtung in Portugal
untersucht haben, weisen darauf hin, dass auch in den Nachbarländern Spanien
und Italien die Lebenszeitprävalenz in diesem Zeitraum angestiegen ist.

Insgesamt stieg der Konsum von illegalen Drogen in Portugal bis 2003 leicht
an, um danach wieder abzufallen. Auch dieses Phänomen war allerdings in den
Nachbarländern Spanien und Italien zu beobachten. Der problematische Konsum
scheint dagegen sukzessive abgenommen zu haben. Zudem beruhigte sich die
Szene in den Strafvollzugsanstalten, dort verringerte sich die drogenbezogene
Kriminalität erheblich.

Aussagekräftiger als die Lebenszeitprävalenz ist ohnehin die Antwort auf die
Frage, ob eine psychoaktive Substanz im letzten Monat eingenommen wurde. Die
beliebteste illegale Droge, Cannabis, erlebte keinen Boom. 2001 hatten 2,4%
der befragten Portugiesen sie im letzten Monat geraucht, dieser Wert hatte
sich 2007, auch unter den jüngeren Konsumenten, nicht erhöht. Auch bei
Ecstasy und den Amphetaminen und ebenfalls bei den legalen Mitteln Alkohol
und Tabak blieben die Werte nahezu auf einem Niveau.

Glaubt man den Zahlen der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle EMDAA, hat
sich der Zugang zu illegalen Drogen nicht vereinfacht. Der Bericht 2009 über
die nationale Drogensituation in Portugal, der direkt bei der EBDD landet,
kommen zu dem Schluss:

Considering the legal status of drug use in Portugal it is interesting to
realize that drug use did not increase among young people, but instead the
trend seems to be in the direction of the decrease either in the number of
users (prevalence) or in the intensity of use (lower level of intensive
use-more than 20 times in last 12 months) among the users."


Das zu Portugal.
der Artikel ist insgesamt lesenwert.

TomKarla

Am 15.04.2012 um 18:42 schrieb TomKarla:

> Als allgemeine Aussage im Drug Policy Profile Portugal:
> http://www.emcdda.europa.eu/attachements.cfm/att_137215_EN_PolicyProfile_Portugal_WEB_Final.pdf
>
> "What makes the Portuguese case special is that decriminalisation was not,
> as in other countries, associated with an increasing prevalence of cannabis
> use among young people and the consequent difficulties for law enforcement
> bodies in coping with it. In Portugal, problem drug users — mainly heroin
> users — were the focus of the policy discussions and it was with them (and
> their problems) in mind that it was decided to change the law in 2000."
>
> TomKarla
>
>
>
> Am 15.04.2012 um 18:29 schrieb Bestenfalls:
>
>
>> Anhand des eben versendeten Materials bleibt nach meinem Verständnis nur
>> der Schluß, daß langfristig mit geringerem Konsumentenzahlen zu rechnen
>> ist, weil zum einen das Wachstum der Drogenzahlen DEUTLICH
>> zurückgegangen, die Vergleichszahlen zu den anderen europäischen Ländern
>> ebenfalls ein Hinweis ist, obwohl gerade Portugal ein Knotenpunkt für
>> Einfuhren ist!
>>
>>
>> --
>> Lieben Piratengruß
>>
>> Andreas alias Bestenfalls
>> http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Bestenfalls
>> bestenfalls AT gmx.de
>>
>>
>>
>>
>> Am 15.04.2012 18:23, schrieb florian d:
>>> Es geht ja darum den Satz:
>>>
>>> "Wie vorliegende Erfahrungen mit der Entkriminalisierung aus Portugal,
>>> den Niederlanden und Tschechien zeigen, ist langfristig mit geringeren
>>> Konsumentenzahlen zu rechnen."
>>>
>>> mit Quellen zu untermauern.
>>>
>>> Die von dir zu Portugal zitierten Daten auf Seite 1007 sagen eher das
>>> Gegenteil aus. Nur unter Jugendlichen (S.1008) hat der Konsum
>>> abgenommen. Daraus kann man vielleicht einen Trend ableiten.
>>>
>>> In Holland kiffen weniger als in Deutschland oder den USA. Die Zahl der
>>> regelmäßigen Konsumenten hat auch trotz Coffeeshops nicht zugenommen,
>>> eine Abnahme ist mir jedoch nicht bekannt.
>>>
>>> Für Tschechien gibt es vermutlich noch keine Daten, eine Abnahme von
>>> Konsumenten würde mich bei der IMHO schlechten Umsetzung dort wundern.
>>>
>>> Letztendlich befürchte ich, dass obiges Zitat eine wissenschaftlichen
>>> Überprüfung nicht besteht. Wobei ich die dahinter stehende Aussage
>>> für richtig halte. Gerade problematischer Konsum dürfte durch
>>> Entkriminalisierung abnehmen.
>>>
>>> Gruß,
>>> florian d
>>
>> --
>> AG-Drogen mailing list
>> AG-Drogen AT lists.piratenpartei.de
>> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-drogen
>
> --
> AG-Drogen mailing list
> AG-Drogen AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-drogen





Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang