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ag-drogen - Re: [AG-Drogen] Ist Cannabis eine Einstiegsdroge?

ag-drogen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik

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Re: [AG-Drogen] Ist Cannabis eine Einstiegsdroge?


Chronologisch Thread 
  • From: Bettina & Michael Demus <cyfarwyddi AT t-online.de>
  • To: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Drogen] Ist Cannabis eine Einstiegsdroge?
  • Date: Tue, 07 Feb 2012 17:57:52 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
  • List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>

Am 07.02.2012 16:55, schrieb Maximilian Plenert:
"Die Einstiegsthese wird gern im politischen Raum vorgetragen, um die
Gefährlichkeit von Cannabisprodukten nachvollziehbar zu machen und dies gilt,
obwohl sie mehr als dreißig Jahren in der Fachwelt kritisiert und heute von
Fachleuten einhellig als empirisch unbestätigt zurückgewiesen wird."

Lieber Maximilian,

für mich ist das so ein typisches Beispiel für gegenseitiges Nicht Verstehen Wollen. Das ist wie beim Pawlowschen Hund. Benutzt jemand die Worte Einstiegsdroge und Cannabis im gleichen Satz, finden sich schnell ein paar beißwütige Legalisierer. Ihr wollt einander nicht verstehen, weil jeder glaubt, dass er dann eine Schwäche zeigen würde. Können wir bitte damit aufhören? Ist es möglich endlich mal den Versuch zu unternehmen den anderen zu verstehen? Wenn wir eine Chance haben wollen etwas zu erreichen, dann brauchen wir nicht bloß unser Klientel, nicht nur die heutigen Unterstützer. Wir wollen, dass uns zugehört wird. Wir möchten argumentativ überzeugen und das bedeutet, dass wir niemanden als Feind behandeln und ihn öffentlich demütigen sollten.

Ich erkläre mal was ich meine.

Zitat:
Auf der einen Seite gibt er zu, dass es kein Automatismus von Cannabis zu "harten Drogen" gibt, im nächsten Satz befeuert er die "unechte" Einstiegsdrogenthese a la "Vor Heroin war immer Cannabis" gerade wieder. "cum hoc ergo propter hoc" nennt sich dieser logische Fehler, "bei dem zwei gemeinsam auftretende (koinzidente) Ereignisse als Ursache und Wirkung (kausal) erklärt werden." Ebensogut könnte man die Beobachtung anführen, dass fast alle Heroin- und Cannabiskonsumenten mit Alkohol und Zigaretten oder gar mit Zucker angefangen haben...
Auf parlament.de wurden dann aus seiner Aussage: Staatsanwalt Jörn Patzak aus Trier entgegnete den Befürwortern der Legalisierung, dass Cannabis weiterhin eine Einstiegsdroge sei. "Fast jeder, der später Kokain oder ähnliches konsumiert, hat mit Cannabis angefangen", warnte er.


Ich kenne die Gedanken des StA nicht. Deshalb unterstelle ich nachfolgend, dass er so tickt wie ich, damit lässt sich seine Aussage relativieren.
Der Staatsanwalt argumentiert auf seinem Fachgebiet, er ist definitiv kein Suchtforscher. Er hat m.E. keineswegs behauptet Cannabis sei die Einstiegsdroge in eine Sucht/Abhängigkeit die häufig dann bei harten Drogen endet. Und selbst wenn es so wäre. Relativiere seine Behauptungen, suche nach Gemeinsamkeiten und antworte ihm in diesem Sinne. Suche den Dialog! Bei jeder Gelegenheit.

Aus meiner Sicht ist Cannabis tatsächlich für viele Erstkonsumenten eine Einstiegsdroge. Nein, nicht in die Welt der psychoaktiven Substanzen schlechthin, das ist beinahe immer vorher bereits über die frei erhältlichen Drogen Tabak und Alkohol und Koffein geschehen. Für mich ist Cannabis die Einstiegsdroge in die Welt der Illegalität. Es ist ein Unterschied ob ich mir Zucker beim Kaufmann oder Gras beim Dealer kaufe, richtig? Es ist ein Unterschied ob ich im Kreis von Freunden im Alter von 12 Jahren meinen Ersten Bierrausch erlebe oder verschämt beim Kumpel an der Bong lutsche, immer in Angst dass Mutti und Vati bloß nichts merken. Ich will hier nicht alle Unterschiede aufzählen zwischen legaler und illegaler Berauschung, aber es gibt eine Menge Unterschiede. Fakt ist, dass Cannabis als die am meisten verbreitete Droge in vieler Hinsicht eine Vorreiterrolle spielt. Was ist denn bloß so schlimm daran, dass es nicht akzeptiert werden kann? Was stimmt denn  nicht an der Aussage, dass die meisten Heroinkonsumenten mit Cannabis begonnen haben? Das muss doch gar nicht falsch sein. Damit ist keine Kausalität einer Heroinabhängigkeit begründet und auch gar nicht behauptet. Du bist derjenige, der dem StA unterstellt, dass er diese Kausalität behauptet. Und das machst Du nur, weil Du ihn als Feind ansiehst - zumindest er wird das glauben.

Wo haben wir jetzt Ansätze?

Dass die Illegalität eine Folge der Prohibition ist? Warum fragst Du den StA nicht ob er diese Richtung meinte, als er von einer Einstiegsdroge sprach? Wenn er es bejaht, kannst Du ihn beglückwünschen. Er ist auf dem Weg ein Pirat zu werden.

LG Micha






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