ag-drogen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik
Listenarchiv
- From: Maximilian Plenert <max.plenert AT hanfverband.de>
- To: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Drogen] Gefährlichkeit von Drogen
- Date: Thu, 08 Dec 2011 22:05:46 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
- List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>
- Organization: Deutscher Hanfverband
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Am 08.12.2011 22:03, schrieb Carmelito Bauer:
> Es gibt jedoch aktuell ja diese Modedroge in Russland, "Krokodil" genannt.
> Ein Stoff, der den Körper derart zersetzt hat für mich jedoch nichts mehr
> mit einer Droge zu tun sondern ist schlichtweg Gift. Wir sagen ja auch
> nicht zu Blausäure oder Autoabgasen, es seien Drogen. Krokodil ist wieder
> ein typisches Beispiel für ein Erzeugnis der Prohibition.
Zum Thema Kroko...
„Krokodil“ frisst Löcher in den Verstand
Eigentlich wüssten wir: jedes Opioid mit Wirkung vom Morphintyp ist im Prinzip
gleich wie jedes andere zu beurteilen. Unterschiede gibt es in der
Pharmakokinetik, der Wirkdauer und Wirkstärke, aber in aequipotenten Dosen
wirken alle schmerzstillend und sind bei vulnerablen Individuen in der Lage
Abhängigkeitssyndrome auszulösen.Keine Substanz ist teuflischer als eine
andere. In reiner Form eingenommen ist ihre Einnahme mit relativ wenigen
unerwünschten Wirkungen ohne weiteres vereinbar mit einem geordneten
bürgerlichen Leben.
Eigentlich wüssten wir: die Belegung einer Substanz mit Prohibition führt
dazu, dass jegliche Qualitätskontrolle in Bezug auf Reinheit und Dosis
ausgeschlossen ist. Eigentlich wüssten wir: in Bezug auf ihre bevorzugte
Substanz zeigen Abhängige ökonomisch gesehen eine „unflexible Nachfrage“. Wird
der Zugang zum Produkt zu stark beschränkt wie durch die Prohibition, wird auf
ein Ersatzangebot ausgewichen. Eigentlich wüssten wir: wo eine unflexible
Nachfrage besteht, entsteht ein Angebot. Wird das Angebot in die Illegalität
verbannt, wird der Anbieter sich nicht um die Qualität in Bezug auf chemische,
bakterielle, fungale und virale Verunreinigungen kümmern und versuchen
möglichst billig zu produzieren (Beispiel das schon länger bekannte „black
tar“ Heroin in den USA). Die Risikoabwägung des Konsumenten wird durch seine
unflexible Nachfrage übersteuert. In dieser Situation nützen wohl gemeinte
Ermahnungen nichts.
Eigentlich wüssten wir: mit der allgemeinen „Boulevardisierung“ der Medien in
den letzten Jahren, gelten fundierte und gut recherchierte Inhalte wenig, was
zählt sind fette Schlagzeilen und süffige mit Superlativen gespickte Stories.
Entsprechend ist die Fachwelt gut beraten, in diesen Chor nicht einzustimmen.
Eigentlich wüssten wir: substitutionsgestützte Behandlungen sind gut evaluiert
und sehr geeignet, Abhängigkeitsproblemen mit Opioiden entgegenzuwirken.
Restriktiver Zugang zu solchen Behandlungen fördert die illegalen Märkte und
die damit verbundenen Probleme wie z.B. die Verbreitung von HIV und Abszessen.
Also: das aktive Wirkprinzip in der Droge „Krokodil“ ist Desomorphin, einfach
ein weiteres Opioid vom Morphintyp. Die beobachteten Schädigungen der
Konsumenten sind nicht Folge der Substanz, sondern sind Kollateralschäden der
Prohibition. Bitte wieder den Verstand einschalten! Verschärfte Prohibition
ist sicher nicht die Lösung des primär durch die Prohibition verursachten
Problems.
Dr. med. Robert Hämmig, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für
Suchtmedizin SSAM. http://www.ssam.ch
lg max
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Deutscher Hanf Verband
Maximilian Plenert
Rykestraße 13
10405 Berlin
Tel: 030-44716653
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- [AG-Drogen] Gefährlichkeit von Drogen, Ulrich Bär, 07.12.2011
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