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Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik
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Re: [AG-Drogen] "Es erscheint mir kein Zufall, dass totalitäre Ideologen die konsequentesten Drogenkrieg"
Chronologisch Thread
- From: "Andi_nRw" <andi AT piratenpartei-wesel.de>
- To: "Mailingliste der AG Drogen" <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Drogen] "Es erscheint mir kein Zufall, dass totalitäre Ideologen die konsequentesten Drogenkrieg"
- Date: Wed, 30 Nov 2011 09:38:23 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
- List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>
Da biste mir zuvor gekommen...wollte diesen sehr interessanten Aspekt auch eben posten... ;)
----- Original Message ----- From: "Maximilian Plenert" <max.plenert AT hanfverband.de>
To: diverse
Sent: Wednesday, November 30, 2011 9:21 AM
Subject: [AG-Drogen] "Es erscheint mir kein Zufall, dass totalitäre Ideologen die konsequentesten Drogenkrieg"
Rechtsextremismus und Drogenpolitik
Ein Interview mit dem Geraer Pfarrer Michael Kleim, Mitglied im Schildower Kreis
Gera, 29. November 2011
http://www.schildower-kreis.de/themen/Rechtsextremismus_und_Drogenpolitik.php
Der Geraer Pfarrer Michael Kleim kämpft seit Jahren gegen den Rechtsextremismus.
Als Mitglied im Schildower Kreises, einem Drogenpolitiker-Netzwerk aus
Wissenschaft und Praxis, beschreibt er die Verankerung der Drogenverbotspolitik
in der rechten Ideologie und anderen totalitären Ideologien.
Frage: Pfarrer Kleim, Sie sind seit Jahren gegen Rechtsextremismus engagiert und
auch mehrfach ins Visier radikaler Kräfte gekommen. Andererseits setzen Sie sich
im Schildower Kreis für den grundlegenden Wandel in der Drogenpolitik ein. Gibt
es da einen inhaltlichen Zusammenhang?
Michael Kleim: In der Todesanzeige des Hitlerstellvertreters Rudolf Hess wurden
Spendengelder für die Bekämpfung der Opiumgewinnung im Goldenen Dreieck erbeten.
Hitler wird als Vorbild propagiert, weil er angeblich konsequent abstinent
gelebt hätte. Aufkleber der militanten Nazi-Szene verkünden einen totalen Krieg
gegen Drogen. In Positionspapieren und Internetaufrufen fordern rechtsradikale
Gruppen ein schärferes Vorgehen bei sogenannten Drogendelikten.
Rechtsextremisten versuchen mit populistischen Parolen – so z.B. Todesstrafe für
Kinderschänder oder Wiedereinführung der D-Mark – in der Mitte der Gesellschaft
Zustimmung zu finden.
Das Drogenthema ist für die neue Rechte deshalb so wichtig, weil sie hier an ein
weitverbreitetes Feindbild anknüpfen kann. Über dieses Thema versucht sie, in
Bevölkerung, Medien und Politik insgesamt eine breitere Akzeptanz zu erreichen.
Frage: Rechtsterroristische Ansätze sind aber hierbei doch nicht auszumachen?
Michael Kleim: Auch hinter dem drogenpolitischen Konzept der neuen Nazis ist
deren Menschenverachtung verborgen. Internierung von Drogengebraucher und
Todesstrafe für Dealer – darin sehen braune Propagandisten die Stützpfeiler
ihrer Drogenpolitik. Und hinter der Ablehnung von Drogenhilfe lugt der
altbekannte Teufel des Sozialdarwinismus hervor. Doch oft bleibt es nicht bei
Worten.
Drogengebrauchende Menschen werden zunehmend zu Zielen rechtsradikaler
Bedrohungen und Gewalt.
Frage: Wie sieht es mit Drogen in der rechten Szene aus?
Michael Kleim: Das drogenfreie Saubermann-Image der rechtsradikalen Bewegung ein
Betrug. Abgesehen von dem exzessiven Alkoholkonsum innerhalb der Szene gehören
Speed und Kokain zum rechten Umfeld dazu.
Bereits die nationalsozialistische Elite des sogenannten III:Reiches war
keinesfalls drogenabstinent. Adolf Hitler experimentierte mit
Nachtschattendrogen und Strychnin, Goeppels war Morphinist, Göring war dem
Kokain zugetan und die deutsche Luftwaffe bekam regelmäßig vor ihren Einsätzen
Amphetamine, um aufgeputscht in den Krieg zu fliegen.
Frage: Wie können sich demokratische Politiker hier von einer Vereinnahmung
durch rechtsradikale Positionen abgrenzen?
Michael Kleim: Es erscheint mir kein Zufall, dass totalitäre Ideologen die
konsequentesten Drogenkrieger sind. Neben rechtsradikalen Propagandisten stehen
ja auch militante Islamisten, fundamentalistische Christen und kommunistische
Maoisten für eine brachiale Verbotspolitik.
Deshalb gehört die Prohibition grundlegend auf den demokratischen Prüfstand.
Auch in der Drogenpolitik können wir uns am sichersten von menschenverachtenden
Ideen abgrenzen, indem wir auch hier Demokratie, Menschenwürde und
Zivilgesellschaft zum grundlegenden Maßstab machen.
--
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- [AG-Drogen] "Es erscheint mir kein Zufall, dass totalitäre Ideologen die konsequentesten Drogenkrieg", Maximilian Plenert, 30.11.2011
- Re: [AG-Drogen] "Es erscheint mir kein Zufall, dass totalitäre Ideologen die konsequentesten Drogenkrieg", Andi_nRw, 30.11.2011
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