ag-drogen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik
Listenarchiv
- From: Fabrizio Meszaros <f.meszaros AT yahoo.de>
- To: ag-drogen AT lists.piratenpartei.de
- Subject: [AG-Drogen] Lösungsvorschlag für Parteiprogramm/Drogenpolitik
- Date: Wed, 21 Sep 2011 05:46:50 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
- List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>
Hallo AG Drogen, liebe Pirat_Innen!
Drogenpolitik ist ein sehr schwieriges Thema. Schaut man sich die anderen Parteien an, stellt man schnell fest, dass Drogenpolitik fast ausnahmslos durch die Jugendverbände der jeweilgen Partei gedeckt wird. Kaum aber ein Politiker aus dem Bundesverband greift dieses Thema auf. Erst nach der politischen Karriere darf dieses Thema wieder aufgegriffen werden, siehe zum Beispiel das Kommitee ehemaliger Präsidenten, das vor kurzem den "war on drugs" für gescheitert erklärte.
Thematisiert man Drogenpolitik in einer aktiven Karriere, ist schnell Schluss damit. Die Debatte wird im Keim erstickt.
Dieser Gefahr wird sich die Piratenpartei ebenfalls aussetzen müssen - außer sie bietet eine Lösung für die Drogenproblematik ohne sich der Legalisierungsbewegung anbiedern zu müssen.
Gesellschaftlich bedeutet es nichts weiter, dass Prohibition funktioniert, wenn die Konsumenten auf die Strasse gehen, um dagegen zu demonstrieren. Auch die Lösungen, die diese Bewegung anbietet, mögen vielleicht viele Probleme aus Konsumentensicht beseitigen, aber eine gute Lösung sind sie definitiv nicht.
Eine Liberalisierung hat den entscheidenden Nachteil, dass die organisierte Kriminalität weiterhin bestehen bleibt, und nur der Konsument entkriminalisiert wird. Die Legalisierung geht schon einen Schritt weiter, aber auch hier ist die Kritik berechtigt, dass die illegalen Strukturen durch eine Legalisierung nur in legale umgewandelt werden. Zudem fragt sich die Gesellschaft zu recht, ob die Marktlösung eine gute Lösung ist. An dieser Stelle seien die legalen Drogenverkäufer erwähnt, die über Werbung und Klagen (z.B Ekelbilder auf Zigarettenschachteln), die Prävention zu verhindern versucht.
Prävention und Förderung des gesunden Umgangs mit Drogen sollten gefördert werden - dem widerspricht sowohl für legale wie auch für illegale Drogen die Gewinnabsicht des Verkäufers. Sowohl der legale Dealer wie auch der illegale steigern ihren Gewinn durch eine Erhöhung des Umsatzes.
Die Lösung des Drogenproblems muss folglich die Eliminierung dieser Gewinnabsicht sein.
Nichtprofitorientierte Konsum- und Produktionsgenossenschaften sind hier der Schlüssel. Über diese Vereine wird der Schwarzmarkt vernichtet, und zwar auf eine Weise. die eine Existenz unmöglich macht. Es wird sich nicht mehr lohnen, Drogen zu verkaufen oder herzustellen.
Die gesellschaftliche Akzeptanz soll ebenfall niedrig gehalten werden, auch dies bieten die Vereine: Werbeverbot und staatliche Kontrollen und eine Präventionsverpflichtung. Der "Verkäufer" einer Genossenschaft profitiert nicht durch den Absatz. er hat somit automatisch kein Interesse an einer Absatzsteigerung.
Die Wirtschaft wird von diesem Modell ebenfalls profitieren. Die Kaufkraft steigt, die Arbeitsleistung des Einzelnen ebenfalls. Ich möchte hier ein Beispiel geben: In Frankreich gibt es eine Studie über den Weinanbau und staatliche Förderung. Man stellte in dieser Studie fest, dass die Förderung des Weinanbaus und des Konsums letztendlich ein Negativgeschäft war. Anfangs stieg zwar das Wirtschaftswachstum, doch kurz später erlitt das Gesundheitssystem erhebliche Einbussen.
Konsumgenossenschaften entlasten das Gesundheitssystem. Jedoch belasten gesündere Menschen wiederum das Rentensystem. Wer länger und gesünder lebt, wird länger Rente beziehen.
Gegen eine direkte Abgabe an den Staat - sei es eine Gesundheitsabgabe oder eine Steuer - möchte ich wegen der erwähnten Gewinnabsicht klar widersprechen. Der Staat soll von diesem Modell profitieren, aber nur indirekt. Er soll sich dafür belohnen,, wenn er gute Prävention macht, und das geht ganz einfach:
Nachdem es sich ja bei dem Genossenschaften um Vereine handelt, bei denen jedes Mitglied einen monatlichen Beitrag für eine monatliche Maximalabgabemenge zahlt, lassen sich hier geschickt Mechanismen installieren, die den Staat indirekt entlasten. Eine Möglichkeit wäre es die Menge, die sich ein Vereinsmitglied nicht abholt, in einen Rentenfonds einzubezahlen. Somit entlastet sich der Staat, indem er gute Prävention macht, und die Konsumenten zu einem gemäßigtem Konsum erzieht.
Eine direkte Abgabe soll der Staat nur für die staatlichen Kontrollen erhalten.
Ich würde mich freuen, wenn die Piratenpartei dieses Lösungsszenario diskutiert und gegebenenfalls in ihr Parteiprogramm aufnimmt. Sofern sie das tut, möge die Piratenpartei bedenken, sich offiziell von den Forderungen der Legalisierungsbewegung zu distanzieren, um davon keinen Schaden zu nehmen,
In diesem Sinne: Drogen sind gefährlich und es ist an der Zeit den Markt zu zerstören, gleich ob Tabak, Alkohol oder illegale Drogen!
Mit piratigen Grüßen
Fabrizio Meszaros
- [AG-Drogen] Lösungsvorschlag für Parteiprogramm/Drogenpolitik, Fabrizio Meszaros, 21.09.2011
- Re: [AG-Drogen] Lösungsvorschlag für Parteiprogramm/Drogenpolitik, Georg v. Boroviczeny, 21.09.2011
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