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ag-drogen - Re: [AG-Drogen] lesenswert, spiegelt unsere Position

ag-drogen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-Drogen] lesenswert, spiegelt unsere Position


Chronologisch Thread 
  • From: "Andi_nRw" <andi AT piratenpartei-wesel.de>
  • To: "Mailingliste der AG Drogen" <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Drogen] lesenswert, spiegelt unsere Position
  • Date: Thu, 2 Dec 2010 07:59:35 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
  • List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>

----- Original Message ----- From: "Georg von Boroviczeny" <georg AT von-boroviczeny.de>
To: <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
Sent: Thursday, December 02, 2010 7:14 AM
Subject: [AG-Drogen] lesenswert, spiegelt unsere Position


http://www.jungewelt.de/2010/12-01/016.php



01.12.2010 / Feuilleton / Seite 13
<http://www.jungewelt.de/2010/12-01/index.php> Inhalt


�Aber bitte nicht in der Nachbarschaft�


�ber HIV-Schnelltests, die Toten der Drogenpolitik und Anwohnerproteste
gegen Druckr�ume. Gespr�ch mit Dirk Schaeffer

Interview: Markus Bernhardt

<javascript:imgToggle28395('img28395');> unbenannt


Dirk Schaeffer ist Referent f�r Drogen und Strafvollzug in der
Bundesgesch�ftsstelle der Deutschen AIDS-Hilfe mit Sitz in Berlin


Am heutigen Welt-AIDS-Tag finden �berall in der BRD Gedenkveranstaltungen
f�r an AIDS verstorbene Menschen statt. W�hrend sich die Berichterstattung
ma�geblich um die Infektionszahlen von M�nnern, die Sex mit M�nnern haben,
dreht, geraten Betroffenengruppen wie Drogenkonsumenten in den Hintergrund.
Wie ist es um das Infektionsrisiko von Heroingebrauchern bestellt?

Richtig ist, da� ein gro�er Anteil aller neuen HIV-Diagnosen M�nnern
gestellt wird, die Sex mit M�nnern haben. Das Robert-Koch-Institut geht in
seiner aktuellen Sch�tzung davon aus, da� in Deutschland etwa 70000 Menschen
mit HIV oder AIDS leben. Etwa 3000 haben sich demnach im Jahr 2010 neu
infiziert.

Wer Drogen intraven�s konsumiert, geh�rt nach wie vor zu denen, die von HIV-
und Hepatitisinfektionen am meisten bedroht sind. Auch wenn das
Koch-Institut im Jahr 2009 nur 100 neudiagnostizierte HIV-Infektionen bei
diesen Drogenkonsumenten dokumentiert hat, d�rfen wir sie nicht aus den
Augen verlieren. Wir wissen, da� sie HIV-Testangebote bei �rzten oder im
Gesundheitsamt nur selten nutzen. Gr�nde sind das langen Warten auf das
Testergebnis und fehlendes Vertrauen zu staatlichen Einrichtungen oder
�rzten.

Mittlerweile werden vielerorts auch HIV-Schnelltests angeboten. Welchen
Vorteil haben diese und wie sicher ist das Ergebnis?

Der HIV-Schnelltest bietet gerade f�r die Drogenkonsumenten viele Vorteile.
Die problematische Blutentnahme aus der Vene entf�llt, da ein Tropfen Blut
aus der Fingerbeere bereits ausreicht. Dar�ber hinaus pa�t die Dauer bis zur
Mitteilung des Testergebnisses, zirka 20 Minuten, besser in die
Tagesstrukturen und Lebenskontexte dieser Zielgruppe.

Ein soeben beendetes Modellprojekt in einer niedrigschwelligen Anlaufstelle
der AIDS-Hilfe Dortmund, bei dem Drogenkonsumenten ersmals der
HIV-Schnelltest angeboten wurde, zeigt, welche Potentiale diese neue
Testform mit einem begleitenden Beratungsangebot bietet. Mehr als 170
Heroinkonsumenten nahmen dieses Angebot in einem f�r sie vertrauten Umfeld
an. Nach Aussage der Projektteilnehmer f�hrt das Wissen um den eigenen
Infektionsstatus oft zu einem weniger risikoreichen Drogenkonsum- und
Sexualverhalten.

Wie lassen sich die Lebensbedingungen von Drogengebrauchern konkret
verbessern?

In den letzten Jahren wurde f�r die, die Drogen spritzen, ein
vielschichtiges Angebot geschaffen. Der Ausbau der Substitutionsbehandlung
mit Methadon oder Buprenorphin sowie eine fast fl�chendeckende Verf�gbarkeit
von Spritzen, Nadeln und Zubeh�r haben dazu beigetragen, HIV-Infektionen zu
verhindern und gesundheitliche Risiken zu reduzieren. Die gegenw�rtige
Drogenpolitik vertraut jedoch leider immer noch auf das untaugliche Mittel
der Prohibition und Strafverfolgung, um den Drogengebrauch und -handel zu
kontrollieren. Der erw�nschte R�ckgang des Konsums bleibt seit vielen
Jahrzehnten weitgehend aus. Statt dessen produziert dieser Ansatz der
Kriminalisierung t�glich zehntausendfaches Leid von Drogen gebrauchenden
Menschen. Die Linderung dieser Folgen kann nicht das einzige Ziel bleiben.

Sondern?

Um Kontrolle �ber illegal gehandelte Drogen zu gewinnen, strebt die Deutsche
AIDS-Hilfe eine komplette Neuorientierung in Form einer Legalisierung an.
Hierbei geht es nicht um die freie Zug�nglichkeit von Drogen � ganz im
Gegenteil. Mit die �bernahme von staatlicher Kontrolle gilt es, Jugend- und
Gesundheitsschutz zu betreiben, den Schwarzmarkt auszutrocknen und
kriminelles Handeln deutlich zu reduzieren.

Eine fl�chendeckende Versorgung mit sogenannten Druckr�umen, in denen Heroin
und andere Drogen unter hygienischen Umst�nden konsumiert werden k�nnen, ist
nicht gew�hrleistet. Vielerorts kommt es sogar zu Protesten von Anwohnern�

Grunds�tzlich w�re es m�glich, da� jedes Bundesland solche R�umlichkeiten
einrichtet. Bayern, Rheinland-Pfalz und andere weigern sich. Studien zeigen,
da� solche Drogenkonsumr�ume Leben retten, indem �berdosierungen schnell und
ad�quat behandelt werden k�nnen. Dar�ber hinaus tragen solche Angebote dazu
bei, Infektionen wie HIV und Hepatitis zu vermeiden. Der �ffentliche Raum
wird entlastet, und Drogenkonsumenten werden weiterf�hrende Hilfsangebote
gemacht. Anwohnerproteste dagegen geh�ren heute einfach dazu. Alle wollen
diesen armen Menschen nat�rlich helfen, aber bitte nicht in der eigenen
Nachbarschaft!

N�rnberg wird in diesem Jahr einen traurigen Rekord aufstellen. Dort gibt
es, bezogen auf die Bev�lkerungszahl, deutschlandweit die meisten Todesopfer
in Folge des Konsums illegaler Drogen�

Trotz einer partei�bergreifenden Initiative f�r die Einrichtung von
Drogenkonsumr�umen dort und in M�nchen, die von �rzten, Wissenschaftlern und
Praktikern der Drogenarbeit unterst�tzt wird, setzt der bayerische
Gesundheitsminister Markus S�der (CSU) immer noch auf eine Blockadehaltung.

Was ist eigentlich aus der Behandlung von Opiatabh�ngigen mit synthetisch
hergestelltem Heroin, dem sogenannten Diamorphin, geworden?

Nach der Novellierung des Bundesgesetzes im Jahr 2009 ist leider gro�e
Ern�chterung eingekehrt. Die geltenden Richtlinien, unter denen die
Krankenkassen diese Behandlung bezahlen, sind schlicht praxisfern und
verhindern den vom Gesetzgeber gew�nschten bedarfsgerechten Ausbau dieses
Angebots. Bis heute ist keine neue Ambulanz oder Einrichtung er�ffnet
worden, in der Menschen die f�r sie �berlebenswichtige Behandlung erhalten.
Das sagt alles.





[georgberlin]

K�pt�n der Crew �Tiberia�

Koordinator AG Drogen

Georg v. Boroviczeny






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Treffer...versenkt...(;o)
Lege mir das gleich mal zu den Argumentations-strängen, die ich mir hier so zusammestelle.
Da wird ja u.a. die Berichterstattung von RB präzesiert...und stellt wohl eine ganz gute Feststellung es Istzustands dar.

Liebe Grüße
Andi




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