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ag-drogen - [AG-Drogen] Medizin Wiener Erklärung: Aids-Experten fordern Entkriminalisierung von Drogenabhängigen

ag-drogen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik

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[AG-Drogen] Medizin Wiener Erklärung: Aids-Experten fordern Entkriminalisierung von Drogenabhängigen


Chronologisch Thread 
  • From: Maximilian Plenert <kontakt AT max-plenert.de>
  • To: Fachforum Drogen der GRÜNEN JUGEND <liste-ff-drogen AT gruene-jugend.de>, BND Diskussionsliste <bnd-debatte AT bndrogenpolitik.de>, linke-drogenpolitik AT yahoogroups.de, Liste: AG_Drogen <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>, vfdintern AT yahoogroups.de
  • Subject: [AG-Drogen] Medizin Wiener Erklärung: Aids-Experten fordern Entkriminalisierung von Drogenabhängigen
  • Date: Mon, 26 Jul 2010 12:47:16 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
  • List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>

* Pressemitteilung der International Aids-Society
http://www.iasociety.org/Web/WebContent/File/IAS-NIDA%20report_%2022_07_10.pdf

* Wiener Erklärung
http://www.diewienererklarung.com/

Freitag, 23. Juli 2010
Medizin Wiener Erklärung: Aids-Experten fordern Entkriminalisierung von
Drogenabhängigen
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/42108/Wiener_Erklaerung_Aids-Experten_fordern_Entkriminalisierung_von_Drogenabhaengigen.htm

Wien – Die restriktive Drogenpolitik vieler Länder hat einem Report der
International AIDS Society zufolge die Ausbreitung von HIV gefördert. Die
Länder
wurden auf der 18. Internationalen Aids-Konferenz deshalb in einer Wiener
Erklärung aufgefordert, ihre Gesetze zu überdenken.

Ein Drittel aller HIV-Infektionen außerhalb Afrikas entfällt auf intravenöse
Drogenkonsumenten. In einigen Ländern Osteuropas und Zentralasiens soll der
Anteil sogar bei zwei Dritteln liegen. Die Drogenkonsumenten sind dort
teilweise
zu mehr als 70 Prozent HIV-infiziert, heißt es in der Wiener Deklaration, die
auf der Aids-Konferenz vorgestellt wurde. Diese Nachfolgestaaten der UdSSR
gehören gleichzeitig zu den Ländern mit der derzeit schnellsten Ausbreitung
der
HIV-Epidemie. In Russland beispielsweise hat sich die Zahl der Infizierten
innerhalb einer Dekade von 100.000 auf eine Million erhöht, heißt es in einer
Pressemitteilung der International AIDS Society.

Die Wiener Erklärung nennt Russland nicht, doch das Land gilt als Beispiel für
eine verfehlte Drogenpolitik, die ausschließlich auf die Bestrafung der
Abhängigen setzt, dadurch aber ungewollt beste Voraussetzungen für die
Ausbreitung von HIV schafft. Gefängnisse sind nach Einschätzung der
International AIDS Society „Inkubatoren“ für HIV, HCV und Tuberkulose.

Gleichzeitig gibt es nach Ansicht der Initiatoren der Wiener Erklärung keine
Hinweise darauf, dass die restriktive Drogenpolitik ihr Ziel erreicht und den
Drogenkonsum verhindert hat. Die Wiener Deklaration ist indes nicht allein
gegen
Russland (und einige andere Nachfolgestaaten der UdSSR) gerichtet. Die
Methadonsubstitution stößt auch in vielen anderen Ländern ebenso auf
Widerstand
wie die unentgeltliche Abgabe von Spritzbestecken. UN-Generalsekretär Ban
Ki-moon wird aufgefordert, sich im Internationalen Suchtstoffkontrollamt dafür
einzusetzen, die Drogenkonsumenten zu entkriminalisieren und evidenzbasierte
Ansätze der Drogenkontrolle zu unterstützen.

Die International AIDS Society rät zu einer „Seek, test, treat and
retain”-Strategie. Diese soll gezielt die schwer erreichbare Gruppe der
intravenösen Drogenkonsumenten ansprechen (seek), diese zu regelmäßigen
HIV-Tests motivieren (test), ihnen eine Therapie anbieten (treat), die nach
Möglichkeit auf Dauer angelegt ist (retain).

Die ersten Reaktionen auf die Wiener Deklaration waren mehr als verhalten. Nur
zwei Länder äußerten sich. Kanada lehnte die Deklaration ab, Georgien
unterzeichnete sie. Das Land blickt auf eine harsche Antidrogen-Politik
zurück,
hat seine Haltung jedoch in den letzten Jahren revidiert - im klaren Gegensatz
zu Russland, das die Deklaration wohl ignorieren wird. Die Haltung der
US-Regierung ist unklar.

Die Leiterin des dortigen National Institute on Drug Abuse, Dr. Nora Volkow,
signalisierte gegenüber der Presse ihre Unterstützung, sie setzt sich nach
Einschätzung der New York Times damit jedoch einem erheblichen Druck
konservativer Politiker aus, für die die Drogenpolitik nicht weniger
ideologiebeladen ist wie für die russische Regierung. Die Wiener Erklärung
wurde
im Internet publiziert, wo sie von jedem unterzeichnet werden kann. ©
rme/aerzteblatt.de



  • [AG-Drogen] Medizin Wiener Erklärung: Aids-Experten fordern Entkriminalisierung von Drogenabhängigen, Maximilian Plenert, 26.07.2010

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