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ag-drogen - [AG-Drogen] Julia Schramm, Piraten NRW, zu Cannabis

ag-drogen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik

Listenarchiv

[AG-Drogen] Julia Schramm, Piraten NRW, zu Cannabis


Chronologisch Thread 
  • From: Georg Wurth <georg.wurth AT hanfverband.de>
  • To: Liste: AG_Drogen <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: [AG-Drogen] Julia Schramm, Piraten NRW, zu Cannabis
  • Date: Mon, 15 Mar 2010 11:32:05 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
  • List-id: "Liste: AG_Drogen" <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>

Der Fragende spricht mir aus dem Herzen, aber gute Antwort von Julia Schramm.
Georg

-------- Original-Nachricht --------

http://www.abgeordnetenwatch.de/julia_schramm-144-39044--f250258.html#q250258

Frage zum Thema Gesundheit
13.03.2010

Liebe Julia Schramm,

ich finde es gut, dass Sie sich hier den Fragen Ihrer potentiellen
Wählerinnen und Wähler und anderer interessierter Bürger stellen. Nun habe
ich mit Interesse den Punkt Drogenpolitik in Ihrem Wahlprogramm gelesen,
den ich hier gefunden habe: wiki.piratenpartei.de (Falls Sie übrigens einen
Link zur endgültigen Version haben, würde ich mich freuen.) Darin steht,
dass die Piraten die Freigabe von Cannabis zu medizinischen Zwecken
fordern. Nun ist es ja so, dass andere Parteien wie die Linkspartei und die
Grünen, in geringerem Rahmen auch die Jungen Liberalen, die Freigabe von
geringen Mengen von Cannabis zum Eigenkonsum fordern, um die
Entkriminalisierung von leichten Drogen voranzutreiben. Nun meine Frage:

Machen die nordrhein-westfälischen Piraten da nicht bei einer an sich
sinnvollen Sache auf halbem Wege Stopp? Für eine libertäre Partei sollte es
doch eigentlich selbstverständlich sein, dass man sich für die
Legalisierung leichter Drogen einsetzt, die ja auch häufig genug Ursache
für Hausdurchsuchungen sind. Wie kommt es, dass andere Parteien sich in
dieser Frage liberaler äußern als die Piraten? Über eine kurze Erläuterung
würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen,

=====

Antwort von Julia Schramm
2Empfehlungen
14.03.2010

Lieber ,

danke für ihre Frage. Ich persönlich halte die Legalisierung von "weichen"
Drogen für richtig und notwendig. Neben den finanziellen Aspekten
(Entlastung der Justiz/Polizei, Steuereinnahmen für den Staat) denke ich,
dass eine Reihe weiterer Vorteile mit einer Entkriminalisierung von Mengen,
die dem Eigenkonsum entsprechen, zu beachten ist:

Ist die Möglichkeit gegeben Cannabis abseits des Schwarzmarktes zu erwerben
wird die Gefahr als Cannabiskonsument mit "harten" Drogen konfrontiert zu
werden drastisch reduziert. Einer Entkriminalisierung des Erwerbs (der
Konsum ist ja sowieso nicht strafbar!) würde so eine Entkriminalisierung
des Umfeldes folgen. Cannabis wäre somit lediglich eine "Einstiegsdroge",
wie es Alkohol auch ist. Darüber hinaus könnte endlich eine Enttabuisierung
stattfinden, da eine Tabuisierung unterm Strich nur zu einer Verharmlosung
führt. Indem Cannabis-Konsum mit dem Konsum von "harten" Drogen
gleichgesetzt wird, aber in der Realität eben nicht dieser Einordnung
entspricht und zahlreicher und offener konsumiert wird, bekommen junge
Menschen ein falsches Bild vermittelt. Sie konsumieren sorgloser Cannabis
und merken zu spät welche, vor allem psychischen, Folgewirkungen der Konsum
haben kann bzw. hat. Angesichts der Zahl von Cannabiskonsumenten (1/4 der
deutschen Bevölkerung hat Erfahrung mit Cannabis, 31% der 12-25 jährigen
haben Cannabis bereits konsumiert, davon circa 13% regelmäßig), kann man
schwer von einer Minderheit sprechen. Eine ausgewogene, differenzierte
Debatte über die Gefahren und den Konsum, aber auch den Reiz von Cannabis
ist dringend notwendig!

Die Piratenpartei NRW hat sich auf ihrer Mitgliederversammlung zum
Parteiprogramm gegen eine umfassende Legalisierung ausgesprochen. Das muss
ich akzeptieren, auch wenn meine eigene Meinung, wie oben angeführt, über
eine rein medizinisch orientierte Legalisierung hinausgeht. Ich bedauere
die Entscheidung der Landesmitgliederversammlung und werde mich für eine
Entkriminalisierung von Eigenkonsum weiterhin einsetzen. Da die
Piratenpartei sich aber als evolutionäre Partei versteht, haben sich die
Mitglieder zunächst für eine "gesellschaftsverträgliche", pragmatische
Legalisierung entschieden, wahrscheinlich auch um dem Etikett "Spaßpartei"
nicht zum Opfer zu fallen.

Beste Grüße,
Julia Schramm




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