ag-drogen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik
Listenarchiv
- From: "Frank Krohne" <f_krohne AT arcor.de>
- To: "'Liste: AG_Drogen'" <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Drogen] Wie weiter?
- Date: Sat, 12 Dec 2009 11:48:16 +0100
- Importance: Normal
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
- List-id: "Liste: AG_Drogen" <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>
Bingo,
ich stimme dir in allen Punkten zu denn erst der Schritt zur medizinischen Verwendung macht alle weiteren erst möglich.
Ein grossteil der Bevölkerung hat von Cannabis immer noch die Vorstellung Kiffen= Rauschgift= Heroin= Christiane F. u.s.w.
Mit der völligen Freigabe rennen wir gegen die Wand.
Ich denke mal der nächste Schritt ist der Zusammenschluss mit schon bestehenden Interessenverbänden, wie Eve & Rave, Hanfparade…
Dort besteht schon Zugang zur akademischen Abteilung, die wir bitter nötig haben.
Bis dann…
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von:
ag-drogen-bounces+dartfrog=gmx.de AT lists.piratenpartei.de
[mailto:ag-drogen-bounces+dartfrog=gmx.de AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von "J. Löblein"
Gesendet: Samstag, 12. Dezember
2009 11:17
An: Liste: AG_Drogen
Betreff: Re: [AG-Drogen] Wie
weiter?
Hallo Benjamin,
Danke für deine tolle Mail! Meine Antwort ist recht lang ausgefallen, aber du sprichst genau die Grundsätzlichen Fragen an für die man sich auch die Zeit nehmen sollte.
On 12.12.2009, at 02:21 , Benjamin Braatz wrote:
Um mal wieder zum Konstruktiven zurückzukehren:
Bravo.
Hast Du schon eine
Vorstellung, wie es jetzt weitergehen soll?
Wenn wir uns nach Deiner Analyse richten, fallen wir irgendwie hinter
die Jugendorganisationen der etablierten Parteien zurück, wenn wir
"nur" die medizinische Freigabe fordern. Das ist ja fast so schlimm
wie
die Leute, die immer drauf rumreiten, dass Hanf ja ein so toller
Rohstoff ist.
Meine Vorstellung ist ein pragmatischer Weg zu einer Reform der Drogenpolitik. Ich habe zwar langfristige Ziele und Visionen, konzentriere meine Energie aber stets auf den nächsten Schritt, und den sehe ich eindeutig in medizinischen Cannabis. Dieses Konzept ist für mich ein tragfähiger Kompromiss zwischen den Bedürfnissen der Konsumenten und den Vorbehalten der Gesellschaft, mit den Ärzten in der Rolle eines Treuhänders. Alle Nachteile dieses Ansatzes sind 100 mal Besser als die Folgen der aktuellen völligen Prohibition, also auf jeden Fall ein Fortschritt. Ich glaube dass diese Politik nicht nur machbar ist, sondern bereits unausweichlich auf uns zurollt und uns bald überholt wenn wir uns nicht darauf einstellen.
Strategisch halte ich die Position der anderen Parteien für sehr hilfreich, denn sie gibt uns die Legitimität welche vor ein paar Jahren noch undenkbar war. Mein Anspruch geht natürlich über deren Forderungen hinaus, nicht unbedingt in der Radikalität sondern in der Qualität des Dialogs mit den gesellschaftlichen Gruppen. Durch unsere Diskussionskultur können wir viel bessere Resultate erzielen, denn wir können offener darüber reden und damit neue Wege entwickeln, besonders bei einem Thema vor dem die Anderen noch Angst haben. Wir fangen da an wo die Anderen Parteien erst noch schmerzhaft und zeitraubend gegen ihre "Alten Garden" behaupten müssen. Schon diese offene Diskussion zu dem Thema hier ist der beste Beweis dafür. Das ist unser Vorteil.
Meine Güte, ich will das Zeug weder als Tasche haben noch brauche ich
es aus medizinischen Gründen. Ich will es aus reinem Spaß an der Freude
rauchen dürfen. Und ja, das ist ein piratisches Thema, weil es um
Freiheit geht.
Ich sehe es ähnlich, bin aber pragmatisch und halte die Einführung von medizinischem Cannabis als exakt den Zwischenschritt den wir brauchen. Es ist nicht nur taktisch sinnvoll am Punkt des geringsten gesellschaftlichen Widerstandes anzusetzen, sondern auch ein hervorragender Kompromiss um den Aufbau der Infrastruktur zur Herstellung und Verteilung in einer von allen Gruppen akzeptablen Weise aufzubauen. Solange wir unsere langfristigen Ziele nicht verheimlichen können wir auch das Argument der Freiheit verwenden, zeigen uns aber gleichzeitig als politisch kompetent indem wir eine pragmatische Politik entwickeln.
Mit dem Rückzug auf
"Cannabis als Medizin" ist das letztendlich
überhaupt kein Freiheits-Thema mehr. Einen netten Arzt zu finden, der
mir eine Indikation erfindet, könnte im Zweifel schwieriger werden als
jetzt einen illegalen Dealer.
Nach einer Reform müsste ein Arzt nicht mehr "nett" sein, das kannst du bereits heute haben. Nach einer Reform wäre es ein normales Medikament welches dann nicht nur Schwerkranken zur Verfügung steht, sondern auch normalen Menschen mit leichten Beschwerden sowie der riesigen Masse der psychosomatisch Erkrankten. Selbst wenn man nur diesen Menschen helfen kann ohne selbst davon zu profitieren wäre allein das schon ein wichtiger und Sinnvoller Schritt. Im Laufe der Zeit werden die Ärzte weniger wichtig in dem Prozess, wenn die Gesellschaft sich an die Umstellung gewöhnt hat und irgendwann werden sie dort gar nicht mehr gebraucht, ausser natürlich zur Beratung ihrer Patienten.
Zu bedenken wäre auch, dass ein auf das durchgehende Piraten-Thema
"Freiheit" abgestimmtes Gesamtkonzept wie die "Vision 2020" vielleicht
sogar eher eine Mehrheit findet, als ein kleiner Einzelbeschluss à la:
"Übrigens sind wir auch für Cannabis als Medizin."
Ein Wort zur Vision2020: Es entstammt eigentlich der Idee die Freiheit der Konsumenten mit einer umfassenden Regulierung zu "erkaufen", also der Gesellschaft zu signalisieren dass wir bereit sind auf die Bedürfnisse der Allgemeinheit einzugehen, z.B. im Strassenverkehr und Jugendschutz. Nach dem Meinungsbild habe ich aber auch meine Meinung geändert, denn ich habe gesehen dass diese strengen Restriktionen (ausser vielleicht beim Verbraucherschutz, Jugendschutz) gar nicht gewollt sind, insofern sind Teile der Vision 2020 bereits überholt. Wie bereits geschrieben, der Zweck dieses Konzept lag eher darin die Diskussion anzuregen und sich über langfristige Ziele klar zu werden.
Um deine Forderung aufzugreifen, ich würde es aber so ausdrücken: "Wir sind als Piraten grundsätzlich für die Freiheit der Entscheidung und konzentrieren uns auf medizinisches Cannabis als nächsten Schritt auf diesem Weg.
Eine Aufschlüsselung nach Piraten und Nicht-Piraten, völlig unabhängig
von der Mitgliedschaft in
der AG, wäre vielleicht auch noch
interessant. Am Ende ist ja schließlich wichtig, ein Konzept zu
bekommen, das in der Partei (nicht nur in der AG) mehrheitsfähig ist.
Ich habe mich zum Beispiel in die (in Deiner Analyse jetzt weniger
wichtige) rote Gruppe bugsiert, indem ich angegeben habe, nicht
Mitglied der AG sein zu wollen, da ich für wirkliche Mitarbeit echt
keine Zeit habe.
Die Grüne Gruppe, also die Gruppe der erklärten Mitglieder der AG, ist für mich die einzige Basis mit der man konkret arbeiten kann. Nicht weil sie so toll sind oder eine bestimmte Meinung vertreten, sondern weil sie sich im Gegensatz zu den Anderen bereit erklärt haben sich ernsthaft und langfristig dem Thema zu stellen. Sie können keine Politischen Lösungen ausserhalb ihrer Überzeugungen machen und das sollten sie auch nicht versuchen, denn wir könnten nur raten wie die Stimmung bei den Piraten dafür aussieht. Besser finde ich es mit einer möglichst grossen Anzahl Mitgliedern den Konsens der aktiven und interessierten zu erarbeiten um dann mit Elan Ziele vertreten zu können von denen man auch persönlich überzeugt ist. Ich glaube dass die Zaghaftigkeit der Mehrheit der Piraten bei dem Thema eher das Problem ist, nicht die Einstellung der wenigen Gegner, da hilft vor allem ein bestimmtes und selbstbewusstes Auftreten um Mut zu machen offen dafür einzutreten.
Vielleicht bist du auch zu anspruchsvoll mit der Mitgliedschaft. Aktive Mitarbeit ist wunderbar und erwünscht, besonders auch wenn man spezielle Erfahrungen einbringen kann, aber man kann seinen Pflichten als Mitglied auch nachkommen indem man nur die Diskussion verfolgt und über z.B. Abstimmungen und Wahlen eine Kontrollfunktion übernimmt, sofern man dies wünscht oder falls man nur wenig Zeit hat. Allein dass du diese Fragen stellst ist aber schon mehr als die meisten erklärten Mitglieder hier tun, du hast also schon längst die aktive Mitarbeit erreicht und solltest dir überlegen dich einzutragen. Keine Angst, wir sind eine Partei von Berufstätigen und Studenten, da sind alle im gleichen Boot und müssen die Parteiarbeit (noch) ehrenamtlich in unserer Freizeit erledigen. Jeder macht was kann, das ist keine Schande.
Grüsse, Jochen/Access - AG Drogen - Piratenpartei.
- [AG-Drogen] Ergebnis Meinungsbild, , 04.12.2009
- [AG-Drogen] Wie weiter? (war Re: Ergebnis Meinungsbild), Benjamin Braatz, 12.12.2009
- Re: [AG-Drogen] Wie weiter?, , 12.12.2009
- Re: [AG-Drogen] Wie weiter?, Frank Krohne, 12.12.2009
- Re: [AG-Drogen] Wie weiter?, , 12.12.2009
- [AG-Drogen] Deine Weihnachtsspende für den DHV, Georg Wurth, 14.12.2009
- Re: [AG-Drogen] neu hier: Georg vom Hanfverband, Georg Wurth, 14.12.2009
- Re: [AG-Drogen] neu hier: Georg vom Hanfverband, , 14.12.2009
- Re: [AG-Drogen] neu hier: Georg vom Hanfverband, Georg Wurth, 14.12.2009
- Re: [AG-Drogen] neu hier: Georg vom Hanfverband, , 14.12.2009
- Re: [AG-Drogen] Wie weiter?, Frank Krohne, 12.12.2009
- Re: [AG-Drogen] Wie weiter?, , 12.12.2009
- [AG-Drogen] Wie weiter? (war Re: Ergebnis Meinungsbild), Benjamin Braatz, 12.12.2009
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