ag-drogen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik
Listenarchiv
- From: ""J. Löblein"" <jl AT iridis.de>
- To: "Liste: AG_Drogen" <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Drogen] NRW
- Date: Mon, 16 Nov 2009 20:41:57 +0100
- List-archive: <http://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
- List-id: "Liste: AG_Drogen" <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>
On 16.11.2009, at 16:24 , Spiff Pirat wrote:
> Hallo Jochen,
>
> ich hoffe Du kannst mit Offenheit umgehen.
> Ich meine damit, daß die AG Drogen in der Partei einen sehr schlechten Ruf
> hat. Das liegt einerseits daran, daß es bei Euch viel Streit gab und
> andererseits daran, daß ihr Prohibition jeglicher Art völlig ablehnt. Das
> ist ja auch in Ordnung, ich sehe das ähnlich, nur kann man mit sowas nicht
> einfach an Menschen herantreten, die sich mit der Materie noch nicht in der
> Tiefe auseinander gesetzt haben.
Bei der "völligen Ablehnung" muss ich widersprechen. Es gibt zum einen noch
kein echtes "Wir" in der AG und obwohl ich persönlich für eine Legalisierung
bin, kämpfe ich dafür die AG Drogen allen Richtungen offen zu halten. Das
brauchen wir nicht nur der Legitimität wegen sondern auch weil wir die Gegner
brauchen um mit ihnen Kompromisse zu entwickeln. De facto kommen aber keine
Gegner und ich wäre froh mal einen zu finden. Und "herantreten" an diese
Leute ist auch noch kein Thema, denn solange wir noch nicht stabil arbeiten
gibt es auch keine Grundlage uns zu präsentieren. Ich versichere dir dass
die AG Drogen sich erst dann vorstellt wenn unsere Position den Gegnern
bereits den Wind aus den Segeln genommen hat.
> Die AG Drogen hat den Ruf, sie wolle einfach alles legalisieren damit sie
> leichter an ihren Lieblingsstoff rankommen.
Ich sehe kein Problem damit auch als Konsument für meine Ziele zu kämpfen,
das ist mein gutes Recht. Wichtiger ist es ob ich es schaffe meine Gegner zu
überzeugen dass sie keine Angst davor haben müssen.
> Ich kann den Standpunkt von Max Moritz Sievers nachvollziehen, natürlich
> hat der Staat sich nicht einzumischen wenn ich irgendwas konsumieren
> möchte. Aber meinst Du mit so einem Auftreten kann man eine Mehrheit in der
> Partei finden, die unser Anliegen unterstützt? Und danach mußt Du diese
> Standpunkte nicht nur vor den aufgeklärten Piraten vertreten sondern vor
> bornierten, deutschen Spießbürgern.
MMS ist sehr aktiv, aber weder der Sprecher der AG, noch repräsentativ. Er
leistet mit seinen Provokanten Themen aber nützliche Arbeit indem er uns
aufrüttelt und klar macht dass es auch eine Frage der Bürgerrechte ist. Sein
Input ist wichtig, auch wenn die AG versucht die Wut in konstruktive Arbeit
zu übersetzen. Das ist nicht immer glatt und harmonisch, aber wir fangen hier
ja erst einmal an diese Dinge zu sortieren, da knallt's halt mal. Streit
gibt's immer, und ich persönlich mag ihn direkt und ehrlich von vorn.
> Ich bin fest davon überzeugt, daß das Ende der Prohibition kommen wird. Die
> Produzentenländer (siehe Mexico) sehen ein, daß sie sich eine
> Drogenprohibition einfach nicht länger leisten können, weil sie daran zu
> Grunde gehen. Wenn die Produzentenländer da erst mal den ersten Schritt
> gemacht haben, dann haben wir hier in Deutschland eh keine Chance, das auf
> Recht zu erhalten.
> Ich denke, wir haben durch unsere weiße Weste (als Partei) eine gute
> Möglichkeit uns erstmal durch ein paar Standpunkte, die sich als seriös
> verkaufen lassen, beim Thema Drogenpolitik in eine gute Position zu
> bringen. Und das kann dann eine gute Basis sein, um die Prohibition
> abzuschaffen. Von vornherein mit solchen Grundsatzforderungen daher zu
> kommen könnte uns diese Basis auf lange Zeit verbauen.
Ja, die Prohibition wird fallen. Und wir als Partei tun gut daran uns schon
einmal darauf einzustellen. Aber ich glaube nicht daran "Seriöse" Standpunkte
zu verkaufen, das ist langfristig nicht ehrlich und wird in der Piratenpartei
und in der Reformbewegung keinen Bestand haben (und überhaupt, die
Piratenpartei mit "Weisser Weste"? ). Das Durchschnittsalter der Piraten ist
deutlich unter 30, das ist eine junge Generation von denen ein grosser Teil
eigene Erfahrungen mit Drogen hat. Denen kann man nichts vormachen oder sie
mit rein taktischen Positionen begeistern. Ehrlicher wäre eine aktive Politik
welche auch selbstbewusste und aktive Konsumenten mit einbezieht sowie eine
direkte Auseinandersetzung mit Gesellschaftlichen Befürchtungen. In diesem
Dialog zwischen Konsumenten und Gesellschaft liegt der Schlüssel.
Das ist meine persönliche Strategie für den langfristigen Hintergrund,
taktisch sollte man aber erst einmal kleinere Ziele angehen, zum Beispiel die
Zulassung von Cannabis in der Medizin auf Verschreibung und den Verkauf auf
Rezept. Aber auch solche taktischen Ziele sollte man mit einem neuen
Selbstverständnis angehen. Schenken wird uns diese Reform niemand.
Grüsse,
Jochen/Access - AG Drogen - Piratenpartei.
- Re: [AG-Drogen] NRW, , 16.11.2009
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