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ag-bauen-verkehr - Re: [AG Bauen und Verkehr] 300 Euro müssten das mindestens sein - Statt vernünftiger Verkehrspolitik nur höhere Strafen fürs Schwarzfahren

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

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Re: [AG Bauen und Verkehr] 300 Euro müssten das mindestens sein - Statt vernünftiger Verkehrspolitik nur höhere Strafen fürs Schwarzfahren


Chronologisch Thread 
  • From: Jan David Mörike <david_moerike AT yahoo.de>
  • To: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG Bauen und Verkehr] 300 Euro müssten das mindestens sein - Statt vernünftiger Verkehrspolitik nur höhere Strafen fürs Schwarzfahren
  • Date: Thu, 06 Nov 2014 05:00:52 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>

Darf ich mal den Advocatus Diaboli (Devil's advocate) spielen?

Will heißen: das folgende ist nicht ernst gemeint, sondern soll zeigen, wie absurd das bisherige nicht fahrscheinlose - also fahrschein-gebundene System ist:

An anderer Stelle hatte ich dieses auch schon einmal geäußert.

Zitat:

Angesichts entgehender Einnahmen von schätzungsweise 250 Millionen Euro im Jahr sei eine Bußgeldanhebung von 40 auf 60 Euro angemessen ... Das höhere Bußgeld soll einen Teil der Aufwendungen der Verkehrsunternehmen für Kontrollen ausgleichen.

Zitat Ende.

Einen Teil der Aufwendungen.

Einen Teil. Ist das nicht absurd?

Die Anhebung auf sechzig Euro reicht bei weitem nicht.

300 (in Worten dreihundert) müssten das mindestens sein.

Andernfalls können die mit der Kontrolle verbundenen Kosten - das sind vor allem Personalkosten - nicht gedeckt werden!

Insbesondere in Berlin, wo Kontrolleure angeblich oft korrupt sind - es heißt, sie lassen Schwarzfaher ihrer eigenen Nationalität gewähren, während solchen anderer Nationalität das Bußgeld abgeknöpft wird und / oder diese verprügelt werden.

Man muss also Kontrolleure bezahlen können, die nicht korrupt sind, und das in größerer Zahl als bisher.

Man muss Kontrolleure bezahlen können, die für die Tätigkeit charakterlich geeignet sind.

Das ist teuer.

Theoretisch wäre nun zu überlegen, was gemacht werden muss, wenn einmal die Kosten nicht nur gedeckt sind, sondern durch die Bußgelder - unbeabsichtigt - für das Verkehrsunternehmen ein Gewinn entsteht.

Rein moralisch argumentiert, müssten unerwartete Gewinne dieser Art verwendet werden, um das Fahren für die ehrlichen Fahrgäste billiger zu machen.

Letzte Anmerkung: Ein Bußgeld in dieser Höhe wäre auch gut im Hinblick im Hinblick auf Schwarzfahren infolge von Vergessen: Den Fahrschein zu lösen vergessen werde ich nicht, wenn ich immer noch damit beschäftigt bin, das Bußgeld von vor einem halben Jahr abzubezahlen. Im Hinblick auf Zuverlässigkeit und Disziplin wäre das klasse!

***

So. Hiermit soll dieser Exkurs - im Sinne des Advocatus Diaboli - zu Ende sein.

Jetzt ist zu überlegen, wie eine vernünftige Verkehrspolitik sein könnte.

In Zgorzelec / Polen habe ich einmal versucht, schwarzzufahren.

Die Busse dort sind mindestens so voll wie bei uns, sie fahren ziemlich selten, und sie sind auch viel kleiner als bei uns.

Es war schlichtweg unmöglich, in den Bus zu gelangen ohne einen Fahrschein zu kaufen. Wollen wir das?

Andererseits: in Zgorzelec könnte es sich um ein Nahverkehrssystem handeln, welches ganz ohne Subvention funktioniert. Ob dies tatsächlich so ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

Zum Glück hatte ich ein paar Euro in Zloty gewechselt so dass ich einen Fahrschein lösen konnte.

***

Wie an anderer Stelle schon gesagt, ist es in vielen Gegenden, beispielsweise in meiner alten Heimat am Bodensee, unmöglich, den Nahverkehr vom regionalen / interregionalen Verkehr strikt zu trennen.

Weil auch für den Nahverkehrsbedarf viel die RE- / IRE-Züge mit benutzt werden.

Eine strikte Trennung wäre aber notwendig, denn wenn man beispielsweise so große Strecken wie von Friedrichshafen nach Ulm oder Tübingen fahrscheinlos fahren könnte, wäre das System insgesamt sofort  pleite.

In meiner neuen Heimat Plauen im Vogtland sieht es ein bisschen anders aus. Hier wäre eine strikte Trennung möglich.

Es gibt kaum Reiseziele, die gleich sind betreffend Regionalbus / IRE / RE einerseits.

Und Stadtverkehr Plauen sowie Vogtlandbahn andererseits.

Plauen im Vogtland wäre also ein Beispiel wo der fahrscheinlose Verkehr möglich wäre, indem strikt Stadtverkehr und Vogtlandbahn - nur diese zwei - fahrscheinlos sind. Alle Verkehrsmittel, die weiter weg fahren, aber auch die Regionalbusse, wären weiterhin mit Fahrschein.

Weil wie gesagt, andernfalls das System sofort pleite wäre.


Am 28.10.2014 um 13:34 schrieb Jan Ulrich Hasecke:
Die Politik ist am Ende ihrer Weisheit und verweigert sich jedem
Lösungsansatz.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/verkehrsminister-planen-hoeheres-bussgeld-fuers-schwarzfahren-a-999679.html

Höheres Bußgeld statt ÖPNV-Flatrate

Liest jemand aus dem Landtag mit? PM zum Thema?

juh




  • Re: [AG Bauen und Verkehr] 300 Euro müssten das mindestens sein - Statt vernünftiger Verkehrspolitik nur höhere Strafen fürs Schwarzfahren, Jan David Mörike, 06.11.2014

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