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ag-bauen-verkehr - Re: [Ag-bauen-verkehr] WPS - Presseanfrage - Fliegermagazin

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

Listenarchiv

Re: [Ag-bauen-verkehr] WPS - Presseanfrage - Fliegermagazin


Chronologisch Thread 
  • From: panka_hessen <panka_hessen AT yahoo.de>
  • To: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] WPS - Presseanfrage - Fliegermagazin
  • Date: Tue, 09 Jul 2013 03:42:49 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>

http://pressesprecherteam.piratenpad.de/Presseanfrage-Fliegermagazin

Ahoi Verkehrspiraten,

ich möchte mich hier mal einmischen, weil ich sehe, dass Bedarf zu Meinungsbildung besteht.

Ihr kennt mich nicht, ich bin kein Parteimitglied. Aber das macht bei euch ja nix. Hessische Piraten haben schon mehr von mir gehört. Ich habe mich hier in der AG irgendwann angemeldet, weil Fraport 2011 mal wieder den Flughafen ausbauen musste. Seit dem sind außer mir noch mehrere andere 100.000e Flughafenanwohner nicht nur vom Lärm genervt. Wir organisieren uns und wir informieren uns. Und genau deshalb meine ich, hier eine Meinung zu haben oder zumindest, zur Meinungsbildung beitragen zu können.

Das Fliegermagazin ist ein Lobbyverein für Privatpiloten und solche Menschen, die es werden wollen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Fliegermagazin

Nun weiß man ja nicht immer, ob alles stimmt, was Wikipedia schreibt. Auffallend ist aber, dass Wikipedia schreibt, "... und enthält im Gegensatz zu anderen deutschsprachigen Luftfahrtzeitschriften keine Beiträge zu Themengebieten wie z.B. Segelflug, Ballonfahren oder Airlines."

Mit Ausnahme von Airlines steht im Gegensatz zu dieser Aussage von Wikipedia in der Fragestellung vom Fliegermagazin: "... Segelflieger und Ballonfahrer gehören für uns ebenfalls zur Allgemeinen Luftfahrt."

Wer nun Recht hat, will ich nicht beurteilen. Die Fragestellung vom Fliegermagazin klammert aber alles aus, was man im Allgemeinen gegen Fliegerei haben könnte und suggeriert, positiv zu antworten. Die eindeutige Abgrenzung von großen Fluglinien tut ihr Übriges dazu.

Das ist so ähnlich, als wolle ein Fahrer eines 2-Takt-Mofas nix damit zu tun haben, dass Anwohner sich über große Motorräder beschweren. "Ich fahr ja nur Mofa!" Weil Mofas nur Fahrradgeschwindigkeit haben - trotzdem aber in der Lautstärke jedes normale Motorrad locker überbieten können - das kann ja nicht das Problem der Mofafahrer sein. Die fahren ja nur Mofa.

Ja, natürlich habe ich nichts gegen Bedarfsluftverkehr vom Festland zu Nordseeinseln. Wer sowas verbieten will muss ja völlig blöde sein. Und wer hat schon was gegen Segelflieger und Ballonfahrer? Ich freu mich immer, wenn ich mal einen Ballon sehe. Ich würde auch gerne mal wieder ein Zeppelin sehen. Leider gibt es da, wo ich wohne keine Ballons mehr. Segelflieger wahrscheinlich auch nicht. Die wären für die Große Luftfahrt zu gefährlich. Ja, tatsächlich - ob man es nun glaubt oder nicht - wurde in meinem Ort bei einer Veranstaltung verboten, eine größere Anzahl an Luftballons fliegen zu lassen. Das wäre für die Große Luftfahrt zu gefährlich. Seit dem planen wir solche Events nicht mehr.

Seitdem die Straßen immer voller werden nutzen Menschen mit dem nötigen Kleingeld immer mehr den Luftraum. Hier muss mal die Frage erlaubt sein: Wem gehört eigentlich der Himmel? So ein Himmel ist ja eigentlich praktisch, muss man da doch keine Straßen betonieren und auch nicht für deren Erhaltung sorgen. Andererseits: vor meinem Gartengrundstück darf ich ich Schild aufstellen "Durchfahrt verboten". Selbst ohne so ein Schild würde jeder wissen, dass man nicht durch fremde Gärten fährt. Wenn ich aber ein Schild aufstelle: "Das Überfliegen meines Grundstücks ist verboten" ... dann interessiert das niemand. Das interessiert auch dann niemand, wenn die Großfliegerei täglich 18 Stunden lang alle 90 Sekunden in 250 m Höhe und mit 80 dzB über mein Dach brettert.

Die Kleinfliegerei wird das nicht interessieren, weil sie ja nur wenige sind. Es sind ja nur wenige Kleinflieger, die ab und zu mal fliegen wollen. Und diese Kleinflieger haben bestimmt auch nichts dagegen, wenn ich sie frage, ob ich mal paar 100 Luftballons fliegen lassen darf.

Die Kleinfliegerei übersieht aber, dass der Himmel bereits voll ist. Wenn schon Luftballons verboten werden - wo sollen dann noch die Kleinflieger hin, damit für die Großflièger genug Platz ist? Das Fliegermagazin wirbt mit dem Beitrag der Allgemeinen Luftfahrt zum Wirtschaftswachstum und mit Arbeitsplätzen. Liebe Allgemeine Luftfahrt: ich kann und will es nicht mehr hören! Vor dem Ausbau des Frankfurter Flughafens warben Politik und Wirtschaft mit sagenhaften 250.000 neuen Arbeitsplätzen. Im Laufe der Planung ging das auf 100.000 Arbeitsplätze runter. Dann waren es noch 40.000. Aktuelle Zahlen besagen, Fraport hätte 2013 76 neue Arbeitsplätze geschaffen. Die meisten davon im Billiglohn- und Leiharbeiterbereich. Gleichzeitig sind die Airlines dabei massiv Personal einzusparen und zu entlassen. In der Summe hat Lufthansa seit 2011 mehr Leute entlassen als Fraport neu eingestellt hat. Die Flugbewegungen sind entgegen aller Prognosen nicht gestiegen und die neue Landebahn sorgt von Inbetriebnahme an für Sicherheitsprobleme. Berechnungen nach sind mit diesem Bahnsystem die angestrebten Flugbewegungen sicherheitstechnisch gar nicht möglich. Die Mediation mit den Anwohnern war von Anfang an eine einzige Lüge.

Liebe Kleinflieger, auch eure Flugbewegungen werden gesteuert/kontrolliert/geschützt von der Deutschen Flugsicherung (DFS), und von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BGU). Ich hoffe, ihr zahlt dafür euren Beitrag.

Der Himmel ist bereits voll und Wirtschaftswachstum kann nicht unendlich möglich sein. Wir haben bereits zuviel von dem, was nur einigen wenigen Menschen zu Gute kommt. Wann gibt es endlich eine Maut für die Himmelbenutzung?

Diese Kleinflieger sind Menschen, die keine Lust mehr haben, mit ihrem 320 PS Auto auf der Autobahn im Stau zu stehn. Da kauft man sich halt so eine kleine Propellermaschine und engagiert einen Privatpiloten. So what. Nach mir die Sinnflut und solange ich bin will ich in keinem Stau stehen, da fliege ich doch locker drüber weg. Außerdem ist das eine sinnvolle Investition - kann man ja gewinnmindernd von der Steuer abschreiben und Zeit ist sowieso Geld.

Ich gebe gerne zu, dass man viel von meinem Geschriebenen in die Vorurteilschublade stecken könnte. Bei Bedarf kann ich die meisten Aussagen davon belegen.

Wie war das noch mit Verkehr für alle? Umweltfreundlich, flüssig, sozial, fahrscheinlos. Für alle. All das ist Flugverkehr nicht. Egal ob Groß- oder Kleinflugzeug. Einen Flug auf die Halligen oder nach Übersee ist natürlich was anderes.

Die Subventionen an den Luftverkehr gehen in die Milliarden. Siehe Kassel-Calden, ein nichtsnutziger Flughafen als Statussymbol gebaut. Da hätte man auch einen schönen Park für alle hinbauen können. Wegen des Flughafens will man da jetzt noch mehr Straßen ausbauen - obwohl es kaum Flieger gibt, die dort starten oder landen wollen. Würde man alle Subventionen für den Flugverkehr mal zusammen nehmen, dann wäre fahrscheinloser ÖPNV kein Problem. Dazu mal endlich die Bahn innerdeutsch ausbauen - aber das mit der Bahn ist politisch ja nicht gewollt. Da fliegt man lieber die 190 km von Frankfurt nach Kassel - warum auch nicht? Weil man es jetzt kann!

Ich vergleiche sowas auch gerne mit Golf- oder Poloplätzen. Da grenzt sich die High Society ab. Damit sie ihre Ruhe vor dem Pöbel hat, kauft oder pachtet man ein großes Gelände, um unter sich zu bleiben, nichts anderes tun diese Privatpiloten, auch wenn sie wichtige Geschäftsflüge vorschieben. Für die Allgemeinheit ist das Grundstück damit verloren und außer Reichweite. Auffallend ist auch, dass solche privaten Flugplätze nicht an solchen Orten errichtet werden, in denen Privatflieger wohnen. Da wäre es ihnen dann ja zu laut. Da fährt man doch lieber 20 km mit dem Taxi um zum Flugplatz zu kommen.

Es gibt da einen netten Artikel der nix mit Fluglärm zu tun hat. Weihnachten 2011 in Kronberg. Kronberg ist da, wo die reichen Leute im Taunus leben. Wahrscheinlich wohnen da auch viele Privatpiloten. Einen Flughafen möchten sie aber nicht vor ihrer Haustür haben. Achtung laaanger Text. Es ist aber von Anfang an spannend.
http://www.zeit.de/2011/52/DOS-Maria-und-Josef

Ich will nun nicht weiter auf Soziales, Einkommen oder Macht eingehen und frage deshalb: wem gehört die Welt? Wem gehört der Himmel? Wieviel Geld braucht man, um sich von allen Beschränkungen eines friedlichen Miteinanders freizukaufen?

Freibeutergrüße aus Hessen und
Extragruß an Bugspriet (wer immer das auch ist)
panka






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