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Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste
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[Ag-bauen-verkehr] Sicherheitsprobleme bei Fahrdiensten für Behinderte, Senioren und Schüler
Chronologisch Thread
- From: "Ulrich Schlueter" <uschluet AT muenster.de>
 - To: "Piraten-AG Bauen und Verkehr" <ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de>
 - Subject: [Ag-bauen-verkehr] Sicherheitsprobleme bei Fahrdiensten für Behinderte, Senioren und Schüler
 - Date: Tue, 11 Dec 2012 21:57:03 +0100
 - List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
 - List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>
 
Hallo,
ich 
hatte vor einiger Zeit in einer E-Mail an den leitenden Polizeidirektor der 
Direktion-Verkehr des Polizeipräsidiums Münster angeregt, mehr 
Dialog-Displays aufzustellen, statt in Münster massiv und auch noch an Stellen 
Radarkontrollen durchzuführen, bei denen der Bürger eine erhöhte Unfallgefahr 
durch geringe Überschreitungen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit kaum 
nachvollziehen kann. Eine Kopie dieser E-Mail sandte ich damals an die 
Mitglieder des Ausschusses für Verkehr in Münster und an die Presse. Die 
Münstersche Zeitung veröffentlichte daraufhin einen Artikel (siehe http://dl.dropbox.com/u/803491/MZ_3.11.2012_Verkehrsdialoggeraete.JPG). 
Der angeschriebene Polizeipräsident lud mich zu einem Gespräch ein, in dem es 
neben Dialog-Displays um Count-Down-Ampeln, die besonderen Sicherheitsprobleme 
von Fahrdiensten für Behinderte, Senioren und Schüler und um die Vermeidung von 
Unfällen mit Fahrradfahrern ging. In Münster gibt es bekanntlich sehr viele 
Fahrradfahrer.
Unten angehängt 
findet Ihr meine Anregungen bezüglich der Sicherheitsprobleme von Fahrdiensten, 
die der Polizeipräsident dankend entgegennahm und an geeigneter Stelle zur 
Diskussion stellen will.
Diese Anregungen 
könnten AG-übergreifend zwischen folgenden Piraten AGs diskutiert 
werden:
AG Bauen und Verkehr (https://wiki.piratenpartei.de/AG_Bauen_und_Verkehr)
AG Barrierefreiheit (http://wiki.piratenpartei.de/AG_Barrierefreiheit)
AG Inklusion (http://wiki.piratenpartei.de/AG_Inklusion)
AG Gesundheitspolitik (http://wiki.piratenpartei.de/AG_Gesundheitspolitik)
Gesundheitspiraten (http://wiki.piratenpartei.de/Gesundheitspiraten)
AG Senioren (https://wiki.piratenpartei.de/AG_Senioren)
Nach meinem sehr 
angenehmen und konstruktiven Gespräch mit dem für Verkehrssicherheit zuständigen 
Mitarbeiter des Polizeipräsidiums in Münster kann ich denjenigen Piraten, die 
Lokalpolitik betreiben, empfehlen, ebenfalls Gespräche mit den für 
Verkerhssicherheit zuständigen Polizeimitarbeitern vor Ort zu führen. Man wird 
dadurch nicht dümmer und kann anschließend eine kleine Presseerklärung für die 
Lokalpresse veröffentlichen.
Viele Grüße
Ulrich Schlüter
Biederlackweg 72
48167 Münster
Germany
Tel. +49 (0) 251 4198233
Mobil +49 (0) 1522 1975992
Generell scheint mir wichtig, dass unsere 
Bevölkerung und damit auch die Autofahrer immer älter werden. Ich verweise in 
diesem Zusammenhang auf folgende Quelle:
Quelle: Wissenschaftlicher Beirat beim 
Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
"Sicherheit zuerst – Möglichkeiten zur Erhöhung der Straßenverkehrssicherheit in Deutschland"
http://www.mobilitaet21.de/uploads/media/2010_07_Sicherheit_zuerst_M%C3%B6glichkeiten_zur_Erh%C3%B6hung_der_Stra%C3%9Fenverkehrssicherheit_in_Deutschland.pdf
"Sicherheit zuerst – Möglichkeiten zur Erhöhung der Straßenverkehrssicherheit in Deutschland"
http://www.mobilitaet21.de/uploads/media/2010_07_Sicherheit_zuerst_M%C3%B6glichkeiten_zur_Erh%C3%B6hung_der_Stra%C3%9Fenverkehrssicherheit_in_Deutschland.pdf
Seite 15:
"Auch vor dem Hintergrund einer zunehmend älter werdenden Fahrerpopulation und vieler mit den hohen Geschwindigkeiten wenig vertrauter, z.B. ausländischer Fahrer entstehen vermehrt Risiken einer unbegrenzten, damit oft hohen und sehr heterogenen Geschwindigkeit."
"Auch vor dem Hintergrund einer zunehmend älter werdenden Fahrerpopulation und vieler mit den hohen Geschwindigkeiten wenig vertrauter, z.B. ausländischer Fahrer entstehen vermehrt Risiken einer unbegrenzten, damit oft hohen und sehr heterogenen Geschwindigkeit."
Seite 16:
"…Geringerer Fahrkomfort und geringeres subjektives Sicherheitsempfinden älterer und selten fahrender Verkehrsteilnehmer."
"…Geringerer Fahrkomfort und geringeres subjektives Sicherheitsempfinden älterer und selten fahrender Verkehrsteilnehmer."
Mit der zunehmenden Alterung der Bevölkerung ist 
auch eine Zunahme der Fahrdienste für Behinderte und Senioren (Hin- und 
Rücktransport zur Tagespflege, zu Ärtzen und Krankenhäusern) verbunden. Je älter 
ein Mensch wird, desto mehr Behinderungen sammeln sich an. 
Morgenlichen Verkehr im Winter entzerren
Besonders im Winter werden durch Fahrdienste 
beförderte Behinderte, Senioren und Schüler unnötigen Risiken ausgesetzt, da sie 
morgens zu den Stoßzeiten über teilweise noch nicht vom Schnee geräumte und 
glatte Straßen zu Behindertenwerkstätten, Tagespflegeeinrichtungen oder 
Sonderschulen gefahren werden. Zumindest 
in den Wintermonaten mit erhöhter Schnee- und Glättewahrscheinlichkeit (Dezember 
bis Februar) könnten die Behindertenwerkstätten, Seniorentagesstätten und 
Sonderschulen durch die Kommunen aufgefordert werden, ihren Betrieb eine Stunde 
später aufzunehmen. Außerdem entzerrt das den Morgenverkehr. Die Behinderten, 
Senioren und Schüler stehen nicht unnötig im Stau, was besonders für diese 
Menschen stressbehaftet ist. Die Fahrdienste vermindern das Unfallrisiko für die 
Fahrgäste als auch für die angestellten Fahrer. Es kommt zu weniger Unfällen, 
damit zu weniger Schäden an den Fahrzeugen. Dadurch sinken die Kosten der 
Fahrdienste, was bei Bezuschussungen der Fahrten durch Kommunen und 
Krankenkassen wiederum zu Kostenentlastungen führen könnte. Weniger Unfälle mit 
Personenschäden bedeuten aber auch weniger Kosten für das Gesundheitswesen und 
weniger Aufwand für Unfallkassen. Außerdem können die erst ab 8 Uhr statt ab 7 
Uhr durchgeführten Fahrten dann zügiger durchgeführt werden. Es kommt zu weniger 
Verspätungen. Die Fahrdienste müssen keine Fahrten absagen, weil ein Fahrzeug im 
Stau steckt. Die Fahrzeuge können zuverlässiger und optimierter disponiert 
werden. Das alles spart Kosten bei den Fahrdiensten und wahrscheinlich auch bei 
den Kommunen (beim Sozialamt, beim Straßenverkehrsamt, bei den Stadtwerken usw). 
Busspuren mitnutzen
Es sollte geprüft werden, ob Behindertenfahrzeuge 
und Sonderschulbusse zumindest bei Verkehrsstaus die Busstreifen mitnutzen 
dürfen. Bisher dürfen diese Fahrbahnstreifen nur von Bussen und teilweise von 
Taxen genutzt werden. Besonders bei Schnee ist es für Behinderte, die zu 
Behindertenwerkstätten gefahren werden, für Senioren, die zur Tagespflege 
gefahren werden, für Sonderschüler und insbesondere für die Fahrer der 
Fahrzeuge, die die bei Staus oft besonders unruhigen Fahrgäste (teils 
Demenzkranke, teils geistig Behinderte, oft besonders unruhige Schüler) unter 
Kontrolle halten und beruhigen müssen, eine Zumutung, unnötig in Staus 
festzustecken, während die öffentlichen Busse und Taxis am Stau vorbeifahren 
können. Durch Verspätungen einer Fahrt verzögern sich dann auch die Folgefahrten 
dieser Fahrer oder müssen eventuell sogar abgesagt werden. Verspätungen führen 
zu vermehrtem Stress bei den Fahrern und deren Disponenten, und ausgefallene 
Fahrten vermindern die Einnahmen der Fahrdienste und erhöhen damit das Risiko, 
dass sie ihre Fahrdienste zu den ausgehandelten Konditionen nicht mehr 
kostendeckend durchführen können.
Straßenschwellen vermeiden
Straßenschwellen zur Verkehrsberuhigung sind für 
viele Rollstuhlfahrer, die in rollstuhlgeeigneten Transportern gefahren werden, 
eine besondere Zumutung. Viele dieser Körperbehinderten haben Lähmungen und 
extreme Probleme, das Auf- und Ab des Fahrzeugs beim Überqueren der 
Straßenschwellen auszugleichen. Das trifft besonders auf Menschen zu, die sowohl 
körperlich (beispielsweise Blinde) 
als auch geistig behindert sind und die Unebenheiten der 
Fahrbahn nicht vorher sehen oder nicht 
registrieren, folglich auch nicht aktiv gegensteuern können (sich mit Händen und Füssen abstemmen, die Kopf- und 
Schultermuskulatur anspannen usw.). Sie werden hin- und hergeschüttelt. 
Bei vielen dieser Menschen ist das Überqueren von Straßenschwellen mit extremen 
Schmerzen verbunden, denn der Rollstuhl befindet sich oft direkt über der 
Hinterachse und ist nicht wie ein Fahrzeugsitz gefedert. Jedes Ruckeln des 
Fahrzeugs wird direkt auf den Fahrgast übertragen. 
Straßenschwellen sollten deshalb nicht weiter 
verbaut werden. Stattdessen sollten die Straßen durch Umfahrhindernisse oder 
besser noch durch Dialog-Displays verkehrsberuhigt werden. Denn auch 
Umfahrhindernisse führen dazu, dass diese Fahrgäste im Fahrstuhl nach links oder 
rechts "geschleudert" werden, diese Bewegungen jedoch weniger gut als gesunde 
Menschen ausgleichen können.
Qualität und Sicherheit von Fahrdiensten überprüfen
Generell sollte die Qualität und Sicherheit von 
Fahrdiensten für Schüler, Behinderte und Senioren mehr überprüft werden. Besonders die Fahrer von 
Rollstuhltransporten sollten speziell ausgebildet und eingewiesen werden, 
beispielsweise bezüglich der sicheren Fixierung der Rollstühle, aber auch 
bezüglich des Fahrverhaltens (langsameres Anfahren und Bremsen, langsames 
Kurvenfahren, sichere Begleitung der Fahrgäste zum Fahrzeug und zur Haustür, 
Umgang mit psychisch schwierigen Fahrgästen und Demenzkranken usw.). Die oft 
sehr schlechte Bezahlung dieser Fahrer führt leider zu einer oft hohen 
Fluktuation des Fahrpersonals. Eine gute Erstausbildung und kontinuierliche 
Auffrischung des Wissens ist dadurch besonders fraglich, auch deshalb, weil die 
Fahrdienste sich oft an der Grenze zur Rentabilität bewegen und an 
Personalkosten und der Qualität und Sicherheit der Fahrzeuge 
sparen.
Die Ausbildung der Fahrer, die Sicherheit dieser 
Spezialfahrzeuge und deren Ausstattung mit Winter-Anfahrhilfen und 
Erste-Hilfe-Zubehör sollte regelmäßig kontrolliert werden. Hier darf auch trotz des hohen Kostendrucks auf die 
Fahrdienste nicht gespart werden. Speziell die Eignung der Fixierhilfen 
für Rollstühle sollte regelmäßig amtlich überprüft werden. Oft sind 
Fixiersysteme im Einsatz, die bei einer starken Bremsung dazu führen würden, 
dass der Rollstuhlfahrer, der auf seiner Sitzfläche weniger Halt findet als auf 
einem Autositz (rutschiger), aus dem Rollstuhl fällt. Oft gibt es nur einen Beckengurt oder nur einen 
Schultergurt.
Bei Fahrdiensten für Behinderte, Schüler und 
Senioren ist speziell auch zu überdenken, ob relativ junge Fahrer mit geringer 
Fahrpraxis für derartige Aufgaben geeignet sind. Bedenklich ist auch, wenn 
zunehmend Taxiunternehmen Behinderte und Demenzkranke fahren dürfen. Taxifahrer 
fahren unter größerem Zeitdruck, das Personal wechselt mehr und ist vermutlich 
weniger qualifiziert für derartige Aufgaben.
Ein erhöhtes Risiko stellt sich eventuell 
auch dann ein, wenn die Fahrzeuge von Fahrdiensten mit unterschiedlichen 
Navigationsgeräten ausgestattet sind und sich der Fahrer ständig umstellen muss 
oder die Bedienung während des Fahrens erlernen muss. Durch 
unterschiedliche Bediensysteme von Navigationsgeräten wird er umso mehr vom 
Verkehr abgelenkt. Besonders bedenklich sind Navigationsgeräte, aber auch 
Autoradios, die in der Mitte des Armaturenbretts untergebracht sind. Beim 
Bedienen kann der Fahrer dann nicht mehr in Fahrtrichtung schauen. Oft sind die Fahrzeuge der Fahrdienste überhaupt nicht 
mit Navigationsgeräten ausgestattet. Von jedem Fahrer wird erwartet, dass er die 
nötigen Ortskenntnisse hat oder sein privates Navigationsgerät mitbringt. Werden 
Überlandfahrten gemacht, so können entsprechende Ortskenntnisse aber nicht 
vorausgesetzt werden.
Außerdem sollten diese Fahrzeuge mit gleichartigen 
Mobiltelefonen ausgestattet sein, die in gleicher Art zu bedienen sind und 
selbstverständlich nicht am Ohr gehalten werden müssen. Unerträglich scheint 
mir, wenn die Fahrer ihre eigenen Mobiltelefone zum Dienst mitbringen müssen, 
weil die Fahrzeuge überhaupt nicht mit firmeneigenen Mobiltelefonen ausgestattet 
sind, die Fahrer aber andererseits sicherstellen müssen, dass sie jederzeit von 
den Disponenten erreichbar sind bzw. selbst Kontakt mit der Zentrale aufnehmen 
können müssen.
Unterschiedlich lange Gelbphasen bei Ampeln führen 
speziell bei Behindertentransporten dazu, dass der Fahrer in Konflikt gerät, ob 
er eine Vollbremsung macht, um eine Ampel nicht bei Rot zu überfahren, und dabei 
das Risiko eingeht, dass der Fahrgast aus dem Rollstuhl 
rutscht.
- [Ag-bauen-verkehr] Sicherheitsprobleme bei Fahrdiensten für Behinderte, Senioren und Schüler, Ulrich Schlueter, 11.12.2012
 
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