Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-bauen-verkehr - Re: [Ag-bauen-verkehr] [Energiepolitik] LQFB: Antrag Schulterschluss

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

Listenarchiv

Re: [Ag-bauen-verkehr] [Energiepolitik] LQFB: Antrag Schulterschluss


Chronologisch Thread 
  • From: René Heinig <hren AT hrz.tu-chemnitz.de>
  • To: Mailingliste der AG Energiepolitk <energie_und_infrastruktur AT lists.piratenpartei.de>
  • Cc: AG-Bauen-Verkehr AT lists.piratenpartei.de, ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de, ag-wirtschaft AT lists.piratenpartei.de, ag-sozialpiraten AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] [Energiepolitik] LQFB: Antrag Schulterschluss
  • Date: Tue, 09 Oct 2012 10:57:15 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>

Am 08.10.2012 18:11, schrieb Moritz Richter:
Hallo Rene,


Hi Moritz,


Und diese sehr armen Menschen, (die auch keine Grundsicherung beziehen?) gibt es dann in allen unteren Einkommendezilen, oder was?


Die gibt es dort einfach *häufiger*.


Natürlich wären Standardabweichung und Median noch zusätzlich interessant


sogar sehr interessant, und für jemand der ernsthaft empirische Sozialforschung betreibt ist das bei so einer Fragestellung ein muss


, aber aus deren Fehlen zu schließen, dass die Standardabweichung vor allem in den unteren Einkommendezilen besonders hoch wäre, finde ich dann recht an den Haaren herbeigezogen. Es ist ja nur geringes Einkommen vorhanden, welches theoretisch zum Energieverbrauch zur Verfügung steht...


Aus dem Fehlen schließe ich nur, dass schlampig gearbeitet wurde. Dass gerade diejenigen, die wenig Geld zur Verfügung haben sich häufiger keine (A++) Geräte leisten können ist einfach logisch. Und wer den ganzen Tag zu Hause ist verbraucht in der Regel auch mehr Energie, wenn er Geräte besitzt, das ist auch wieder sehr logisch. Wenn jetzt eine Statistik kommt, die ausschließlich mit Mittelwerten arbeitet und keine Differenzierung und Analyse der Daten und ihrer Auswertung vornimmt, dann ist das auf den ersten Blick für mich kein sinnvoller Ausgangspunkt.


Ich wohne in einem 2 Personenhaushalt (bald werden es 3 :)) und habe die neusten energiesparenden Geräte, wir sind beide Akademiker und verdienen entsprechend, sind aber auch beide voll berufstätig. Wir haben einen pro Kopf-Jahresverbrauch von um die 1.000kWh (2.000kWh / 2 Personen). Ich vermute mal dass ich bei dem Modell Sockeleinkommen am Ende mehr rausbekommen würde als ich bezahle, insofern die zusätzlich zu schaffende Bürokratie den Teil nicht verbrennt. Ich sehe aber nicht ein warum dieses Geld an mich und andere Personen, wie mich, statt an Leute gehen sollte, die es viel dringender benötigen, vielleicht gerade benötigen, um sich davon auch energiesparende Geräte zu kaufen. Abwrackprämie für alte Kühlschränke ist ja auch schon lange ein Thema.


Noch extremer ist das bei den Ausgaben für Kraftstoffe (Seite 28):
Und genau die gibt es für Fahrten zur Arbeitsstelle vom Staat wieder
(Pendlerpauschale).
Da die Pendlerpauschale nur vom verfügbaren Einkommen abgesetzt werden kann


Sie kann nur von den gezahlten Einkommenssteuern zurückerstatt werden, hat erstmal nichts mit dem verfügbaren Einkommen zu tun. Und deshalb bin ich auch für die Abschaffung der Pendlerpauschale. Alternativ könnte man auch die Rückzahlung von der geleisteten Einkommenssteuer entkoppeln, aber ich finde die Pendlerpauschale setzt falsche Signale und ist eines der größten Steuerschlupflöcher überhaupt. Aber solange es sie gibt, ist die Aussage mit diejenigen die mehr verdienen bezahlen auch mehr für's KFZ so pauschal einfach komplett falsch.


und nicht erstattet wird, werden eben nicht die gesamten Kraftstoffausgaben
vom Staat zurückerstattet.


Die täglichen Fahrten auf Arbeit machen aber einen Großteil aus, und da werden auch nicht blos die Ausgaben für den Kraftstoff sondern auch noch für den Verschleiß des Autos erstattet. Ich kenne Leute, die bekommen da an die 4.000€ im Jahr raus, nur weil sie ihren Hauptwohnsitz nicht umgemeldet haben.


Dies ist für kleine Einkommen aufgrund der Progression dann sogar extremer,
als für große. Folglich würden auch hier die unteren Einkommensschichten von
einem Energiegeld/Sockeleinkommen profitieren.


Die Schlussfolgerung kann ich gerade überhaupt nicht nachvollziehen, das Sockeleinkommen erhält jeder, also auch diejenigen, die bereits viel durch die Pendlerpauschale bekommen.

Und was zeigt dies? Es bedeutet ja nicht, dass Haushalte mit geringem Einkommen nicht
von einem Energiegeld/Sockeleinkommen profitieren würden. Der Umstieg ist ja gar nicht
notwendig, um eine Einkommensverbesserung zu erreichen, wenn diese schon durch das
Energiegeld stattgefunden hat. Aber grade durch ein Energiegeld könnten auch die Zins-
und Tilgungszahlungen "machbar" werden, da mehr festes Einkommen vorhanden
ist.


Es geht doch nicht darum, dass irgendwie Geld verteilt wird, hauptsache es kommt irgendetwas an, sondern es geht doch darum, dass möglichst viel bei denen ankommt, die es benötigen. Ein Sockeleinkommen "minimiert" aber die Transferleistungen für diejenigen, die sie benötigen und "maximiert" sie für diejenigen, die sie nicht benötigen. Wenn man zielgerichtet verteilt, oder eben den Weg über ein BGE, was tatsächlich die 4 immanenten Kriterien eines BGE erfüllt, dann kommt mehr Geld bei denen an die es benötigen und gerade solche dringend notwendigen Verbesserung werden einfacher möglich als mit einem Sockeleinkommen.


Das Geld, von dem die Rede ist, ist momentan nicht verfügbar! Es müsste durch eine zusätzliche Besteuerung endlicher Energieträger erst aufgebracht werden. Und diese Besteuerung erfolgt aus einem Lenkungszweck und nicht um die sozialen Probleme in Deutschland zu lösen. Wer meint, Geld umverteilen zu müssen, soll sich an die Einkommensteuer halten oder eine Vermögensbesteuerung, aber bitte nicht irgendeine Verbrauchsteuer herzaubern!


Wir sind uns doch soweit einig, dass wir Energiesteuern richtig finden und diese anheben wollen. Der Disput liegt an dieser Stelle rein in der Verteilung der (zusätzlichen) Mittel.


Aber genau da liegt das Problem! Diese Instrumente gibt es gar nicht! Menschen in der Grundsicherung würden so oder so durch steigende Leistungsansprüche profitieren.


Das ist in dieser Pauschalität falsch. Klar würde derjenige, der auf der Straße lebt und keine Energiekosten hat profitieren, klar würde eine "viel"-köpfige Familie davon profitieren, wo die Eltern ihr ganzes Leben von einer Sozialleistung zur nächsten wechseln. Aber es gibt eben auch Personen, die nicht in diese Kategorien fallen, wie z.B. sehr alte Menschen in Grundsicherung mit hohem Energieverbrauch, die dann am Ende vermutlich mit noch weniger dastehen oder wenn überhaupt nur sehr wenig besser. Denn diese würden mit einer Anhebung der Mindestsicherung deutlich besser dastehen als mit einem Sockeleinkommen. Und genau deshalb würde ich, wenn wir eine soziale Komponente fordern, entweder die Anhebung von ALG-II, Kindergeld und Mindestsicherung fordern oder eben eine umfassende Reform zu einem BGE, was auch eine umfassende Steuerreform mit Anhebung der oberen Progressionsstufen beinhaltet.


Ein Ausgleich könnte ja dann nur durch eine irgendwie geartete Bedürftigkeitsprüfung erfolgen.


Oder wie im Modell Sozialstaat 3.0 (für das Wohngeld) eine Einkommens- statt einer Bedürftigkeitsprüfung.


Diese ist zum einen entwürdigend


nicht entwürdigender als die Menschen weiterhin unter der Armutsgrenze leben zu lassen, wenn man die Gelder auch besser verteilen kann als über ein Sockeleinkommen


und zum anderen bedeutet sie die grade deutlich mehr Bürokratie als ein Sockeleinkommen. Grüße Moritz


Eben nicht. Das Sockeleinkommen ist ja zusätzlich zu den bisherigen Regelungen, es bläht also die Bürokratie weiter auf, so dass am Ende weniger bei denen ankommen kann die es brauchen. Bitte verwechsel nicht Sockeleinkommen mit BGE, das sind 2 grundverschiedene Ansätze, an ein BGE werden harte Kriterien angelegt, so dass es nur mit einer radikalen Reform des Gesamtsystems realisierbar ist, ein Sockeleinkommen ist ein neoliberales Modell bei dem es egal ist ob am Ende jeder eine Sicherung der Existenz und gesellschaftlichen Teilhabe hat.

Viele Grüße
René




Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang