ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste
Listenarchiv
- From: "Andreas Witte" <andreas AT witte-holzkirchen.de>
- To: <by-fg-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei-bayern.de>, "Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr" <ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: [Ag-bauen-verkehr] WG: [Piraten Muenchen] fahrscheinloser MVV - Faktenlage
- Date: Thu, 7 Jun 2012 03:50:53 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
- List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>
Ist hier für die Neuen, die die Diskussion auf der Münchner ML nicht mitbekommen haben und die Positionen (Bayerns) zum ÖPNV noch nicht kennen ggf. auch interessant.
Gruß Andreas
Von: muenchen-bounces AT lists.piratenpartei-bayern.de [mailto:muenchen-bounces AT lists.piratenpartei-bayern.de] Im Auftrag von Andreas Witte
Hi,
ich melde mich jetzt mal auch zu Wort. Ich finde die ursprüngliche Idee – Kosten und Nutzen zu analysieren toll. Nur hab ich schon – basierend auf den Münchner Zahlen betreffend des Modal Split mich damit vor einem Jahr beschäftigt.
Nachdem mein Blog einmal einem angeblichem Raid1-Ausfall eines Hosters zum Opfer gefallen ist, ist der Beitrag, in dem ich das haarklein zerlege, warum wieso und weshalb der Fahrscheinlose ÖPNV weder in Bayern noch in München möglich ist, dahin.
Letztendlich kann ich aus der Erinnerung meine Vorgehensweise und meine Ergebnisse hier Preisgeben:
Meine Schritte waren – grob zusammen gefasst: Analysee der Verkehrsveränderungen in Hasselt: Veränderung des Modal Split hin zu ÖPNV und deutlich mehr Fahrten pro Person. Berechnung der Fahrgastzugewinne für das Münchner Stadtgebiet sowie zentrale Knotenbahnhöfe Bayerns. Lautes Hurra – da fahren ja dann viel mehr Züge Taschenrechner -> so viele Züge passen in keinen U-Bahn-Tunnel, in keine 2te oder gar dritte S-Bahn-Stammstrecke und den Hauptbahnhof bräuchten wir 2,5 mal.
Fazit: Fahrscheinloser ÖPNV wird auch mit viel weniger Erfolg zum Opfer seines eigenen Erfolges – wenn man nicht massiv in die Infrastruktur Geld reinpumpt. Nun ja, die Staatsregierung hat viel zu lange an der 2.ten Stammstrecke festgehalten. Jetzt ist se geplatzt, es gibt keine nennenswerten Planungen der Staatsregierung noch der Stadt München Kapazitäten zu erhöhen. Ergo dürfte auch schon ein viel kleinerer Zuwachs zur Hauptverkehrszeit einen Kollaps bringen.
Naja, weil ich das halt schon mehr oder weniger vorrausgesehen hab, gab es am letzten Landesparteitag in Straubing 3 Anträge:
1. Fahrscheinlosen ÖPNV in Landkreisen und einzelnen Komunen rechtlich ermöglichen. Ziel: 10.000 – 50.000 Einwohner-Orte können sehr wohl sehr realistische finanzielle Modelle für den fahrscheinlosen ÖPNV entwickeln. Davon abgesehen gibt es die Alpen, die touristisch sehr beliebt sind und es stärkt den Tourismus, hier entsprechende Angebote schaffen zu können. Wie gesagt – von komunaler Ebene ausgehend. Dieser Antrag wurde angenommen und ist im Wahlprogramm. Beispiele sind der Kurverkehr im tegernseer Tal oder diverse Gewerbegebietsshuttlebusse für Mitarbeiter, die von Firmen finanziert werden – allerdings oft in einer rechtlichen Grauzone verkehren…
2. Eine Mobilitäts-Flatrate für Bayern – also irgendetwas zwischen Bahncard 100, die auf ein Bundesland begrenzt ist und einem Bayernticket für den ganzen Monat. Ich stelle mir hier 100 € netto für die Verwendung im ÖPNV vor, zusätzlich Steuern und Aufschlag für den Vertrieb und die ganze Organisation und so. Am Ende kostet das Ticket dann um die 140 €. Ich stelle mir vor, dass die Karte namentlich gekennzeichnet wird (ggf. Bild). Innerhalb der Hauptverkehrszeiten darf nur der Besitzer damit fahren – außerhalb der Hauptverkehrszeiten sowie Samstags, Sonntags und Feiertags sollte der Besitzer eine weitere volljährige Person plus beliebig eigene Kinder (U18) mitnehmen dürfen. Mit 140 € ist das realistisch, mit der Mitbenutzung durch die Familie sogar ein attraktiver Ersatz des PKW. Und weils nur eine Fahrkarte ist, die die ganze Familie auch am Wochenende benutzt, kann man hier letztendlich Privatfahrten mit durchführen – und dieFahrkarte trotzdem als Werbungskosten deklarieren und steht in Punkto Steuererklärung als Arbeitnehmer den Selbstständigen, die mit den geleasten Firmenwägen privat rumfahren gegenüber nicht mehr im Nachteil. Außerdem sind 140 € genau der Übergang der MVV IsarCard bei Zone 10 – womit diese ganzen Zuparkereiprobleme der „letzten“ S-Bahn-Stations-Orte sich lösen würden. Der Antrag wurde sofort ins Wahlprogramm für die Landtagswahl mit nur einigen Gegenstimmen gewinkt.
3. AST- und Rufbus-Systeme bayernweit zusammenführen und in die Fahrplanauskunft integrieren. Fahrscheine sollen auch in den sonst Aufpreispflichten AST und Rufbus-Service gelten, dafür entfallen Nachts schlecht ausgelastete Busverbindungen, daher insgesamt trotz billigerer Beförderung finanziell positiv. Auch dieser Antrag wurde sofort ins Wahlprogramm mit einzelnen Gegenstimmen gewinkt.
Wer sich noch errinnert, das sind die 3 Anträge, wo ich Applaus nach dem Satz bekommen habe, dass ich nicht mehr lange brauchen würde… Vielleicht hätte ich doch mehr erzählen sollen.
Also nochmal, jeder ist frei beliebige Abhängigkeiten zu recherchieren. Aber was den bayernweiten ÖPNV angeht haben wir die Positionen.
Gruß Andreas
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- [Ag-bauen-verkehr] WG: [Piraten Muenchen] fahrscheinloser MVV - Faktenlage, Andreas Witte, 07.06.2012
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