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Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste
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- From: emkai <emkai AT news.piratenpartei.de>
- To: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
- Subject: [Ag-bauen-verkehr] Warum keine Bimmelbahncard100?
- Date: Wed, 21 Sep 2011 15:57:08 +0000
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
- List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>
- Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver
Hallo,
mit eurer Forderung nach einem kostenlosen ÖNVP habt ihr mE zwar recht,
aber ich denke das ist als Maximalforderung nicht durchzusetzen, da die
meisten Leute nur an die implizit entstehende Rechnung denken und auf
Entscheidungsträger entsprechend kein Änderungsdruck ausgeübt wird.
Würde dagegen anstelle der Forderung nach einer kostenlosen ÖNVP die
Forderung einer Flatrate stehen stünde die Sache denke ich etwas anders.
Jeder kennt und schätzt solche Pauschalangebote (Handy, all-u-can-eat
etc.) und ich denke nicht wenige ärgern sich über das überteuerte
Busticket, nur weil es zufällig über so eine komische Wabengrenze geht.
Folgendes stelle ich mir vor:
Für einen monatlichen Pauschalpreis von 40 Euro kann man sich so eine
Bimmelbahncard100 aboniren und dafür:
- bundesweit Regionalbahnen benutzen
- alle Bus- und Strassenbahnen der öffentlichen Verkehrsbetriebe nutzen
Schüler, Studenten, Azubis, Rentner und Arbeitslose bekommen 50% Rabatt.
Ich nehme an, dass man damit sehr viele Leute ansprechen kann, genau
genommen so ziemlich jeden, da die ÖNVP dann zu einer wirklichen
Alternative zum eigenen Auto würden.
Ein paar von mir geschätzte Zahlen dazu:
- 40 Euro Abos kann man an 25 Mio Leute verkaufen
- 20 Euro Abos an 35 Mio
- die übrigen 20 Mio wohnen außerhalb oder haben genug Geld um ohne
klarzukommen
-> Damit kommen monatlich etwa 1,7 Mrd Euro zusammen, jährlich sinds gut
20 Mrd. Euro
Auf der anderen Seite stehen Umsätze der Verkehrsbetriebe und der
Regionalgesellschaft der Bahn. Grob überschlagen erzielen sie zusammen
einen järhlichen Umsatz von 14 Mrd Euro. Hinzu kommen nochmal
Zuwendungen der öffentlichen Hand, ich schätze mal das werden so 30%
der Umsatzsumme sein, also gut 4 Mrd Euro:
- 14 Mrd Umsatz
- 4 Mrd Euro an Zuschüssen
-> die jährlich notwendige Summe zur Kostendeckung aller ÖNVP beträgt
damit 18 Mrd Euro.
Mit der Preisgestaltung der Flat (und den angenommenen Bedingungen..)
würde also ein Übrschuss von 2 Mrd Euro entstehen, dh. die Preise
könnten gesenkt, oder auch das Angebot entsprechend ausgebaut werden. Je
nach Gusto..
Mit der Bimmelbahncard100 würde ein Hauen und Stechen um die Verteilung
der Umsätze entstehen, folgendes hab ich mir dazu ausgedacht:
Jeweils 2 mit dem Kilometerzähler verbundene Lichtschranken (auf
Schulter- und Kniehöhe) an allen Türen zählen die Leute die ein- und
aussteigen. Der Mittelwert zwischen beiden Lichtschranken geteilt durch 2
ergibt die Zahl der Passagiere. Schön aufbereitet (und natürlich
anonym!!) kann man dann mehr oder weniger live die Fahrgastzahlen
mitverfolgen.
Am Ende des Abrechnungsjahres werden dann die Fahrgäste x gefahrene
Kilometer berechnet und die Einnahmen entsprechend auf die Betriebe
aufgeteilt. Manipulation ist zwar möglich, ist aber eher schwer und kann
mit Hilfe der Statistik aufgedeckt werden.
Gleichzeitig bleibt das Wettbewerbselemen erhalten. Alle ÖNVP Betriebe
können so wachsen oder schrumpfen wie sie es für richtig halten. Das
einzige was sie erreichen müssen ist ihre Kapazitäten möglichst
effizient einzusetzen.
Es wäre sogar möglich private Fahrunternehmer einzubinden, die dort
fahren und anhalten wo sie möchten. Das einzige was es braucht sind eben
ein paar Lichtschranken an den Türen.
Ach ja, Lichtschranken und ihre Kosten:
In Deutschland gibt es grob geschätzt 30.000 Busse im öffentlichen
Dienst und noch einmal 5.000 Bahnen, also bis zu 150.000 Türen mit
Lichtschrankenbedarf. Hier die Rechnung dazu:
Anzahl Lichtschranken: 300.000 Stück
Preis pro Lichtschranke(mit Einbau): 100 Euro
Nutzungsdauer: 5 Jahre
-> Preis pro Jahr: 6 Mio Euro - also machbar und Peanuts im Gesamtbild
Zum Abschluss noch die Vor- und Nachteile des ganzen. Die Vorteile:
- ÖNVPs würden sehr attraktiv für Autofahrer, es würden mehr Leute
umsteigen, ist also gut für Staus und die Umwelt
- als Passagier muss man sich nicht mehr durch die Waben quälen
(Schaffner übrigens auch nicht;p)
- Mobilität würde sehr viel günstiger, insb. für ärmere Leute
- volle Kostendeckung könnte erreicht werden, was die öffentliche Hand
entlastet
- man könnte sich die Schikane der Fahrkartenkontrolle sparen, da es
dann nichts mehr ausmacht, wenn jemand schwarz fährt
- eine Bimmelbahncard100 ist politisch definitiv durchsetzbar und zwar
auf jeder beliebigen Ebene (je höher desto günstiger)
- die Flat kann über das bestehende System übergestülpt werden, es
müsste nicht wirklich viel geändert werden und falls sie bei den
Konsumenten durchfällt geht nichts kaputt
- Personen, welche die ÖNVP selten/nie nutzen müssten nicht mitzahlen
Die Nachteile:
- Umstellungskosten, sie sind nicht wirklich hoch, aber für das
Umstellen des Systems, das Ausstellen der Karten und die Lichtschranken
entstehen definitiv Kosten
- sobald eine kritische Schwelle an Nutzern unterschritten wird müssten
Fahrkartenkontrollen wieder eingeführt werden (die ist allerdings recht
hoch)
- falls die Flat zu schnell übermäßigen Erfolg hat kommt es zu
Kapazitätsengpässen auf ÖNVP Seite und zu Nachfrageproblemen auf
Autoinfrastrukturseite (das führt üblicherweise zu zeitweiliger
Unzufriedenheit und Arbeitslosigkeit bei den Betroffenen - und das wären
sehr viele)
Macht mal, ich bin mir sicher ihr hättet da ein Pfund. Niemand kann nein
sagen, wenns gut durchgerechnet ist. Grüne, SPD und Linke müssten per
Definition sogar dafür sein.
Grüsse!
- [Ag-bauen-verkehr] Warum keine Bimmelbahncard100?, emkai, 21.09.2011
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