Re: [Ag-bauen-verkehr] Nahn droht Milliardendebakel im Regionalverkehr

[Valentin Brückel <val AT gmx.com>]

Markus Bloch wrote:

> Am 22.07.2010 12:29, schrieb Siegfried Schlosser:
> 
> Hier ist die Bahn in NRW schon lange unter Druck...

Sehe ich nicht so. DB-freundlicher sind eigentlich nur noch die neuen 
Bundesländer.
 
>> Die Aufständischen sitzen im größten Bundesland NRW. Eigentlich hat
>> der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) die Konzerntochter DB Regio bis
>> 2023 mit dem Regionalverkehr in Ruhrgebiet und Umgebung beauftragt.

Den Rahmenvertrag hat der VRR um 2001 rum mit DB Regio geschlossen, 
ursprünglich AFAIR mit einer Laufzeit von 15 Jahren und zu Konditionen, die 
für die DB sehr vorteilhaft waren. Das Hauptproblem aus der Sicht von Rest-
NRW: Nahezu alle wichtigen RE-Linien berühren den VRR, also hatten die 
anderen Verbünde nur die Wahl, diese Linien an der Verbundgrenze zu kappen, 
oder zähneknirschend ebenfalls die laufenden Verträge mit der DB zu 
verlängern.

>> Die Begründung: Der Auftrag hätte ausgeschrieben werden müssen.

<sarcasm>Hochgradig überraschend...</sarcasm>

> Man darf nicht vergessen, dass dem Vertrag ein langer Rechtsstreit
> voraus gegangen ist. Der VRR hat den Vertrag mit der DB Regio in 2008
> gekündigt[1] und Millionen zurück gehalten und nicht an die Bahn
> ausgezahlt[2], weil die S-Bahnen dreckig und unpünktlich waren, und die
> zur Sicherheit geforderten und Vertraglich auch vereinbarten
> Zugbegleiter nur selten in den Zügen waren (gewesen sein sollen).

Das war die Begründung, aber nicht der Grund. Der Bund hat die 
Regionalisierungsmittel zusammengestrichen bzw. die vorgesehenen Erhöhungen 
nicht verlängert wurden. Da fiel dem VRR dann plötzlich auf, daß die 
Leistungen der DB Regio eine echte Frechheit waren, gleichzeitig aber üppige 
Gewinne an die Konzernzentrale überwiesen wurden.
Besonders auffällig in den Qualitätsberichten des VRR war, daß DB-
Leistungen, wenn sie nicht im Rahmen des Verkehrsvertrags sondern einer 
gewonnenen Aussreibung geleistet wurden...

 
> Im Juni 2009 einigte sich man, und schloss den neuen Vertrag[3].

Genau genommen hat man den alten Vertrag verlängert und den 
Ausschreibungsfahrplan nochmals angepasst (im Sinne von: nach hinten 
verschoben)

> Mittlerweile sind die alten Bahnen zwar gegen moderne Züge ausgetauscht,
> das ist aber auch alles!

Der Fahrzeugpark von DB Regio NRW ist in den letzten 15 Jahren sukzessive 
ausgetauscht worden. Das Problem dabei ist, daß fünf Jahre alte Fahrzeuge in 
der Pflege von DB Regio NRW versiffter sind als vierzig Jahre alte Wagen bei 
DB Regio in Bayern.

> Zudem ist der Regionalverkehr nicht komplett in Bahn-Hand: Einzelne
> Strecken wir die Regionalbahn RB44 (Oberhausen-Dorsten) z.B. sind an die
> Prignitzer Eisenbahn[4] oder auch an die NordWestBahn[5] vergeben, und
> auch Abelio[6] ist auf NRW-Schienen unterwegs.

In Ostwestfalen z.B. sind mittlerweile fast alle Linien ausgeschrieben. 
Private Betreiber in NRW:
* Abellio (NedRailways (NS), RE 16, RB 46/56/91)
* Eurobahn (Keolis (SNCF), RE 3/13, RB 50/59/69/71/73/77/89)
* Hellertalbahn (Hessische LB, Kreise WW, SI, RB 96)
* NordWestBahn (Veolia, RE 10/14/82, RB 31/36/43/44/45/67/74/75/84)
* Prignitzer Eisenbahn (Arriva, RB 36/44/51)
* Regiobahn (kommunal, S28)
* Rurtalbahn (R.A.T.H., Dürener KB, RB 21)
* Trans Regio (Transdev, RATP, Rheinbahn, RB 26)
* Vectus (Hessische LB, Kreis AK, RB 28)
* Westfalenbahn (Abellio, moBiel, Mindener KB, VBE: RB 61/65/66/72)
Die PEG verliert zwei ihrer Strecken im Dezember an die NWB und den Rest 
2011 an DB Regio Westfalen, den RE 9 übernimmt im Dezember die DB Regio 
Rheinland, ehemals DB Heidekrautbahn - beides Dumping-Tochter der DB Regio 
NRW.

Wenn jemand eine Übersicht über die erbrachten Zugkilometer im NRW-
Nahverkehr hat: Gerne! Ich schätze den Anteil der diversen DB-Töchter auf
80+ Prozent.

Gruß,

Val
-- 
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