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rlp-aw - [Rlp-aw] Fwd: [Piraten Berlin] Fwd: [refugeeresistanceberlin] bericht von der sebisch mazedonischen grenze : bitte weiterleiten

rlp-aw AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Rlp-aw mailing list

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[Rlp-aw] Fwd: [Piraten Berlin] Fwd: [refugeeresistanceberlin] bericht von der sebisch mazedonischen grenze : bitte weiterleiten


Chronologisch Thread 
  • From: Benedikt Steinhoff <bendiktsteinhoff AT rocketmail.com>
  • To: rlp-aw AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [Rlp-aw] Fwd: [Piraten Berlin] Fwd: [refugeeresistanceberlin] bericht von der sebisch mazedonischen grenze : bitte weiterleiten
  • Date: Mon, 26 Oct 2015 17:08:40 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/rlp-aw>
  • List-id: <rlp-aw.lists.piratenpartei.de>




-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: [Piraten Berlin] Fwd: [refugeeresistanceberlin] bericht von der
sebisch mazedonischen grenze : bitte weiterleiten
Datum: Tue, 20 Oct 2015 16:50:18 +0200
Von: Tin-Te <Tin_ter AT yahoo.de>
An: Landesverband Berlin (viele Mails) <berlin AT lists.piratenpartei.de>



Bericht von freiwilligen Helfern an der serbisch-mazedonischen Grenze




"felskragen AT systemli.org" <felskragen AT systemli.org> schrieb am 19:56
Sonntag, 18.Oktober 2015:


+++ BITTE WEITERLEITEN!!! +++
Hallo alle!
Dies ist ein aktueller Erfahrungsbericht von der serbisch mazedonischen
Grenze aus Presevo (Sonntag, 11.10.15), wo tausende Menschen unter
katastrophalen Bedingungen in Regen und Kälte ohne Zugang zu ausreichend
Wasser, Essen und medizinischer Versorgung ausharren. Es werden dringend
Unterstützer_innen, Geld- und Sachspenden benötigt! Ihr könnt mir gerne
schreiben, um direkten Kontakt zu den Menschen an der Grenze zu
bekommen.
Wir sind nach ca 30 Stunden Autofahrt nun seit 2 Tagen in Presevo an der
Grenze von Serbien zu Mazdeonien. Unser Van war vollgepackt mit Essen,
Kocher,Decken, Zelten, Jacken etc. und wir haben riesen Glueck gehabt,
dass wir ueberhaupt nach Serbien gelassen wurden, da
Hilfsguetertranporte und humanitaere Hilfe generell meist verwehrt wird.
Ein absurdes politisches Spiel. Nur dadurch, dass wir inszeniert haben
zu einem Technofestival in Thessaloniki zu fahren, konnten wir
passieren.

(Triggerwarnung: Beschreibung der schlimmen Zustaende hier.)

Die Situation hier in Presevo ist schrecklich. Es kommen ununterbrochen
tausende Menschen von der mazedonischen Grenze hierher, wo sie nach
stundenlangem Warten registriert werden, nur um die offizielle Erlaubnis
zu haben sich 72 Stunden in Serbien aufzuhalten. Es regnet fast
permanent in Stroemen, nachts faellt oft die Elektrizitaet aus, es ist
dunkel, kalt und nass und die Menschen warten teilweise 13 Stunden
stehend in einer umgitterten Schlange bis sie in das Camp gelassen
werden, wo sie mit Decken, wovon es viel zu wenig gibt, und ein bisschen
Suppe versorgt werden, um sich dort ein Papier mit Stempel abzuholen.
Anschliessend werden sie rausgelassen auf einen Vorplatz, auf dem es
warmes Essen und Chai gibt. Wenn sie die Schlange verlassen, weil sie
schlafen wollen oder zu erschoepft sind um zu stehen, z.B. Familien,
muessen sie sich danach wieder hinten anstellen. So kommt es, dass
einige Leute 2 Tage warten muessen bis sie endlich einen Bus bekommen,
der sie fuer 35 Euro an die naechste Grenze nach Babska in Kroatien
faehrt.
Als wir ankamen wurde inmitten dieser schlimmen, vermuellten Situation
eine Hochzeit gefeiert. Absurder haette das alles nicht sein koennen.

Es ist alles so pervers. Die serbischen Taxifahrer_innen und viele
Privatpersonen mit Autos organisieren sich mafioes und versuchen die
Refugees vor der langen Schlange abzufangen und sie zu ueberreden, dass
sie ein Taxi nehmen. Sie werden abgezockt und fuer viel viel zu viel
Geld irgendwohingefahren und dann rausgelassen. Diese Autos versuchen
aus der absoluten Krisensituation auch noch Geld ohne Ende zu schlagen.
Wir versuchen die Menschen zu informieren und von den kriminellen
Taxifahrer_innen abzuraten. Wenn sie in der Schlange stehen, muessen sie
im Dauerregen stundenlang warten. Die Polizei laesst sie haeppchenweise
vor und scheut sich nicht davor wild mit Schlagstoeckern rumzuspielen
und die Menschen wie Dreck zu behandeln.
Es sind so unfassbar viele Menschen, viele Kinder, Schwangere, kranke
oder verletzte Menschen, die gerade den Kriegs- oder Krisengebieten
entflohen sind und nun hier wieder auf die absolute Demuetigung stossen.
Anders als an den kroatischen oder slowenischen Grenzübergängen werden
Schwangere, Muetter mit Babies oder Menschen, die nicht mobil oder krank
sind, hier nicht bevorzugt sondern muessen auch ausharren.

Um 3 Uhr nachts macht Registrierung zu und erst um 8 Uhr morgens wieder
auf, das heisst solange muessen alle im Regen stehen oder sie suchen
sich Schutz in leeren Laeden, unter Planen oder in den wenigen Zelten,
die wir aufgebaut haben.
Es gibt nur 1 Arzt im Camp und dahin duerfen nur die absolut
dringendsten Faelle, quasi lebensbedrohliche Faelle. UNHCR und andere
NGO machen nachts Feierabend. Es ist einfach unglaublich, in solch einer
katastrophalen Situation Feierabend zu machen! Die Mehrheit der Menschen
ist voellig unterkuehlt, Babies und Kinder sehen nur noch apathisch aus.
Fast alle Menschen haben kreideweisse Haende, manche sind barfuss.
Hypothermie (Unterkühlung) ist hier quasi Normalzustand, zitternde super
erschoepfte Menschen, die kaum noch stehen koennen.
Die Presse ist nicht da. Wir kochen und uebernehem nun die
Essensversorgung auf dem Vorplatz und versuchen regelmaessig Chai in die
wartende Menschenschlange zu geben. Es mangelt hier an allem, vor allem
brauchen wir mehr Unterstuetzer*innen.
Die letzte Nacht war der Horror. Es hat in Stroemen geregnet, die
Abwasserkanaele waren verstopft und die Strasse war ein Fluss. Wir
standen teilweise bis kurz unters Knie im Wasser, der ganze Muell
schwamm umher, alle waren nass, unterkuehlt, hungrig und so erschoepft!
Kinder schreien kaum noch, weil sie nur noch apathisch sind.
Ich habe eine Familie getroffen. Die Mutter war klitschnass, hatte nur
ein duennes Tshirt an, hochschwanger und mit Baby umgeschnallt. Der
Vater und die anderen beiden Kinder auch voellig fertig und
ausdruckslos. Wir konnten ihnen ein Zelt yum Ausruhen geben. Ich habe
den Saeuglich zum Zekt getragen, weil die Mutter es nicht mehr konnte,
wir mussten sie stuetzen. Durch eine tiefe ueberschwemmte Wiese haben
sie sich dorthin geschleppt. Zum Glueck konnten wir ein paar Decken und
Bananen auftreiben. Alle waren am Zittern und haben kaum noch ein Wort
gesprochen.
Direkt danach habe ich ein Zelt auf der Strasse gesehen, dass schon
voellig unter Wasser stand und wollte schauen ob dort Menschen drin
schlafen. Als ich das Zelt aufgemacht hab, waren dort 4 Kinder, die
aelteste vielleicht 7 Jahre alt, der Juengste eineinhalb oder so. Sie
waren allein ohne Eltern. Ich konnte aus den paart Woertern Englisch der
Aeltesten nur verstehen, dass die Eltern gegangen waren ohne zu erfahren
wohin. Mit zwei anderen haben wir die Kinder da rausgeholt und zum
Arztzelt getragen. Der Kleine auf meinem Arm war bis auf ein Tshirt
komplett nackt und hat so gezittert, wie ich es noch nie gesehen hab.
Ich konnte ihn nur durch ganz festes Anmichdruecken etwas
auffwaermen. Alle Kinder waren total apathisch und abwesend. Wir haben
den Namen der Mutter rausgefunden und wollten Decken organisieren um die
Kinder zu waermen, dann hat die Polizeichefin uns verboten auf das Camp
zu gehen und wir konnten beides nicht machen. Wir sind in der Naehe des
Zeltes geblieben um zu schauen, ob die Eltern zurueckkommen um die
Kinder zu holen und dann kamen sie. Die Mutter war super panisch als sie
das leere Zelt gesehen hat, sie wollten sich registrieren und die Kinder
spaeter abholen. Aber die Familie hat sich wiedergefunden, zum Glueck!
Eine Mutter hat gestern nacht ihr ungeborenes Babz verloren, vielleicht
weil sie einfach nicht mehr konnte.
Es gibt viele solcher grauenhaften, unfassbaren Geschichten von
einzelnen Menschen hier.

Der Regen hat zum Glueck heute tagsueber kurz nachgelassen und die Leute
konnten sich etwas aufwaermen und trocknen. Nachmittags ist ploetzlich
das Militaer mit Maschinengewehren aufgetaucht. Mitten auf dem Platz.
Sie haben nichts getan, ausser Macht zu demonstrieren und
einzuschuechtern, dann sind sie wieder gefahren.

Auch hier ist alles so repressiv, Hilfe wird kriminalisiert, zumindest
selbstorganisierte, NGOs lassen sich wenig in Aktion blicken und das
meiste laeuft eben ueber die Menschen, die einfach hierherkommen und
helfen. In unserer Kueche werden wir viel von wartenden Refugees
unterstuetzt, deren Busse noch nicht fahren. Wir koennen in einem
Lagerraum auf den UNHCR Decken schlafen, schlafen aber eher wenig. Die
Lage ist echt schlimm und ich habe Angst vor der naechsten Nacht. Wie
soll man schutzsuchenden Menschen erklaeren, dass sie ab nun mindestens
12 Stunden im kalten Regen warten muessen um dieses ueberfluessige
Papier zu bekommen und dann auch noch Geld bezahlen sollen, um an die
kroatische Grenze zu kommen? Vor allem schwangeren Frauen oder Familie
mit Saeuglingen? Wir versuchen auf uns aufzupassen, aber das hier
emotional zu verarbeiten ist kaum moeglich, weil kein Raum da ist und
weil es teilweise so surreal erscheint, was hier passiert.
Aber gemeinsam mit vertrauten Menschen können wir uns hier zumindest
immer wieder neue Kraft geben und die Wut und Trauer teilen.

Viele Volonteers reisen heute nacht ab, weil morgen wieder die Woche
beginnt. Wir brauchen dringend Unterstuetzung hier mit allem. was geht.
Essen, Wasser, Decken, Regencapes, Geld, Aerztinnen,
Unterstzuetzer_innen! Falls ihr noch Menschen mit Kapazitaeten kennt,
gebt diese Infos bitte weiter!

Fuer mehr und aktuelle Infos und Kontaktaufnahme zu den Leuten an der
Grenze:
http://balkanroute.bordermonitoring.eu/
<https://3c.gmx.net/mail/client/dereferrer?redirectUrl=http%3A%2F%2Fbalkanroute.bordermonitoring.eu%2F>
(Live-Ticker der Balkangrenzen)

https://www.facebook.com/SOSkonvoi/timeline/
<https://3c.gmx.net/mail/client/dereferrer?redirectUrl=https%3A%2F%2Fwww.facebook.com%2FSOSkonvoi%2Ftimeline%2F>
(Facebook-
Updates des
sosKonvois)

https://www.google.com/maps/d/viewermid=zddfRUtGScOc.kQBgTQcoV5FM&hl=en_US
<https://3c.gmx.net/mail/client/dereferrer?redirectUrl=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2Fmaps%2Fd%2Fviewermid%3DzddfRUtGScOc.kQBgTQcoV5FM%26hl%3Den_US>
(Refugee
Help Map – Übersichtskarte, wo was gebraucht wird)
http://www.soskonvoi.com/
<https://3c.gmx.net/mail/client/dereferrer?redirectUrl=http%3A%2F%2Fwww.soskonvoi.com%2F>
(Kontaktaufnahme
zu den Leuten von SOS Konvoi
in Wie)
++++++++++++++++++
Solidarity with all Refugees everywhere NOW!










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