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ostwestfalen-lippe - [OWL] Das Goldene Zeitalter - Die Diktatur wird gerade privatisiert

ostwestfalen-lippe AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Regionale Liste für OWL (im Nordosten von NRW)

Listenarchiv

[OWL] Das Goldene Zeitalter - Die Diktatur wird gerade privatisiert


Chronologisch Thread 
  • From: "Andreas Rohrmann" <andreas AT rohrmann.com>
  • To: Ostwestfalen-Lippe AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [OWL] Das Goldene Zeitalter - Die Diktatur wird gerade privatisiert
  • Date: Sun, 24 Nov 2013 20:34:41 -0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ostwestfalen-lippe>
  • List-id: Regionale Liste für OWL (im Nordosten von NRW) <ostwestfalen-lippe.lists.piratenpartei.de>

Was SIGINT, HUMINT, GEOINT und MASINT bedeuten - kleiner Kurs in
Spionagesprech

http://www.sueddeutsche.de/politik/geheimdienste-was-sigint-humint-geoint-und-masint-bedeuten-1.1820331


Das Goldene Zeitalter von Sigint
Ein geleaktes NSA-Dokument macht noch einmal klar, dass die NSA
letztendlich Zugriff auf die Daten "von jedem zu jeder Zeit und überall"
will

http://www.heise.de/tp/artikel/40/40387/1.html

Spätestens seit 11/9 ist der Datenhunger der US-Geheimdienste
grenzenlos geworden. Schon zuvor war er eher auf technische, personelle
und finanzielle Grenzen gestoßen, weniger auf politische und
gesellschaftliche. Dann aber wurden die Schleusen geöffnet. Ex-Präsident
Bush wollte selbst Techniken fördern, die den Menschen aus der Ferne in
das Innere ihre Gehirns sehen können, um zu erkennen, ob jemand etwas
Böses anstellen will (**Systeme zum Erkennen der bösen Absichten von
Terroristen <http://www.heise.de/tp/artikel/12/12936/>**), während das
Projekt Total Information Awareness (TIA) eben die totale "Aufklärung"
wollte.*

Auch wenn dem Projekt als Ganzem das Geld entzogen wurde, ging die
Finanzierung von Teilprojekten weiter, deren Ausmaß durch Whistleblower
Snowden bekannt wurde. Man wusste vieles auch schon vorher, aber es
scheint, das Snowden mit der Massen an Informationen eine
Aufmerksamkeitsschwelle überschreiten konnte.

Dass die NSA keineswegs mit dem Erreichten zufrieden war, zeigt ein von
Snowden geleaktes Dokument mit dem Titel "Sigint Strategy 2012-2016" vom
Februar 2012, das die New York Times gestern veröffentlichte
<http://www.nytimes.com/2013/11/23/us/politics/nsa-report-outlined-goals-for-more-power.html>.
Ausgeführt werden hier die unbescheidenen Erwartungen für die nächsten
vier Jahre. Man wollte endlich im "Informationszeitalter" ankommen, also
auf alle Informationen zugreifen können, wobei es auch notwendig sei,
die weiterhin einengenden Gesetze dem Informationshunger anzupassen, um
das erreichte "Goldene Zeitalter von Sigint" wahren zu können. Dazu sei
mehr Flexibilisierung im rechtlichen Bereich notwendig, um den Bereich
dominieren zu können: die "Beherrschung des globalen Netzwerks".

Man will schlicht die Daten "von jedem zu jeder Zeit und überall"
(anyone, anytime, anywhere"), um "optimal effektiv" zu sein. Weil da
natürlich Verschlüsselung stört, soll diese ausgebremst werden, indem
man sich irgendwie Einfluss auf die Firmen ausübt, die Verschlüsslung
anbieten - man will also Hintertüren. Und wenn dies nicht möglich ist,
müssen alle Sigint- und Humint-Methoden eingesetzt werden. Zudem müssen
Maßnahmen anderer Staaten, die Cybersicherheit gewährleisten wollen,
unterlaufen werden.

Dazu werden beispielsweise Server in anderen Ländern mittels Tarnfirmen
gemietet, um so Zugang zu den Daten erlangen zu können. Wie das NRC
Handelsblad ebenfalls mit Verweis auf von Snowden geleakten Dokumenten
berichtet
<http://www.nrc.nl/nieuws/2013/11/23/nsa-infected-50000-computer-networks-with-malicious-software/>
geschieht dies offenbar auch ganz kriminell, indem von der NSA
beauftragte Hacker Computernetzwerke mit Viren versorgten, um Zugriff zu
erlangen. 50.000 Computernetzwerke sollen es sein. Und man hofft auf
eine Revolution bei der Durchsuchung der Daten. Die Vision scheint zu
sein, ein "Netzwerk an Sensoren" aufzubauen, das in
Maschinengeschwindigkeit Daten erhebt, auf sie reagiert und Warnungen
weiter gibt. Menschen sind dann nicht mehr gefragt, sie sind nur noch
Datenquellen.

Allerdings hat der aufgeblähte Sicherheitsapparat in den USA immer mehr
Menschen nicht nur Möglichkeiten gegeben, andere Menschen oder Systeme
anzuzapfen und auszuspähen, sondern ihnen auch klar gemacht, dass sie
selbst Opfer werden können. Mehr als 100.000 Mitarbeiter sollen alle
US-Geheimdienste haben, vielleicht sind es auch 200.000.

Snowden hat die Konsequenz gezogen, an die Öffentlichkeit zu geben und
diese über die Machenschaften zu informieren. Man muss aber davon
ausgehen, dass Geheimdienstmitarbeiter, die Bescheid wissen, sicher auch
nach Wegen suchen, um sich vor der Ausspähung durch die eigenen
Programme zu schützen. Die Geheimdienste überwachen nach Snowden ihre
Mitarbeiter offenbar schärfer, so dass sich Geheimdienste in
Geheimdiensten ausbilden. Aber das Wissen, das sich in den
Geheimdiensten ausbildet, könnte deren Macht untergraben. Auf jeden Fall
ist es nicht nur ein Wettrüsten mit befreundeten und verfeindeten
Staaten, sondern auch mit dem potenziellen Feind von Innen.
Autoimmunerkrankungen schaffen Irritationen, weil sie das Überwachungs-
und Abwehrsystem gegen sich selbst wenden.


Die Diktatur wird gerade privatisiert - Der Staat als Stalker

Die neuen Technologien verbinden die Menschen weltweit und haben auch
die Organisation von Umstürzen in der arabischen Welt erleichtert.
Allerdings sind sie nicht in Händen neutraler Einrichtungen, sondern
werden von Unternehmen dazu benutzt, um sämtliche Daten ihrer Nutzer zu
sammeln und kommerziell zu verwerten. Wir befinden uns in der Ära der
Großdatenverarbeitung, die von **McKinsey

http://www.mckinsey.com/insights/business_technology/big_data_the_next_frontier_for_innovation
als die "nächste Grenzregion für Innovation, Wettbewerb und Produktivität"
gepriesen wird.

Damit werden die Grundsteine einer ökonomischen Total-Überwachung
gelegt, an der sich auch Geheimdienste erfreuen. Darüber hat nun der
Unternehmer und Publizist Roman Koidl <http://www.koidl.com/>, der kurze
Zeit Online-Berater in Peer Steinbrücks Kompetenzteam
<http://www.focus.de/politik/deutschland/bundestagswahl-2013/tid-28233/kanzlerkandidat-ohne-online-berater-pannen-start-steinbrueck-blamiert-sich-im-wahlkampf_aid_866237.html>
war, ein Buch geschrieben: Web Attack - Der Staat als Stalker

http://www.randomhouse.de/Taschenbuch/WebAttack/Roman-Maria-Koidl/e455537.rhd


http://www.heise.de/tp/artikel/40/40298/1.html





  • [OWL] Das Goldene Zeitalter - Die Diktatur wird gerade privatisiert, Andreas Rohrmann, 24.11.2013

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