[OWL] [Fwd: Wach werden=?iso-8859-1?Q?=2C_Piraten_-_ein_pers=F6nliches_Fazit_von_der_gestrigen_A?=nti-AKW-Demo in Köln]

["Andreas Rohrmann" <andreas AT rohrmann.com>]

Ahoi.

Hier hat Michael etwas sehr sehr gut zusammengefasst. Dieser Eindruck
deckt sich 100%-ig mit meinen Erfahrungen der letzten 6 Monaten.

Für die, die sich zu dem Thema Anti-Atom zu einem Flyer etwas überlegen
wollen, die finden gleich einen Link zu einem fertigen Flyer! Den sollten
wir auch bei uns in Lippe bzw. OWL auflegen und bei jeder guten
Gelegenheit verteilen...


LEst und macht Euch einen Eindruck, was passiert, wenn man sich bewegt,
statt auf dem Sofa rumzuhängen.
Einige wissen, was ich meine, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.


Greetz Andreas70


------------------------ Ursprüngliche Nachricht -------------------------
Betreff: [Piraten NRW] Wach werden, Piraten - ein persönliches Fazit von
der gestrigen Anti-AKW-Demo in Köln
Datum:   So, 27.03.2011, 09:20
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Moin zusammen!

Nachdem gestern rund eine viertel Million Menschen auf den Straßen
waren, um gegen die "Atomkraft" zu protestieren, möchte ich ein kleines
Fazit ziehen. Dies bezieht sich auf die Demo in Köln, auf der rund
40.000 Leute gewesen sein sollen. Wir haben die Möglichkeit genutzt, so
viel Flyer
(http://wiki.piratenpartei.de/Landesverband_Niedersachsen/AG_Redaktion#AntiAtomPiraten)
wie möglich unter das Volk zu bringen und dabei kamen natürlich viele
Gespräche zustande, die aufschlussreich waren, obwohl sie natürlich
"nur" einen subjektiven Ausschnitt darstellen.

So, genug der Vorrede, zur Sache. CC geht diese Mail an die
Anti-Atom-Piraten, "meine" Kölner Mit-Piraten sowie die AG
Öffentlichkeitsarbeit NRW, denn die Infos dürften für diese ebenfalls
interessant sein.

Zunächst einige Fakten:
1) Es waren eine Reihe von Piraten da, die auch gut sichtbar (gilt auch
für einige Presseberichte, schaut Euch mal im Netz um).

2) Dass Piraten auf einer solchen Demo auftauchen, ist insgesamt sehr
positiv aufgenommen worden. Das kann ich für mich klar als Fazit des
Tages ziehen.

3) Wo traf ich beim Flyerverteilen auf Ablehnung? Insbesondere bei
manchen Leuten, die ich eher dem linken Lager zurechnen würde. Dazu ab
und an bei jungen Familen, dort insbesondere bei den Frauen, sowie bei
älteren Leuten.

4) Recht häufig traf ich bei Leuten auf Erstaunen, dass die Piraten
überhaupt noch aktiv arbeiten und Positionen außerhalb von Themen haben,
die außerhalb des Internets bzw. dem Themenspektrum "Computer" stehen.

5) Die Anti-Atom-Flyer sind weg gegangen wie warme Semmeln. Viele Leute
waren einerseits sehr interessiert an unseren Standpunkten zur
Atompolitik, wussten aber andererseits meist gar nicht, dass wir sowas
haben - siehe 4). Das konnte gestern in unzähliger Zahl hoffentlich
revidiert werden. Ähnliches habe ich aus Berlin per Twitter vernommen,
wo der Kaperbrief + Flyer wohl verdammt gut gelaufen ist.

Nun zu meinen Schlussfolgerungen aus dem gestrigen Tag:

1) Für meinen Begriff waren es aber (zumindest auf der Kölner Demo) viel
zu wenig Piraten und ich bin ehrlich, ich hatte mit mehr Leuten von uns
gerechnet. Das ist schade, denke ich, und zugleich für mich etwas
unverständlich. Das Thema ist quer durch die Gesellschaft von höchstem
Interesse. Veränderungen in der Atompolitik, die vonnöten sind, haben an
vielen Ecken und Enden "piratigen" Stallgeruch. Es geht um Transparenz,
um Lobbyismus schlimmsten Ausmaßes (schaut euch mal u.a. die Arbeitgeber
ehemaliger Wirtschaftsminister an), um Technologie uvm. Wer, wenn nicht
wir...? Vielleicht haben wir von Kölner Seite viel zu wenig
mitmobilisiert, vielleicht war alles zu spontan um mal einen Tag in Köln
zu verbringen!

Vielleicht muss sich jeder von uns aber auch mal ganz ganz ehrlich
fragen, was er mehr tun kann? Denn...

2) ... ich habe in den vergangenen Monaten nach der NRW-Wahl immer mehr
den Eindruck gewonnen, dass "da draußen" verdammt viele Leute darauf
warten, dass wir uns endlich äußern, dass wir Themen besetzen mit
eigenen Meinungen und Positionen. Damit sind aber nicht nur unsere
"Kernthemen" gemeint, sondern vor allem auch Themen, die die Leute in
ihrem Alltag bewegen. Da geht es nicht um JMStV, Indect, ACTA,
Urheberrechtsreform etc. Was ungesagt zwischen den Zeilen mitgeschwungen
ist war der Vorwurf an die "Altparteien", nichts glaubwürdig zu vertreten.

Ich halte unseren Anspruch, alles (!) besser machen zu wollen, für
vermessen. Wir müssen alles vor allem glaubwürdig machen, wenn wir dann
einiges besser machen, haben wir diesem Land schon einen großen Dienst
erwiesen. Ein Typ wie Sascha Lobo glaubt ja, dass wir unsere Chance auf
eine Neugestantung der deutschen Politik in einer Art "Größten
Anzunehmenden Unfähigkeit" verdaddelt haben. Haben wir nicht, auch wenn
die letzten Wahlergebnisse zumindest mich nicht zufrieden gestellt
haben. Das ist nicht als Vorwuf an die Piraten vor Ort zu verstehen,
sondern an uns alle, endlich Fehler abzustellen und Politik zu machen.

3) Wir müssen nach außen hin wieder viel sichtbarer werden. Da die
Presse nicht oder nur in sehr geringem Maße Interesse an uns zeigt
müssen wir andere Wege finden. DIe Zusammenarbeit mit anderen
politischen Gruppen, NGOs, Vereinen etc. ist da meiner Meinung nach an
allererster Stelle zu nennen. Infostände, öffentliche Veranstaltungen
etc. kommen hinzu. Ja, das alles kostet Zeit und auch Geld und Nerven.
Aber es ist eine Investition dafür, dass wir irgendwann mal das ernten
können, weshalb wir uns alle irgendwann mal für die Piraten entschieden
haben.

4) Wenn wir die Leute bei den Themen abholen wollen, die sie bewegen,
müssen wir uns bewegen. Thematisch arbeiten und diese Themen bekannt
machen. Das geht meiner Meinung nach mit der derzeitigen Art zu arbeiten
nicht. Jeder Pirat kann an der Erarbeitung des Programms und seiner
anschließenden Verbesserung mitarbeiten, da sind wir uns alle einig und
das is wichtig und der mit Abstan wichtigste Agrenzungspunkt zu anderen
Parteien, denke ich. Wenn wir uns aber mal per Beschluss eines
Parteitages auf einen Konsens bei diesem Thema geeinigt haben, muss es
einzelnen Piraten gestattet sein, dieses Thema gezielt zu beackern, ohne
sich dauernd demotivierenden Shitstorms ausgesetzt zu sehen.

Was heißt das: Ich möchte euch alle daran erinnern, dass AKs nicht nur
dazu da sind, um mal vor der Wahl kurz ein Programm aufzubauen und dann
die AKs wieder einpennen zu lassen, wie es nach der NRW-Wahl geschehen
ist. Warum stellt ihr dort die Arbeit ein? Warum wird nicht in einem AK
"$hierbeliebigesthemaeinsetze" das Thema "$hierbeliebigesthemaeinsetze"
laufend verfolgt. Wo sind neue Vorschläge für unser Programm, für
Positionspapiere, für Pressemitteilungen, etc.? Benennt Experten, die
sich mit Themen auskennen, die Entwicklungen dort verfolgen und für die
Piraten voran treiben, die Ansprechpartner für die
Öffentlichkeitsarbeiter und den Vorstand sind, wenn sie für
Öffentlichkeitsarbeit benötigt werden und den versierten fachlichen
Input bringen können.

Also: Legt bitte wieder los, es ist wichtig, bringt die politische
Arbeit wieder in Gang. Viele Leute "da draußen" warten auf uns. Wir
haben unsere Chance noch nicht verdaddelt. Noch nicht!



Zum Ende meinen Dank an alle, die gestern da waren. Es war klasse und
schön, einige von Euch endlich mal persönlich zu sehen oder was länger
als 2 Minuten am Rande des LPT palavern zu können.

Diskussion erwünscht, weitere persönliche Fazits des gestrigen Tages
ebenfals. Rechtscheibfehler behaltet bitte, es ist noch scheiße früh.
;-) Wer die Mail an andere Listen weiterleiten möchte, soll das auf
jeden Fall machen.

-- 
Viele Grüße
Michael Barck