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Betreff: Nrw-herford mailing list
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- Subject: [Herford] FlauschCon Westfalen-Blatt
- Date: Mon, 10 Sep 2012 10:47:32 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/nrw-herford>
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»Freund, Feind, Parteifreund«
Die Piraten wollen flauschiger miteinander umgehen
Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Wie gehen wir fairer miteinander um? Mit dieser Frage haben
sich die Piraten am Wochenende auf ihrer ersten »Flauschcon«
(»Flauschkonferenz«) in Bielefeld beschäftigt.
»Flauschen«, das ist wieder so ein Begriff aus dem Internet-Deutsch.
Flauschen sei wie verbales Kuscheln, nur intensiver, sagt das »Wörterbuch der
Szenesprache« dazu. Die Piraten haben das Flauschen offenbar nötig, denn wann
immer sich ein halbwegs bekannter Freibeuter in Talkshows, Zeitungsinterviews
oder sonst wo äußert, muss er mit einem Shitstorm auf den pirateneigenen
Kommunikationsplattformen rechnen. Eine solche digitale Welle der Empörung
ist das genaue Gegenteil von Flauschen.
Johannes Ponader, politischer Geschäftsführer der Piraten, ist
Shitstorm-erprobt. Nach drei Monaten im Amt habe er sich gefragt, ob er sich
dem weiter aussetzen wolle, sagt er am Samstag. Dann habe er mit anderen
Piraten eine Gegenstrategie verfolgt. Wann immer jetzt Kritik zum Shitstorm
ausartet, setzten er und seine Freunde Flauschiges entgegen - Argumente, die
das Positive herausarbeiten. Ein bisschen Wirkung habe das schon gezeigt. Es
gehe nicht mehr ganz so boshaft zu.
»Freund, Feind, Parteifreund« - diese Rangfolge hatte schon SPD-Genosse
Herbert Wehner aufgestellt. Bei den Piraten hat sie offenbar eine neue, ganz
moderne Qualität erreicht. »Beim Shitstorm passiert, was an jedem Stammtisch
passiert«, sagt Marina Weisband, Ponaders Vorgängerin. Der Unterschied sei,
dass Verbalattacken heute für alle im Netz einsehbar seien. Und der
Betroffene werde meist nicht einmal direkt angesprochen. Weisband zog die
Konsequenz, trat nicht erneut zur Wahl an. Sie wollte sich nicht mehr
beleidigen lassen.
Für Menschen mit überkommenem analogem Politikverständnis scheint die Debatte
wie von einem anderen Stern zu sein. »Dabei thematisieren wir etwas, was es
in jeder anderen Partei auch gibt, aber nicht so öffentlich wird«, meint
Ponader. Und sie tun es ganz ohne die Veranstaltungspräsidien, Antrags- und
Zählkommissionen der anderen. Die eher nüchterne Veranstaltungshalle im
Bielefelder Osten haben sie in eine »Flausch-Lounge« mit kuscheligen
Sitzlandschaften und Liegestühlen verwandelt. Johannes Ponader hat erst
einmal ein beruhigendes Bad mit der Nummer zwei auf der Piraten-Liste zur
niedersächsischen Landtagswahl, Katharina Nocum, in einem Pool voller bunter
Plastikbälle genommen. Dann geht er in die Podiumsdiskussion übers Flauschen.
Die Haltung der Piraten zu Euro-Krise, Rentenreformen oder Syrien-Konflikt -
das kann erst einmal warten.
Westfalen-Blatt – OWL, Artikel vom 10.09.2012
- [Herford] FlauschCon Westfalen-Blatt, Friedrich Backs, 10.09.2012
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