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nrw-ennepe-ruhr - [Ennepe-Ruhr] Fwd: [Fraktion-Witten] PM: Piraten wollen „das riskante Placebo“ Luca-App stoppen

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Betreff: Mailingliste des Kreisverbands Ennepe-Ruhr der Piratenpartei

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[Ennepe-Ruhr] Fwd: [Fraktion-Witten] PM: Piraten wollen „das riskante Placebo“ Luca-App stoppen


Chronologisch Thread 
  • From: Stefan Borggraefe <stefan.borggraefe AT piratenpartei-nrw.de>
  • To: nrw-ennepe-ruhr AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [Ennepe-Ruhr] Fwd: [Fraktion-Witten] PM: Piraten wollen „das riskante Placebo“ Luca-App stoppen
  • Date: Wed, 19 May 2021 11:08:28 +0200
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---------- Weitergeleitete Nachricht ----------

Betreff: [Fraktion-Witten] PM: Piraten wollen „das riskante Placebo“ Luca-App
stoppen
Datum: Dienstag, 18. Mai 2021, 16:46:01 CEST
Von: Fraktion-06-Piraten

Sehr geehrte Damen und Herren,

anbei eine Pressemitteilung der Piratenfraktion im Rat der Stadt Witten mit
der freundlichen Bitte zur Berücksichtigung in der Berichterstattung.

== PM Anfang ==

Piraten wollen „das riskante Placebo“ Luca-App stoppen

Die Piratenfraktion Witten will durch einen jetzt eingereichten Antrag das
Stadtmarketing Witten zur Umkehr beim Thema Luca-App bewegen. Die Ressourcen,
die zur Bewerbung der App eingeplant sind, sollen stattdessen für wirksame
Maßnahmen wie etwa einer Kampagne zur Steigerung der Impfquote eingesetzt
werden. Weiterhin soll die Stadt Witten sich beim Landrat dafür einsetzen,
dass der von ihm geschlossene Vertrag mit der Luca-Firma culture4life GmbH
schnellstmöglich gekündigt wird.

Die App soll durch den Einsatz von QR-Codes die Kontaktnachverfolgung von
Menschen ermöglichen, die sich zur gleichen Zeit am gleichen Ort mit positiv
getesteten Corona-Infizierten aufgehalten haben. Dazu soll man sich an jedem
Ort „einchecken“, wenn man ihn betritt und „auschecken“, wenn man ihn wieder
verlässt.

„Durch die Nutzung der Luca-App fallen große Mengen personenbezogener Daten
an, die in einer zentralen Datenbank gespeichert werden. Wenn die App wie vom
Hersteller gedacht eingesetzt wird, handelt es sich um eine Datenbank, die
von möglichst vielen Menschen in der Stadt aufzeichnet, wer, wann, wen, wo
und wie lange getroffen hat. Solche Datenbanken sind für Hacker ein
interessantes Ziel und das Missbrauchspotential ist groß. Gleichzeitig gibt
es nahezu täglich Berichte über neue gravierende Sicherheitsprobleme des
Luca-Systems. Ich bin bereit, auch beim Datenschutz Abstriche zu machen,
falls es für die Pandemiebekämpfung wirklich etwas bringen würde. Dies ist
aber bei Luca nicht der Fall.“, so der Fraktionsvorsitzende der Piraten,
Stefan Borggraefe.

Mit der App kann sich jeder Mensch an beliebigen Orten einchecken, an denen
er sich gar nicht befindet, zusammen mit tausenden anderen Menschen, die sich
dort ebenfalls nicht befinden. Betreiber einer sog. „Luca Location“ können
nicht nachvollziehen, ob sich Menschen tatsächlich eingecheckt haben und das
auschecken funktioniert mit den Schlüsselanhängern für Menschen ohne
Smartphone gar nicht und für alle anderen unzuverlässig. Bei einer Evaluation
der Stadt Weimar gab es durch diese Fehler beispielsweise in einem
Saturn-Markt innerhalb von drei Tagen über 300 Datensätze, die zu
Ladenschluss manuell ausgecheckt werden mussten. Für die Pandemiebekämpfung
fällt so beim ohnehin überlasteten Gesundheitsamt nur sinnloser Datenmüll an,
der zusätzliche Arbeit verursacht.

Das Gesundheitsamt im Ennepe-Ruhr-Kreis scheint bereits im Vorfeld nicht
sonderlich begeistert von der App zu sein und äußerte sich gegenüber
Ruhrkanal News kritisch: „Für das Gesundheitsamt bietet die Luca-App nur
einen beschränkten Nutzen, ggf. sogar einen Mehraufwand.“[1]

Während bereits andere Kommunen, wie die Stadt Weimar, festgestellt haben,
dass durch die Luca App „kein Mehrwert für die Gesundheitsämter entsteht“[2]
und hunderte Sicherheitsforscher.innen in einer Stellungnahme kritisieren,
dass die mit Luca „verbundenen Risiken völlig unverhältnismäßig erscheinen,
da sie den erwarteten Nutzen deutlich überwiegen“[3], setzen der
Ennepe-Ruhr-Kreis und Stadtmarketing Witten noch immer auf die App.

Zwar zeigt sich Landrat Schade angeblich offen für andere Software wie die
Corona-Warn-App.[4] Die Tatsache, dass der Kreis allerdings zuvor einen
Vertrag mit dem Luca-Anbieter unterzeichnet hat, mit dem sich er sich
verpflichtet, den flächendeckenden Einsatz von Luca zu fördern, die App zu
bewerben und einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen, widerspricht dem
jedoch.

Stefan Borggraefe äußert sich zum Gebaren von Landrat Schade: „Die Aussagen
des Landrats zeigen vor diesem Hintergrund, dass er die Kritik nicht ernst
nimmt und entsprechend handeln wird. Ganz im Gegenteil soll dieser Kritik
lediglich der Wind aus den Segeln genommen werden. Die Öffentlichkeit wird
durch solche Aussagen über die wahre Natur des unterzeichneten Vertrags in
die Irre geführt.“

Weiterhin ist ungeklärt, wer haftbar ist, wenn Daten durch die zahlreichen
Sicherheitsprobleme des Luca-Systems in falsche Hände geraten. Nach
Informationen, die den Piraten vorliegen, sieht sich der Ennepe-Ruhr-Kreis
hier jedenfalls nicht in der Verantwortung. Der Krisenstab hat sich bewusst
dagegen entschieden, die Datenschutzbeauftragte des Kreises vor der
Entscheidung für das Luca-System zu Rate zu ziehen. Was nach dem 31. August
auf die Händler und Gastronomen oder aber die Steuerzahlenden an Kosten für
den Einsatz der App droht, ist ebenfalls unbekannt.

„Es ist eine verbreitete Strategie in der Software-Branche, dass zunächst
über kostenlose Angebote Abhängigkeiten geschaffen werden. Wenn diese
Abhängigkeiten dann bestehen, wird das gewinnorientierte Privatunternehmen
hinter der Luca-App selbstverständlich irgendwann die Hand aufhalten.“, ist
Stefan Borggraefe überzeugt.

=== PM Ende ===

[1]
https://ruhrkanal.news/ennepe-ruhr-kreis-keine-empfehlung-fuer-die-luca-app/
[2]
https://stadt.weimar.de/fileadmin/redaktion/Dokumente/corona/Evaluation_des_Weimarer_Modells_final_Stand20210412_1523.pdf
[3]
https://www.regensburg-digital.de/warnen-sie-ihre-buergerinnen-und-buerger-vor-der-luca-app/12052021/
[4]
https://www.enkreis.de/no_cache/aktuelles/news-detailansicht/news/corona-kreis-legt-grundstein-fuer-digitale-kontaktverfolgung.html

In diesem Video spricht Stefan Borggraefe (Fraktionsvorsitzender) über den
Einsatz der Luca App im Ennepe-Ruhr-Kreis und in Witten und erklärt warum die
App dringend gestoppt werden muss:
https://www.youtube.com/watch?v=DJ_fqC-frKs

Attachment: pdfslZODQ8SG5.pdf
Description: 21-05-18 Antrag PIRATEN Witten Das riskante Placebo „Luca-App“ stoppen.pdf

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