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[Ennepe-Ruhr] PM: Piraten kritisieren Protokollierung von Toilettengängen am AMG
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- Subject: [Ennepe-Ruhr] PM: Piraten kritisieren Protokollierung von Toilettengängen am AMG
- Date: Fri, 24 Aug 2018 10:31:15 +0200
Sehr geehrte Damen und Herren,
anbei eine Pressemitteilung der Piratenpartei Ennepe-Ruhr, mit der
freundlichen Bitte zur Berücksichtigung in der Berichterstattung.
=== PM Anfang ========
Piraten kritisieren Protokollierung von Toilettengängen am AMG
Eltern hatten sich Hilfe suchend an die Partei gewandt
Das Albert-Martmöller-Gymnasium in Witten will ab dem kommenden Schuljahr
einen Teil seiner Toiletten mit einem personalisierten elektronischen
Schließmechanismus versehen. Dazu sollen Schülerinnen und Schüler einen neuen
Schülerausweis mit einem Chip erhalten, der jeweils eine eindeutige
Identifikationsnummer trägt. Bei den dabei anfallenden Daten handelt es sich
um „personalisierten Pinkelprotokolle“. Durch die Maßnahme soll für weniger
Sachbeschädigungen auf den Toiletten gesorgt werden. Die Piraten haben
vollstes Verständnis dafür, dass die Schule eine Lösung für dieses Problem
sucht, kritisieren aber, dass das gewünschte Verhalten durch Überwachung der
Toilettengänge der Kinder und Jugendlichen erreicht werden soll.
„Es gibt wohl kaum persönlichere Daten als eine Protokollierung der
Toilettenbenutzung. Nachdem die Schule als erste in NRW Videoüberwachung
installierte, sollen nun hochprivate Daten über die Schülerinnen und Schüler
erfasst werden. So erzieht man Menschen zur Konformität im Überwachungsstaat
statt im Geiste der Demokratie und Freiheit, wie es der im Schulgesetz
formulierte Bildungs- und Erziehungsauftrag vorsieht!“, kritisiert Stefan
Borggraefe, Vorsitzender der Piratenpartei Ennepe-Ruhr.
Um dem Datenschutz gerecht zu werden, erfragt die Schule derzeit ein
„freiwilliges“ Einverständnis zur Speicherung dieser Daten. Für Kinder, die
sich – vorbildlich – für Datensparsamkeit entscheiden, stehen dann nur noch
erheblich weniger Toiletten zur Verfügung. Die Entfernung zur nächst
gelegenen
Toilette nimmt für diese Kinder im Schnitt zu. Weiterhin muss eine
Einverständniserklärung zwanglos und ohne sozialen Druck erfolgen, damit sie
als freiwillig gelten kann. Bei Vorlage eines solchen Formulars durch den
Schuldirektor könnten viele Eltern und volljährige Schüler aber eher deshalb
einwilligen, weil sie nicht als Querulanten gelten wollen. Weiterhin ist
problematisch, dass das verwendete Formular den Zugang zum Selbstlernzentrum
der Schule fest mit der Zustimmung zur Speicherung der Pinkelprotokolle
verknüpft. Nach Ansicht der Piraten ist es daher insgesamt mehr als
zweifelhaft, dass hier noch Freiwilligkeit vorliegt.
„Wenn die Freiwilligkeit nicht gegeben ist, dann ist die Speicherung dieser
sehr persönlichen Daten nicht gesetzeskonform.“, so Stefan Borggraefe.
Der Datenschutzbeauftragte für Baden-Württemberg hat in einem sehr ähnlichen
Fall bereits erhebliche Bedenken geäußert.[1] Der im Wittener Fall zuständige
Behördliche Datenschutzbeauftragte ist zugleich selbst Lehrer am AMG und
daher
bei der Beurteilung dieser Maßnahmen nach Ansicht der Piraten befangen.
Deshalb hat die Piratenpartei Ennepe-Ruhr den Fall der
Landesdatenschutzbeauftragten zur Prüfung vorgelegt. Auf diesem Weg soll auch
eine Klärung für alle Schulen in NRW herbeigeführt werden.
Darüber hinaus haben sich mehrere Eltern der Schule nicht nur an die
Piratenpartei, sondern auch über den Umweg der Landeselternschaft für eine
Klärung an das Kultusministerium gewandt.
„Das Missbrauchspotential und die Zielgenauigkeit bei der Ermittlung der
Täter
wären bei dem geplanten System sehr gering. Hier geht es eindeutig nur um
Abschreckung durch Überwachung.“, so Christian Sarazin, der für die Wittener
Piratenfraktion im Schulausschuss sitzt.
Missbrauch wird beispielsweise dadurch möglich, dass elektronischen
Schülerausweise aus der Ferne ausgelesen und kopiert werden könnten, um einem
unschuldigen Schüler eine Tat anzuhängen. Oder es betreten nach einem
Schließvorgang einfach mehrere Schülerinnen und Schüler die Toiletten. Eine
Sachbeschädigung wird nie unmittelbar gemeldet werden. Daher wird man durch
Einführung des Systems weiterhin nicht wissen, welche Person sie begangen
hat.
Es wird so absehbar zu falschen Verdächtigungen völlig unbeteiligter
Schülerinnen und Schüler kommen.
„Das AMG ist vor allem durch seine engagierte Schulgemeinschaft eine tolle
Schule! Pinkelprotokolle der Schülerinnen und Schüler und die daraus
folgenden
falschen Verdächtigungen passen dort nicht hin.“, meint Stefan Borggraefe.
Nach Ansicht der Piraten sollte bei den Schülerinnen und Schülern ein
Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass es sich bei den Schultoiletten um
einen Ort handelt, der gemeinschaftlich benutzt wird. Es gilt Rücksicht auf
alle Benutzer zu nehmen und durchaus auch mal vorbildlich zu handeln.
Vielleicht sollte es so etwas wie „Toilettenpaten“ geben. Nach Ansicht der
Eltern, die uns kontaktiert haben, könnte auch eine andere Organisation der
Pausenaufsicht eine Lösung sein. Zahlreiche weitere Ideen für Maßnahmen und
Aktionen, mit denen Sachbeschädigung von Schultoiletten ganz ohne Überwachung
vermieden werden können, finden sich auf der Website www.schulklo.de.
Christian Sarazin ist überzeugt: „Überwachung ist nicht die Lösung des
Problems!“
Quellen:
[1] Einschätzung des Baden-Württembergischen Datenschutzbeauftragten:
https://www.projekt29.de/sind-toiletten-schliessanlagen-an-schulen-zulaessig/
=== PM Ende ========
Pressekontakt für Nachfragen:
Stefan Borggraefe, stefan.borggraefe AT piratenpartei-nrw.de, 0176 / 716 25 25 6
Zuständig beim Landesamt für Datenschutz und Informationsfreiheit (LDI):
Frau Grothe, 0211 384 24-75
Im Anhang finden Sie:
1. Das von der Schule verwendete Formular für die „freiwillige“ Einwilligung
zur Datenspeicherung: https://borggraefe.com/nextcloud/index.php/s/
CTrd5eiCC2dPn8m
2. ein Foto durch ein verregnetes Fenster auf den Schulhof des AMG (Fotograf:
Stefan Borggraefe): https://borggraefe.com/nextcloud/index.php/s/
yqLFsEgT42Zy453
(Anhänge für den Versand auf die Piraten-Mailinglisten entfernt und durch
Hyperlinks ersetzt, weil die Dateine für die Mailingliste zu groß waren)
Fotos von Stefan Borggraefe, die sie gerne für die Berichterstattung
verwenden
können, finden Sie hier: https://piraten-witten.de/presse/
Viele Grüße,
Stefan Borggraefe
--
Vorsitzender des Kreisverbands PIRATEN Ennepe-Ruhr
Ratsmitglied der Fraktion PIRATEN im Rat der Stadt Witten
https://piraten-witten.de http://piraten-en.de
Tel.: 0176 / 716 25 25 6 PGP-Key-ID: 41798B2C2CA32985
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- [Ennepe-Ruhr] PM: Piraten kritisieren Protokollierung von Toilettengängen am AMG, Stefan Borggraefe, 24.08.2018
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