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nrw-duisburg - Re: [NRW-Duisburg] Aufkündigung "Solidarpakt"?

nrw-duisburg AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Infos für Duisburger Piraten

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Re: [NRW-Duisburg] Aufkündigung "Solidarpakt"?


Chronologisch Thread 
  • From: Panzerpappe <panzerpappe AT yahoo.de>
  • To: nrw-duisburg AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [NRW-Duisburg] Aufkündigung "Solidarpakt"?
  • Date: Tue, 20 Mar 2012 10:10:56 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/nrw-duisburg>
  • List-id: Infos für Duisburger Piraten <nrw-duisburg.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Ich habe nun alles hinter mir: Leben in Ostdeutschland, Ruhrgebiet und Bayern.

Im Osten ist nicht alles Gold, was glänzt. Das Soli-Geld ist, wenn es nicht in (Verkehrs-)Infrastruktur ging, so gut wie gar nicht angekommen. Die Wirtschaftssubventionen wurden häufig von, wie nennt man das am besten - "Heuschrecken" verschlungen. Die haben ihre Förderung bekommen, aber kein Interesse an produktiven und erfolgreichen Unternehmen. Dafür hätte man das schöne Geld ja investieren müssen. So haben sie die Fristen abgewartet und die tollen (und tw. traditions-)Firmen in die Insolvenz geführt. Wüsste da aus der Region Nordhausen/Thüringen und Leipzig einige Beispiele für.
Fazit: Das Geld kommt nicht an und hat den Standort nicht gefördert.
Es stimmt i.Ü. nicht, dass die Ostdeutschen keinen Soli zahlen - sie zahlen nur nicht so viel wie wir. Auch etwas, wo sich viele Ostdeutsche schnell beleidigt fühlen, wenn es immer heißt, sie leben "nur von West-Geld".

In Bayern: denkt man (stammtisch), die Ossis seien ja alle faul. Man hatte selbst den Länderfinanzausgleich in Anspruch genommen, und heute ist Bayern längst eines der reichsten, wenn nicht das reichste Bundesland. Weil man es etwas anders angestellt hat, als die Ostdeutschen. Weil man gleich in moderne Technologien gesetzt hat. Und auch, weil man die Subventionen besser überwacht hat. Daraus hat sich eine gewisse Arroganz entwickelt, die anderen könnten nicht mit Geld umgehen. Nun, wie gesagt, die Voraussetzungen waren im Osten ganz anders (Umstellung Planwirtschaft auf Turbo-Kapitalismus).

Und zuletzt der Pott: Wir hatten mal Zechen. Brauch ich nicht sagen, weiß jeder ;) Diese Zechen waren der Motor der NRW-Industrie. Weiß denk ich auch jeder. Es siedelte sich Metallindustrie, Chemieindustrie etc. an (Thyssen, Krupp, Henkel etc.). Selbst Automobile (Toyota, Ford, Opel). Aber alles immer auf der Basis von Kohle und Stahl und der verhältnismäßig kurzen Wege. In dieser Zeit konnte man das provinzielle Bayern gerne finanziell unterstützen (Ironie: die hatten hinterher soviel, dass sie der DDR noch einen Überlebens-Kredit geben konnten, jaja, dieser Strauss...). Weil: uns ginget ja joot! Und dann der Schock: Montan-Union, die anderen Europäer wollen auch Kohle fördern, wir mussten Subventionen abbauen. Im Bergbau waren mal über 500.000 Leute angestellt, heute sind das noch vlt. 10.000. Wie soll eine Region sowas verkraften?
Strategie in den 80er Jahren war erstmal, den "Strukturwandel" zu schaffen. uns ging es ja "noch" besser, als denen im Osten. Und da kam halt die Wende. Und da kam auch gleich der Soli. Als dann auch die auf der Kohle aufbauenden Unternehmen Angestellte entlassen haben (Thyssen, Krupp, bis hin zu Opel und Nokia) war NRW auf einmal eine Region, wo viele Menschen stark arbeitslos waren. Hinzu kommt der hohe Migranten-Anteil und deren schlechte Integration, was dann zum großen Neben-Kriegsschauplatz geworden ist (kann man da noch von "neben" sprechen, bei Leuten wie Sarazin und proNRW?). Fakt ist aber: der Strukturwandel wurde versucht, aber der Osten war schneller in den Bereichen moderne Energie, die Informatik zog es nach Franken. Was uns bleibt ist eine Wirtschaft des 20. Jahrhunderts. Auch, weil hier nicht neu investiert werden kann, da sich die Kommunen mittlerweile auch wegen des Solis stark verschulden.
Kann man da ernsthaft erwarten, dass NRW schuldenfrei bleibt? Und die Kommunen?

Daher mein Fazit:
Schafft den Soli als Ost-West-Förderung ab. Nicht aber ein Förderungsgeld für sturkturschwache Regionen (sprich: Ruhrgebiet, MeckPomm, Nordthüringen/Sachsen-Anhalt...). Und koppelt das an langfristige Bedingungen, damit nicht sowas wie im Osten passiert. Immerhin hat NRW (noch) mehr Einwohner als alle neuen Bundesländer zusammen(!)
Ein pures "wir-gegen-die" bringt jedenfalls nichts. Es ist nicht die Schuld der Ostdeutschen, noch der Bayern, dass NRW pleite ist. Es ist nur die Schuld Berlins, da nicht flexibel drauf reagieren zu können.




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