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Betreff: Mailingliste des AK Gesundheit NRW
Listenarchiv
- From: Thomas Weijers <thomasweijers AT yahoo.de>
- To: Mailingliste des AK Gesundheit NRW <nrw-ak-gesundheit AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AK Gesundheit NRW] Flugblatt der Psychiatrie-Erfahrenen
- Date: Fri, 22 Jun 2012 12:13:37 +0100 (BST)
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/nrw-ak-gesundheit>
- List-id: Mailingliste des AK Gesundheit NRW <nrw-ak-gesundheit.lists.piratenpartei.de>
Hallo Mathias,
wir hatten ja bereits über die Todesfallstatistik gesprochen und an diesem Punkt sind wir einer Meinung. Es ist notwendig objektiv zu erheben, welche Todesfälle direkt mit der Maßnahme der physischen oder medikamentösen Fixierung verbunden sind. Dies aber tatsächlich auch getrennt für diese beiden Fälle.
Raus nehmen oder extra betrachten muss man doch noch Mischfälle, also z.B. ein Patient nach schwerer Bauch OP der zusätzlich fixiert wurde. Diese Patienten werden auch mit als fixiert verstorben gezählt, haben aber eine deutlich andere Todesursache.
Diese Bewertungsparameter muss mann mit anlegen, um dann die Zahlen objektiv anwenden zu
können.
Aber wie gesagt, die Forderung ist richtig.
Auch die Anpassung an die UN Behindertenkonvention, ist unbestritten.
Thema Psych KG: Was ich noch nicht ganz verstehe ist, lehnt ihr die Maßnahme der Fixierung generell ab und sollte sie rechtlich im Rahmen von Krankenhausbehandlungen (Unabhängig von der behandelnden Fachklinik) keine Möglichkeit mehr zu diesen Maßnahmen geben?
Bzw. Welche Alternativen seht ihr zu Fixierungen (Und ich sehe das nicht als rein Psychiatrisches Problem)
Gruß
Thomas aka Mcweijers
Von: Matthias Seibt <matthias.seibt AT psychiatrie-erfahrene-nrw.de>
An: Gesundheit NRW Piraten <nrw-ak-gesundheit AT lists.piratenpartei.de>
Gesendet: 9:03 Freitag, 22.Juni 2012
Betreff: [AK Gesundheit NRW] Flugblatt der Psychiatrie-Erfahrenen
Liebe Mitglieder des AK Gesundheit,
unten stehend und in den Anlagen das
Flugblatt, das wir Psychiatrie-Erfahrene
letzten Freitag an SPD und Grüne verteilt
haben.
Freundlich grüßt Matthias
unten stehend und in den Anlagen das
Flugblatt, das wir Psychiatrie-Erfahrene
letzten Freitag an SPD und Grüne verteilt
haben.
Freundlich grüßt Matthias
Was Rot-Grün für
2 Millionen Psychiatrie-Erfahrene tun kann
2 Millionen Psychiatrie-Erfahrene tun kann
Eine qualitativ
hochwertige Versorgung fängt mit der Frage an:
Wie viele
Menschen sterben während und 12 Monaten nach einem
Psychiatrieaufenthalt? Die Daten liegen bei den Krankenkassen!
Das NRW Recht an
die UN Behindertenrechtskonvention anpassen!
Art
14.1.b: „dass das Vorliegen einer Behinderung in keinem Fall
eine Freiheitsentziehung rechtfertigt.“ Sollte man zum Verständnis nicht die
Erklärung des UN Hochkommissariat für Menschenrechte beachten[1]?
Daraus folgt, dass die Unterbringung
(= das Einsperren) nach Betreuungsrecht und PsychKG abgeschafft
wird. Und das ein Gesetz
zur Gefahrenabwehr für alle
Bürgerinnen und Bürger gelten muss. Sonst sind wir eben doch
nicht alle vor dem Gesetz gleich.
Zur Zeit darf
der nicht diagnostizierte Schläger frei herum laufen,
während der harmlose „psychisch kranke“ Schwätzer eingesperrt und mit
Psychopharmaka gefoltert wird.
Psychiatrie und
Justiz sollen bestehende Gesetze einhalten! Beispiel § 11 des
PsychKG, die Unterbringung Betroffener ist nur zulässig, wenn
die Gefahr nicht anders abgewendet werden kann. Praktisch wird
dieser Versuch nie unternommen: Bei nächtlicher Ruhestörung
könnte der Fernseher oder das Radio beschlagnahmt werden.
Aktuell steht
in § 11 PsychKG NRW statt Fremdgefährdung „Gefährdung
bedeutender Rechtsgüter anderer“. Oder: „Eintritt (des
schadenstiftenden Ereignisses) zwar unvorhersehbar, wegen
besonderer Umstände jedoch jederzeit zu erwarten ist“ aus. Was
soll das heißen? Damit kann man doch Jeden einsperren.
Wir fordern klare Formulierungen im
PsychKG NRW!
Kontakt: 0234 / 640
5102, Martin.Mayeres AT psychiatrie-erfahrene-nrw.de
Landesverband
Psychiatrie-Erfahrener NRW e.V., Wittener Str. 87,
44 789 Bochum, www.psychiatrie-erfahrene-nrw.de
V.i.S.d.P.: Martin
Mayeres, Postfach 131001, 42037 Wuppertal
[1]
UN-Hochkommissariat für
Menschenrechte 26.01.2009 zur Verbesserung des
Verständnisses der UN BRK:
Artikel 49:
Gesetzgebung, die zur Unterbringung von Menschen mit
Behinderungen aufgrund ihrer Behinderung ohne ihre freie und
informierte Zustimmung ermächtigt, muss abgeschafft werden.
Das muss sowohl die Abschaffung der Gesetzgebung umfassen, die
die Unterbringung von Personen mit Behinderung ohne deren
freie und informierte Zustimmung legalisiert, als auch die Abschaffung von
Gesetzen, die die Schutzhaft von Menschen mit Behinderung in
Fällen wie der Wahrscheinlichkeit, eine Gefahr für sich
selbst oder für andere zu sein und in allen Fällen, in
denen die Fürsorge, die Behandlung oder die öffentliche
Sicherheit mit einer vermuteten oder diagnostizierten
psychischen Krankheit verbunden wird, legalisieren.
http://www2.ohchr.org/english/bodies/hrcouncil/docs/10session/A.HRC.10.48.pdf
Warum eine
Todesfallstatistik?
Lange kann
man streiten, ob ein mit Neuroleptika ruhig gestellter
„psychisch Kranker“ ein besseres Leben führt als ein nicht
chemisch gleichgeschalteter Sonderling. Dass es ein Toter
besser als ein Lebender habe, behaupten nicht einmal
Anhänger/innen der Psychiatrie.
Um 20 bis
32 Jahre ist das Leben von Dauerpatient/inn/en der
Psychiatrie verkürzt. Selbst die Deutsche Gesellschaft für
Soziale Psychiatrie (DGSP) gibt in ihrem „Memorandum zur
Anwendung von Antipsychotika“ 20 bis 25 Jahre
Lebensverkürzung zu.
In den 90er
Jahren erschienen die 3.000 allein stationär Getöteten noch
im Statistischen Jahrbuch der BRD. Unser ständiges Hinweisen
auf diesen Missstand führte nur zur Änderung dieser
Statistik, nicht zur Änderung der Praxis.
Wir wollen
keine weiteren Studien. Jede/r, die/der mit Psychiatrie zu
tun hat, weiß um die drastisch verkürzte Lebenserwartung
Psychiatrisierter. Wir wollen einen NRW-weiten Bodycount,
damit jede/r weiß, wie viele Menschenleben die Normierung
aller Lebensbereiche durch die Psychiatrie kostet.
Psychiatrie
heilt nicht. Sonst hätten wir nicht Jahr für Jahr mehr
psychisch Kranke.
Psychiatrie
soll auch gar nicht heilen, Psychiatrie soll
Abweichler/innen aussortieren und lebenslang abstempeln.
Die
lebensverkürzenden Neuroleptika werden auch deswegen
gegeben, weil man nur so eine einmalige seelische Krise
plausibel in eine lebenslange psychische Krankheit
umdefinieren kann.
Haupteinwand
gegen unseren Wunsch nach dieser Statistik ist immer, dass
die reinen Todeszahlen ja noch nichts über die Ursache
aussagen. Aber wenn man sich weigert die Tatsache der
Lebensverkürzung auch nur an zu sehen, wird man nie auch nur
anfangen über die Ursache der Tatsache nach zu denken.
Selbstverständlich
sind es die hemmungslos verschriebenen Psychopharmaka, die
die Psychiater im Auftrag der Pharmaindustrie verteilen wie
die Jecken Bonbons beim Karneval. Und selbstverständlich
können Krankenkassen mühelos erfassen, wie viele
Psychopharmaka Patient/inn/en bekommen und dies mit der
Lebenserwartung korrelieren.
Wie sagte
uns doch der Chef einer Krankenkasse, als er eine solche
Statistik machen sollte:
„Sie haben
bestimmt Recht. Aber wissen Sie denn nicht, was das für
einen Ärger gibt?“
Wer nichts tut,
wird mitschuldig!
--
NRW-AK-Gesundheit mailing list
NRW-AK-Gesundheit AT lists.piratenpartei.de
https://service.piratenpartei.de/listinfo/nrw-ak-gesundheit
- [AK Gesundheit NRW] Flugblatt der Psychiatrie-Erfahrenen, Matthias Seibt, 22.06.2012
- Re: [AK Gesundheit NRW] Flugblatt der Psychiatrie-Erfahrenen, Thomas Weijers, 22.06.2012
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