Re: [NRW-AK-Drogen] Grundsatzprogrammentwurf: Neue Drogenpolitik-NRW

["Andi_nRw" <andi AT piratenpartei-wesel.de>]

----- Original Message ----- 
From: "Martin Koester" <martinkoesteryrthy AT googlemail.com>
To: <nrw-ak-drogen AT lists.piratenpartei.de>
Sent: Friday, July 29, 2011 9:58 AM
Subject: Re: [NRW-AK-Drogen] Grundsatzprogrammentwurf: Neue 
Drogenpolitik-NRW


> Moin Moin,

Hi Martin.
Schön, das du noch mitliest. Deine Expertise ist ja immer wieder super.

> ich würde hier gerne 2 Sachen trennen:
>
> =Opiate=
> Nach der Einteilung von Nutt et al. gehört Heroin zu den gefährlichsten 
> Drogen (schnelle Abhängigkeit, hohe Eigen- und Fremdschädigung). Ich halte 
> diese Einteilung nicht für perfekt, aber grob richtig und objektiv ist 
> sie. Daher sollte Heroin sehr wahrscheinlich weiter nicht frei verfügbar 
> sein.

Ich nehme hier mal meine Antwort an Olaf her...hatte nicht gemerkt das diese 
kommunikation privat ablief:
Natürlich gehören Opiate grundsätzlich zu den psychoaktiven Substanzen. Aber 
hier - wie auch bei deinen Beispielen - greift dann ja folgender Satz:
"Gesetze, Verordnungen und Abgaberegelungen dürfen nur zum Schutz vor 
tatsächlichen Gefahren erlassen werden..."
Und es gibt sicherlich Stoffe, die (wenn wissenschaftlich fundiert) einer 
genauen und möglicherweise auch restriktiven Regelung bedürfen. Zwar könnte 
hierbei - wie bei allen Psy-Substanzen der überzogene strafrechliche Teil 
auf Userebene wegfallen, nicht jedoch die Aufsichtspflicht bei Produktion, 
Handel und Erreichbarkeit solcher Stoffe.
Somit ist gewährleistet, dass es keine wahrlose Freigabeforderung 
gibt...sondern Substazen nur noch anhand ihrer tatsächlichen, also 
wissenschaftich nachgewiesenen (nicht nur vermuteten oder unterstellten) 
Gefährlichkeit behandelt werden... ;-)
Abgesehen davon spreche ich hier ja auch in ersten Satz schon klar von 
'objetiver Bewertung und Handhabung', nicht von unkontrollierter 
Erreichbarkeit für alle und alles.

> =Krokodil=
> Krokodil ist ein sehr bunter Mix, der auch Desomorphin enthält. 
> Desomorphin ist erst mal gar nicht so das Problem. Es ist vergleichbar mit 
> Heroin, allerdings wirkt es nur sehr kurz (2-3h) und ist daher als Droge 
> nicht gut geeignet. Das Problem am Krokodil ist die extrem schlecht 
> Aufreinigung des  Desomorphins. Da werden diverse Säuren, Lösungsmittel 
> und Oxmittel in der Heimsynthese eingesetzt und nicht sauber Abgetrennt. 
> Reines Desomorphin wäre längst nicht so giftig.

Genau das ergaben auch meine heutigen Recherchen dazu. Nichts desto trotz 
gehe ich hierbei eher davon aus, dass es ähnlich wie bei Methamphetaminen in 
der Realität doch hauptsächlich genau diese unsauberen Produktionsmethoden 
geben wird. Aber ich glaube nicht, dass solches Dreck-Desomorphin dann hier 
bei uns nennenswerte Verbreitung finden wird...hoffe da auf den 
abschreckenden Effekt des 'Verfaulens in Rekordzeit' selbst für 
Schwerstabhängige (Heroin).

> ==Lösungsansatz==
> Krokodil wird nur aus 2 Gründen überhaupt von Abhängigen verwendet. Einmal 
> ist Codein relativ leicht erhältlich und die Synthese simpel, zum anderen 
> ist es günstig. Wäre in Rußland ein auch nur im Ansatz funktionierendes 
> Substitutionsprogramm am Start oder gäbe es günstige, weniger giftige 
> Alternativen auf der Straße, wäre Krokodil kein Thema.

Davon ist Rusland mehr als weit entfernt.  Und es gibt auch keinerlei 
Ansätze da etwas zu verbessern. Die einzige 'Behandung', die ein Süchtiger 
dort bekommen kann...ist Knast.