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nrw-ag-liquiddemocracy - [NRW LiqDem] Fwd: Re: [Piraten Sachsen] Geschäftsstelle steht zur Abstimmung

nrw-ag-liquiddemocracy AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Diskussion zu Liquid Democracy in NRW

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[NRW LiqDem] Fwd: Re: [Piraten Sachsen] Geschäftsstelle steht zur Abstimmung


Chronologisch Thread 
  • From: corax <corax AT piratenpartei-nrw.de>
  • To: nrw-ag-liquiddemocracy AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [NRW LiqDem] Fwd: Re: [Piraten Sachsen] Geschäftsstelle steht zur Abstimmung
  • Date: Fri, 21 May 2010 21:14:37 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/nrw-ag-liquiddemocracy>
  • List-id: Diskussion zu Liquid Democracy in NRW <nrw-ag-liquiddemocracy.lists.piratenpartei.de>

Dies ist eine weitergeleitete Nachricht
Von : Stefan
An : sachsen AT lists.piratenpartei.de
Datum : Freitag, 21. Mai 2010, 21:07
Betreff: [Piraten Sachsen] Geschäftsstelle steht zur Abstimmung

===8<=================== Original Nachrichtentext ===================
Am Freitag, 21. Mai 2010, 10:36:32 schrieb R.:
> Hallo C., kann es sein, dass Du gerade etwas gestresst bist?
> Mein Infolehrer würde jetzt sagen: "Klick Dich doch einfach mal durch!"
> Der Sandkasten/Spielwiese ist hervorragend dafür geeignet und so einen
> kleinen Hilfetext sollte man auch noch verarbeiten können. Ich empfinde
> das System jedenfalls sehr logisch und angenehm.

Ich analysiere das mal aus der Perspektive eines Software-Entwicklers mit
Grundausbildung im Bereich der Benutzerinteraktionsforschung. Ich habe selber
erst vor etwa 3 Wochen mit LF angefangen, und zwar auf dem Dresdner
Stammtisch
unter Anleitung von T. F. Nach den ersten Vorführungen von T.
hat mir der Kopf geraucht, weil ich hinter all seinen Aktionen kein Konzept
gesehen habe. Mittlerweile weiß ich, was das alles sollte, weil ich mich auch
im Rahmen dieses Stammtischtreffens in die Konzepte und Termini von LF
reingedacht habe.

In der Benutzerinteraktionsforschung bezeichnet man dieses "Hereindenken" als
Erstellung eines mentalen Modells. Man entwickelt im Kopf ein Konzept, wie
das
System funktioniert, und kann daraus ableiten, wie sich das System in
bestimmten Situationen verhält, und wie man sich selber verhalten muss, um
bestimmte Ziele zu erreichen. Das ist nicht auf Computerprogramme beschränkt,
sondern passiert bei allem, mit dem du interagierst: Zum Beispiel entwickelt
man auch bei einer Kaffeemaschine ein mentales Modell ihrer Funktionsweise,
und kann damit aus Symptomen eines Fehlverhaltens relativ schnell auf die
Fehlerquelle schließen (außer wenn die Kaffeemaschine schlecht entworfen ist,
siehe Vollautomaten).

Das große Problem von LF ist nun, dass sein wirres Interface die Bildung so
eines mentalen Modells überhaupt nicht unterstützt. Das erklärt, warum viele
überhaupt nicht damit klar kommen. Das, was sie von LF sehen, gibt ihnen
nicht
genügend Anhaltspunkte, wie das System strukturell aufgebaut ist und wie man
es zu bedienen hat. Auf gut Deutsch: Die Lernkurve ist zu steil.

Die riesigen Hilfetexte auf vielen Seiten sind da keine Hilfestellung,
sondern
lediglich ein Symptom. Die Entwickler scheinen sich des Problems bewusst zu
sein, sehen aber kurzfristig keine Alternative, als an prominenter Stelle ein
halbes Handbuch auf jede Seite auszudrucken. Dumm nur, dass das die ohnehin
suboptimale Übersicht endgültig ruiniert.

Mir ist klar, dass hinter LF viele komplizierte Konzepte stehen (Themen mit
Initiativen, an denen man interessiert sein kann und bei denen man sein
Stimmrecht delegieren kann, sodass dann irgendwelche Quoren erreicht werden
und so weiter). Es muss aber möglich sein, diese Konzepte dem Benutzer in
einer logischen Form so zu präsentieren, dass er auch ohne externe Anleitung
oder ellenlange Hilfetexte versteht, was das System von ihm will, und was er
vom System will.

Ist dies nicht möglich, dann ist das System in dieser Form nicht mehr
tragfähig. Entweder ist es zu komplex und muss vereinfacht werden, oder es
liegt ein grundlegender Fehler in der Konzeption des Systems vor. Bei
"vereinfachen" schreien jetzt vielleicht einige auf, dass man die bestimmte
Funktion XY auf keinen Fall rauskürzen kann, weil man den Spezialfall AB
sonst
nicht mehr behandeln kann. Aber wenn so eine Vereinfachung dazu führt, dass
das System nicht für 30%, sondern für 90% der Piraten verständlich ist, bin
ich sofort dafür. Schließlich ist das oberste Ziel von LF, alle Piraten
einzubeziehen.

Oder um bei der Analogie des Kaffeeautomaten zu bleiben:
Espressovollautomaten
haben sich auch erst durchgesetzt, als man damit Espressi mit wenigen
Knopfdrücken brühen konnte. Zwar gab es auch schon vorher Espressomaschinen,
aber die erforderten eine ausgedehnte Einweisung und viel Übung. Sowas wäre
bei einem an Privatkunden kommerziell vertriebenen Automaten inakzeptabel.

Genauso ist es bei LF: Mit guter Anleitung und Zeit findet man seinen Weg
rein, aber das ist nicht das Ziel der Sache.

Gruß
Stefan
_______________________________________________
Sachsen mailing list
Sachsen AT lists.piratenpartei.de
https://service.piratenpartei.de/mailman/listinfo/sachsen

===8<============== Ende des Original Nachrichtentextes =============



--
Mit freundlichen Grüßen
mailto: corax AT piratenpartei-nrw.de

Bitte beachten: Persönliche Emails an mich, mit nicht persönlichem,
sondern politischem oder parteibetreffendem Inhalt, werde ich (im
Sinne der Transparenz) nach eigenem Ermessen veröffentlichen.
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  • From: "Stefan M." <piracymailinglists AT bethselamin.de>
  • To: sachsen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Piraten Sachsen] Geschäftsstelle steht zur Abstimmung
  • Date: Fri, 21 May 2010 21:07:26 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/mailman/private/sachsen>
  • List-id: Landesverband Sachsen <sachsen.lists.piratenpartei.de>
Am Freitag, 21. Mai 2010, 10:36:32 schrieb Pirat Ronny:
> Hallo Christian, kann es sein, dass Du gerade etwas gestresst bist?
> Mein Infolehrer würde jetzt sagen: "Klick Dich doch einfach mal durch!"
> Der Sandkasten/Spielwiese ist hervorragend dafür geeignet und so einen
> kleinen Hilfetext sollte man auch noch verarbeiten können. Ich empfinde
> das System jedenfalls sehr logisch und angenehm.

Ich analysiere das mal aus der Perspektive eines Software-Entwicklers mit
Grundausbildung im Bereich der Benutzerinteraktionsforschung. Ich habe selber
erst vor etwa 3 Wochen mit LF angefangen, und zwar auf dem Dresdner
Stammtisch
unter Anleitung von Torsten Fehre. Nach den ersten Vorführungen von Torsten
hat mir der Kopf geraucht, weil ich hinter all seinen Aktionen kein Konzept
gesehen habe. Mittlerweile weiß ich, was das alles sollte, weil ich mich auch
im Rahmen dieses Stammtischtreffens in die Konzepte und Termini von LF
reingedacht habe.

In der Benutzerinteraktionsforschung bezeichnet man dieses "Hereindenken" als
Erstellung eines mentalen Modells. Man entwickelt im Kopf ein Konzept, wie
das
System funktioniert, und kann daraus ableiten, wie sich das System in
bestimmten Situationen verhält, und wie man sich selber verhalten muss, um
bestimmte Ziele zu erreichen. Das ist nicht auf Computerprogramme beschränkt,
sondern passiert bei allem, mit dem du interagierst: Zum Beispiel entwickelt
man auch bei einer Kaffeemaschine ein mentales Modell ihrer Funktionsweise,
und kann damit aus Symptomen eines Fehlverhaltens relativ schnell auf die
Fehlerquelle schließen (außer wenn die Kaffeemaschine schlecht entworfen ist,
siehe Vollautomaten).

Das große Problem von LF ist nun, dass sein wirres Interface die Bildung so
eines mentalen Modells überhaupt nicht unterstützt. Das erklärt, warum viele
überhaupt nicht damit klar kommen. Das, was sie von LF sehen, gibt ihnen
nicht
genügend Anhaltspunkte, wie das System strukturell aufgebaut ist und wie man
es zu bedienen hat. Auf gut Deutsch: Die Lernkurve ist zu steil.

Die riesigen Hilfetexte auf vielen Seiten sind da keine Hilfestellung,
sondern
lediglich ein Symptom. Die Entwickler scheinen sich des Problems bewusst zu
sein, sehen aber kurzfristig keine Alternative, als an prominenter Stelle ein
halbes Handbuch auf jede Seite auszudrucken. Dumm nur, dass das die ohnehin
suboptimale Übersicht endgültig ruiniert.

Mir ist klar, dass hinter LF viele komplizierte Konzepte stehen (Themen mit
Initiativen, an denen man interessiert sein kann und bei denen man sein
Stimmrecht delegieren kann, sodass dann irgendwelche Quoren erreicht werden
und so weiter). Es muss aber möglich sein, diese Konzepte dem Benutzer in
einer logischen Form so zu präsentieren, dass er auch ohne externe Anleitung
oder ellenlange Hilfetexte versteht, was das System von ihm will, und was er
vom System will.

Ist dies nicht möglich, dann ist das System in dieser Form nicht mehr
tragfähig. Entweder ist es zu komplex und muss vereinfacht werden, oder es
liegt ein grundlegender Fehler in der Konzeption des Systems vor. Bei
"vereinfachen" schreien jetzt vielleicht einige auf, dass man die bestimmte
Funktion XY auf keinen Fall rauskürzen kann, weil man den Spezialfall AB
sonst
nicht mehr behandeln kann. Aber wenn so eine Vereinfachung dazu führt, dass
das System nicht für 30%, sondern für 90% der Piraten verständlich ist, bin
ich sofort dafür. Schließlich ist das oberste Ziel von LF, alle Piraten
einzubeziehen.

Oder um bei der Analogie des Kaffeeautomaten zu bleiben:
Espressovollautomaten
haben sich auch erst durchgesetzt, als man damit Espressi mit wenigen
Knopfdrücken brühen konnte. Zwar gab es auch schon vorher Espressomaschinen,
aber die erforderten eine ausgedehnte Einweisung und viel Übung. Sowas wäre
bei einem an Privatkunden kommerziell vertriebenen Automaten inakzeptabel.

Genauso ist es bei LF: Mit guter Anleitung und Zeit findet man seinen Weg
rein, aber das ist nicht das Ziel der Sache.

Gruß
Stefan
_______________________________________________
Sachsen mailing list
Sachsen AT lists.piratenpartei.de
https://service.piratenpartei.de/mailman/listinfo/sachsen

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