Re: [Neuss] Das Leben schreibt die besten Satiren

[Mainframer <Mainframer AT web.de>]

Richtig, aber das waren dann nicht mehr die Bürgerwehren im ursprünglichen Sinn, sondern Freikorps, die sich aus Freiwilligen, meistens Studenten, zusammensetzten. 
Von einem dieser Freikorps, das preußische "Lützowsche Freikorps", gegr. 1813, besser von deren Uniform, stammen unsere Nationalfarben: der schwarze Sonntagsrock, den sowieso (fast) alle hatten, wurde mit roten Ärmelaufschlägen und goldenen Knöpfen garniert. Wer einen andersfarbigen Sonntagsrock besaß, färbte ihn auf schwarz um.
Diese Freikorps kämpften dann auch in den Befreiungskriegen (gegen Napoleon).
Leider ging der Freiheitsgeist dieser Freikorps nach der bürgerlichen Restauration 1849 den Bach 'runter und es etablierte sich ein raektionäres Gedankengut, das in der Weimarer Republik zur "Hochform" auflief, und z. B. in der Ermordung von Karl Liebknecht,  Rosa Luxemburg (durch Angehörige der 1. Garde-Kavallerie-(Schützen)-Division), Matthias Erzberger und Walter Rathenau  (beide durch Angehörige der "Brigade Erhardt", auch "Organisation Consul" (O.C.) genannt, glühende Anhänger Adolf des Überflüssigen), mündete, diese Freikorps wurden dann später von selbigem Adolf in die SA eingemeindet.

Matthes

Am 8. Dezember 2010 15:18 schrieb Elle Mudkips <forschungstorte AT googlemail.com>:

stimmt! da war doch was. ich kenn das halt von meiner gegend wo die bürgerwehren auch mit der zeit und napoleon stark im gedächtnis geblieben sind. ist ja genauso wie im alten rom oder athen.

Am 8. Dezember 2010 15:12 schrieb Mainframer <Mainframer AT web.de>:

Hab' ich eben vergessen:
"... die tradition des schützenfestes hat auch was mit der zeit damals zu tun ..." - nicht mehr mit 1848.
Die Bürgerwehren entstanden in einer Zeit, als es noch keine stehenden Heere gab und die Städte sich selbst gegen räuberische Provinzfürsten wehren mußten (soweit sie sich nicht selbst dem Kaiser (HRR) unterstellt hatten. Die Gilden der Handwerker und Kaufleute stellten damals aus ihren Reihen diese Bürgerwehren. Seit damals gibt's auch den heute negativ besetzten Begriff des "Spießbürger": für jeden Bürger war es eine Ehre und Verpflichtung auf der Stadtmauer mit dem Spieß (nein, nicht der Feldwebel im Kirmeszug) "seine" Stadt zu verteidigen.

Matthes

Am 8. Dezember 2010 14:50 schrieb Elle Mudkips <forschungstorte AT googlemail.com>:

bingo! hab ichs mir doch gedacht, dass das hecker-hüte sind die ihr in der gilde habt (haut mit der faust auf den tisch und grinst)
ratemal, wer ne piratige fassung vom heckerhut auf dem bundesparteitag anhatte. moi. und nur die freiburger piraten haben es erkannt. ich finde wir sollten alle mehr heckerhüte tragen.
carl schurz nebst hecker ist mir als freiburger ein begriff. ;> der hecker war auch ein weinzüchter und hat durch seine korrespondenz mit andolf (?) blankenhorn einem winzer aus dem tiefen südwesten, seine ur ur ur wasimmer enkelin kenn ich, wilde reben aus amiland importiert um den genpool der europäischen reben zu "erfrischen".

ja die tradition des schützenfestes hat auch was mit der zeit damals zu tun.. diese bürgerwehren die BEschützten. Tolles Thema.

Elle

Am 8. Dezember 2010 14:26 schrieb Mainframer <Mainframer AT web.de>:

Ja, und der Friedrich Hecker ist im September 1848 in die USA emigriert, dort traf er dann andere "Achtundvierziger" wie Karl Schurz (der spätere Innenminister der USA) wieder.
Der Hut der Schützengilde ist dem "Hecker-Hut" nachempfunden (das wissen selbst in der Gilde nur wenige)

Matthes

Am 8. Dezember 2010 14:11 schrieb Elle Mudkips <forschungstorte AT googlemail.com>:

... von wegen hang 'em high: da fällt mir ein traditionelles lied aus meiner badischen heimat ein:

"wenn die leute fragen: "lebt der hecker noch?",
Könnt ihr ihnen sagen: "Ja er lebet noch!"
Er hängt an keinem Baum,
er hängt an keinem Strick,
sondern an dem  Traum
der Freien Republik..."

irgendwie passt der name hecker (friedrich) hier so gut. irgendwie... fragt mich nicht warum :o)

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