[MS Piraten] Landtagswahl Schleswig-Holstein

[Peter Hemecker <Peter+Hemecker AT news.piratenpartei.de>]

Hallo !
Bei der Wahl in Schleswig-Holstein bestätigt sich bei den beiden großen 
Parteien der Trend vom Saarland:

Die SPD kommt mit 27,2 % auf ihr zweitschlechtestes Ergebnis seit 1947 
(nur 2009 war noch ein wenig schlechter). Der Schulz-Effekt war somit eine 
Ente; eine gute Analyse dazu gibt die ZEIT-online:

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-05/spd-schleswig-holstein-landtagswahl-martin-schulz

Die CDU (32,0 %) ‚triumphiert‘ über ihr drittschlechtestes Ergebnis 
seit 1954 (17 Landtagswahlen – nur 2009 und 2012 waren unwesentlich 
schlechter).

Grüne (12,9 %) und FDP (11,5 %) sind mit ihren charismatischen 
Spitzenkandidaten ungewöhnlich hoch. SSW (3,3 %), Linke (3,8 %) und AfD 
(5,9 %) bleiben vergleichsweise niedrig.

Bei uns Piraten hat man den Eindruck, dass unsere Wähler nicht so richtig 
die Bedeutung der Erst- und Zweitstimme kennen; in der Regel haben 
nämlich nur CDU und SPD besserer Erst- als Zweitstimmenergebnisse:

Piraten landesweit: Erststimme 1,5 %, Zweitstimme 1,2 %; in den großen 
Städten ist das noch krasser: Kiel (2,0/1,5), Lübeck (2,0/1,4), 
Flensburg (1,9/1,3), Itzehoe (3,0/1,4), Husum (2,0/1,3), Sylt (1,8/1,1), 
usw.

Gute Ergebnisse gab es bei den Zweitstimmen in Glückstadt (3,0 %) und auf 
der Hallig Gröde (33,3 %), bei letzterer gab es aber nur 9 Wähler 😊.

In NRW haben wir das m.E. deutlich prägnantere Programm im Vergleich zu 
SH. Micheles Auftritt im WDR (7 Spitzenkandidaten) ist überall positiv 
angekommen, die Grünen dürften in NRW deutlich schlechter liegen, sodass 
ich für uns ein besseres Ergebnis als in SH erwarte. Allerdings ist die 
Vorgabe durch SH eine Woche vor unserer Wahl nicht besonders förderlich 
für ein gutes Ergebnis. Man kann nur hoffen, dass unsere Zielgruppe sich 
nicht sonderlich mit Wahlergebnissen aus anderen Bundesländern 
beschäftigt.

Was Birgit und ich immer wieder feststellen ist, dass wir Piraten durchaus 
Sympathien genießen, dass wir andererseits aber irgendwie aus dem 
Blickwinkel der Bevölkerung geraten sind. Viele scheinen überhaupt nicht 
auf dem Schirm zu haben, dass man uns auch wählen kann, bzw. wählen 
muss, wenn man eine Alternative zu SPDCDUGRÜNEFDP haben will. Linke und 
AfD sind definitiv k e i n e Alternativen.

Ein typisches Beispiel erlebte ich neulich bei der Gründung einer 
Bürgerinitiative mit über 100 Teilnehmern: Als Einziger bekam ich für 
mehrere Wortbeiträge (z.T. brandenden) Applaus, mein Hilfsangebot (als 
Mitglied der Bezirksvertretung) wurde gerne angenommen; Hinweisen und 
Ratschlägen wurde interessiert zugehört.

Als ich schon kurz davor war abzuheben („hier hast Du 100 neue Wähler 
für die Piraten“ hatte ich gerade gedacht), wurde ich jäh in die 
Realität zurückgeholt: Der stellvertretende Vorsitzende sagte gegen Ende 
der Veranstaltung „Man weiß ja jetzt gar nicht mehr, wen man wählen 
kann; ‚unsere CDU‘ hat uns verraten; sonst hat man bei solchen 
Anliegen wenigstens die Grünen auf seiner Seite, aber die sind ja im Rat 
auf Seiten der CDU; wen soll man jetzt noch wählen ?“ Nur ein junger 
Mann sagte – auf mich zeigend - leise (mehr traute er sich nicht) „Ja 
eigentlich dann doch die Piraten“ und schmunzelte dabei verlegen.

M.a.W.: Die Bevölkerung findet sicherlich das eine oder andere gut was 
wir machen und welche Ideen wir haben; aber sie scheint nicht auf dem 
Schirm zu haben, dass man uns dann auch wählen sollte.

Hieran gilt es zu arbeiten.

VG Peter